Der Schleuservertrag
Da sich in letzter Zeit zu Wasser und zu Land und vor allem auf den Strassen Unfälle mit teilweise lebensgefährlichen Transportmitteln der Schleuserindustrie häufen, hat die Markscheider Stadtverwaltung folgende Massnahmen beschlossen:
Die Transportfirma Edi Blitzer GmbH erhält einen Exklusivvertrag für künftige Einreiseaktivitäten von Asylsuchenden und Migranten. Der Kontrakt gilt für die Dauer von vier Jahren und kann bei Bedarf verlängert werden.
Damit die Sicherheit der Reisenden verbessert wird, sollen nur noch markscheid-zertifizierte Schleuserfahrer Transportmittel lenken dürfen. Diese Fahrer müssen ein Schleuser..äh Schleuderkursdiplom und eine Rennlizenz (Kat. Rallye C) vorweisen. Somit ist gewährleistet, dass es nicht mehr zu erfolgreichen Verfolgungsjagden mit der Polizei kommt und wenn doch, dass mindestens 50% der Reisenden einen Sitzplatz mit Belüftung (klimatisiert) und Sicherheitsgurt haben. Für die Verkehrstauglichkeit der Transportmittel selbst garantiert die Edi Blitzer GmbH.
Der Vertrag wurde in streng geheimen Verhandlungen EU-konform angefertigt und über den Cashflow wurde Stillschweigen vereinbart. Das heisst, dass der Vertrag (allerdings mit einigen geschwärzten Passagen) im Rathaus auf Verlangen und gegen Vorzeigen von gültigen Ausweispaieren einsehbar sein wird.
Damit kann, wie Frau Crohn-Corque, die geliebte Bürgermeisterin höchstpersönlich informierte, „ein Pflock eingeschlagen werden, der der Schleusermafia wohl den Todesstoss versetzen wird. Es ist uns ein grosses Anliegen, dass auch ärmere Bevölkerungsschichten anständig migrieren können“.
Künftig werden also Flüchtlinge oder solche, die sich als Flüchtlinge erklären, sicherer einreisen können. Die Einreisegebühr soll dem Vernehmen nach weit unter den bisherigen Gebühren von 4000 bis 5000€ liegen. Der Zentralrat der Schleuserorganisationen hat allerdings bereits gegen diese Dumpingpreise und überhaupt gegen die staatliche Einmischung protestiert, obwohl noch gar nicht bekannt ist, wie hoch (oder tief) diese Gebühren denn nun sein werden.
Aber eines kann gesagt werden: Reisen nach Markscheid werden für Flüchtlinge endlich weniger gefährlich und komfortabler werden. Die Bundesinnenministerin zeigte sich denn auch sehr zufrieden über diesen doch etwas unkonventionellen Vorstoss der Markscheider Verwaltung und sagte dazu bloss: „Diese Idee hatte ich schon lange, allerdings fehlte mir wegen des Wahlkampfs die Zeit dafür. Aber wir begrüssen das!“
Auch Edi Blitzer zeigte sich erfreut und gab bekannt, dass er wohl ein joint venture mit Reisebüros in Afghanistan, Palästina, Syrien und Somalia eingehen werde, bevor er mit seinem Betrieb an die Börse gehe. „Da ist viel Kohle drin und das auch noch für einen guten Zweck!“