Modenschau in Markscheid
An diesem Wochenende war es endlich so weit: Giovanni Asciutto präsentierte im heimischen Markscheid seine neue Herbstkollektion „Borsa Testa“, welche auch im hiesigen Supermarkt an der Stange erhältlich sein wird. Bereits seit Monaten wurde an jeder Bushaltestelle für das Ereignis geworben. Starmodel Nora Grace Miccolini diente dabei als visueller Appetizer und wurde bereits vom stadtansässigen Künstler in dem 25-teiligen Werk „Die elementaren Formen der Nora Grace Miccolini“ mit Ton aus Bulgarien verewigt. Markscheids Elitejournalist Klaus Malzwasser-Nesytowski plante eine Talkrunde zu dritt, konnte jedoch nur Miccolini dafür gewinnen. Giovanni Asciutto war bereits mit dem Taxi zum nächsten Schnellbahnhof gefahren und erklärte hastig, er wolle „die Schienen wegziehen bis Berlin“.
Klaus Malzwasser-Nesytowski: Frau Miccolini, Sie konnten das Publikum heute begeistern – nicht nur für die Kollektion, sondern auch von sich. Wann war ihr wirklicher Beginn in der Modelszene?
Nora Grace Miccolini: Ehrlich gesagt habe ich nie Fuß in dem Geschäft fassen können, weil ich nur 1.53m groß bin. Naja, für irgendwelche unwichtigen Auftritte reicht es natürlich, aber den großen Fang werde ich da wohl nie machen. Zu Filmen werde ich auch nie gebucht, weil meine Stimme zu schlecht ist und ich vom Format her kaum ins Bild passe. Außer in Schmuddelfilmen vielleicht, aber das habe ich nie gemacht. Kennen sie die Geschichte, in der ein…
KMN: … nein, Frau Miccolini. Sie waren vor ihrem Modeldasein 5 Jahre lang Telefonistin. Wollten Sie „mal was anderes“ machen, oder war es die blanke Not?
NGM: Wer hat ihnen denn das erzählt?
KMN: Im Publikum war … nun … so genau weiß ich es auch nicht. Mein Vizepraktikant hat… was haben sie denn gemacht?
NGM: Ich habe 5 Jahre Musik, Physik und Volkswirtschaftslehre studiert. Sicherlich hatten wir da auch ein Telefon, aber wie ich bereits sagte: mit meiner Stimme leere ich ganze Stadien. Es war auch eine gute Zeit um Vorwärts zu kommen. Wenn ich irgendwas aus blanker Not mache, dann ist es diese demütigende Fleischbeschau vor sabbernden Provinzlern hier. Heute war Gott sei dank das letzte Mal, dass ich das machen musste. Immerhin konnte ich was über Stil und Ausdruck lernen. Endlich nicht mehr eine Vorlage sein für übergewichtige und verdummte …
KMN: … ja, da ist sicherlich was dran. Diese Kombination ist etwas komisch, oder? Was Interessierte sie an diesen Fächern?
NGM: Naja, ich komponiere schon seit Jahrzehnten Musik und da lag eine Vertiefung meiner Kenntnisse in physikalischen Zusammenhängen nahe. Auch wenn mir mein Wissen über analoge Technik bei der fast vollständigen Digitalisierung heute nicht viel bringt, habe ich doch zumindest einen Einblick in die Geschichte der Sache bekommen. Den ARP2600 brauche ich nicht zu klonen. Den baue ich selbst, wenn ich will. Ich baue ständig irgendwelche Instrumente zusammen.
KMN: Und Volkswirtschaft? Wie passt das da rein? Haben sie politische Ambitionen?
NGM: Ich? Politische Ambitionen? Stellen sie sich mich mal auf dem Podium vor, wie ich eine brillante Rede schwinge: da kann ich noch so gute Inhalte haben – meine Stimmbänder bringen noch jedem zum weglaufen. Nein, wissen sie, ich habe bevor ich anfing zu studieren mal einen Bericht über Delphine und Fischfang gelesen. Da war ich geschockt, was mit den Tieren so gemacht wird. Dann…
KMN: Delphine! Wie süß! Ich bin in einer „Thunfischfreie-Delphine“ Gruppe bei Facebook und wir haben auch schon unser erstes Thunfischbaby retten können. Demnächst…
NGM: … es geht nicht darum Thunfischbabys zu retten. Oder Delphine. Greenpeace z. B. ist nur ein Symptom für eine viel tiefergehende Problematik. Die Analysen von Adam Smith bis heute legen nahe, dass der Markt eben nicht alles regelt und nicht die Steigerung der Produktivität, sondern der ausschließliche Fokus auf Gewinnsteigerung bei gleichzeitigem Beharren auf deregulierten Wirtschaftskreisläufen, bei denen wir aber eingreifen sollten – z. B. im Falle der Delphine, so zerstörerisch ist. Es ist Wachstum möglich, ohne in Kauf nehmen zu müssen, dass exponentiell…
KMN: …was?
NGM: Herr Malzwasser-Nesytowski, wann war ihr wirklicher Beginn als Journalist?
KMN: Das war in einer Bretterbude bei Markt-Indersdorf. Wir sind dann nach Herdwangen-Schönach umgezogen, in einen stillgelegten Ziehbrunnen. Nach 2 Jahren sind wir dann nach Markscheid gekommen und bekamen von einem … ähm … wurden von der Stadtverwaltung beauftragt über die Dinge hier zu berichten.