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Liebes Tagebuch

Veröffentlicht von frcx am

Einen festen Platz in dieser Zeitung besitzt die Rubrik, in der Leser aus ihrem schwierigen Alltag berichten. Doch spannende Erzählungen gibt es nicht nur aus der Welt des Gassigehens. Auch andere Autorinnen und Autoren erleben packende Alltagsgeschichten, die nur darauf warten, vor einem interessierten Publikum ausgebreitet zu werden. Während der jüngsten Verhandlungen zur Erhöhung des Artikelhonorars gelang es der Redaktion unbemerkt, einen Blick in das Tagebuch von frcx zu werfen. Und wie dort täglich die Welt gerettet wird, möchten wir der geneigten Leserschaft keineswegs vorenthalten.

Mittwoch, 11. September morgens
Nach Mailand zum Shoppen. Aber nicht mit dem umweltschädlichen Flugzeug. Doch nicht mit mir. Ich brettere lieber mit dem SUV sportlich über die Alpenpässe.

Mittwoch, 11. September nachmittags
Nufenenpass und dann weiter die Bergstrecke durchs Tessin. Die schwarze Rauchspur aus dem Auspuff bei Vollgas in den Kurven. Das kann nur ein alter Diesel. So macht SUV-Fahren Spass!

Donnerstag, 12. September
Die Verkäuferin hat mir alles in zwei riesige Papiertüten gepackt. Plastiktüten hatte sie angeblich keine. Schade. Abends dann lecker Bistecca alla Fiorentina. Veganer tun mir leid. Was geht schon über ein riesiges gegrilltes T-Bone Steak?

Freitag, 13. September morgens
Dieses herrliche Gefühl, an der Tankstelle in Domodossola zu stehen und 90 Liter frischen Diesel in den Tank des SUV laufen zu lassen. Jetzt geht‘s den Simplon hoch, die Rhône entlang und danach weiter nach Südfrankreich. Ob ich wieder geblitzt werde?

Das Ziel der Reise: Ein verträumtes kleines Fischerdorf am Mittelmeer

Freitag, 13. September abends
Auf der Autoroute du Soleil kurz vor Avignon. Humor haben sie ja, die Franzosen. Stellen zwei Alibi-Windräder gleich neben das Kernkraftwerk Tricastin. Vier Blöcke Kernkraft und zwei Windrädchen. Da sieht man schon von der Autobahn aus, wo der Hammer hängt.

Samstag, 14. September
Endlich angekommen. Frühstück im Café Senequier, am Hafen von Saint-Tropez. Tunke mein Croissant in den Kaffee. Meine Güte, können die Franzosen gut flirten! Da ist ein Mann noch ein Mann und eine Frau noch eine Frau. Die Sonnengebräunte und der Schnauzbart am Nachbartisch landen bestimmt gleich im Bett.

Sonntag, 15. September
Die Entrecôte im Restaurant kostete ein halbes Vermögen. Naja, Saint-Tropez eben. Und morgen ein saftiges Rindersteak. Mit dem Fracht-Jumbo frisch eingeflogen aus Argentinien.

Montag, 16. September morgens
Im Auchan bei Gassin ein Bündel Plastik-Strohhalme besorgt. Die waren so billig, da stecke ich mir doch gleich zwei auf einmal in die französische Wegwerfflasche. Pfand kennen sie hier zum Glück ja nicht. Was für ein freies Land.

Montag, 16. September abends
Spaziergang am Strand von Pampelonne. Früher habe ich nur den Plastikdeckel in den Sand geworfen. Seitdem die Deckel befestigt sind, werfe ich halt die ganze Flasche ins Meer. Tschüss und weg!

Dienstag, 17. September
So warm ist es im Herbst in Saint-Tropez abends dann doch nicht mehr. Gut, dass es hier eine Pool-Heizung hat. Die lasse ich jetzt Tag und Nacht laufen. Ist doch alles billiger Atomstrom hier. Was für ein glückliches Land.