Das Augsburger Poller-Ballett
Augsburg, die Stadt der Fugger, der Puppenkiste und nun – des mobilen Poller-Balletts! Was für den Normalbürger wie ein fortwährendes Rätselraten um die Zufahrtswege zum Weihnachtsmarkt anmutet, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als hochkomplexes, urbanes Kunstprojekt, das die Grenzen zwischen Sicherheit, Ästhetik und reinem Chaos spielerisch verschwimmen lässt.
Die Vision des „Poller-maestro“
Hinter diesem epochalen Vorhaben steckt niemand Geringeres als der geheimnisvolle „Poller-maestro“ (Name der Redaktion bekannt, aber aus Sicherheitsgründen – und um die mystische Aura zu wahren – zurückgehalten). Seine Vision: Eine dynamische Stadtlandschaft zu schaffen, die sich ständig neu erfindet. „Warum statisch sein, wenn man fließend sein kann?“, so der Poller-maestro in einem seltenen Interview, während er mit einem Zollstock und ernster Miene die Position eines Betonpollers um 3,7 Zentimeter korrigierte. „Jeder Poller, jede Absperrung ist ein Pinselstrich in der Leinwand der urbanen Transformation.“
Phasen des Projekts: Von der Avantgarde zur Postmoderne
Das Projekt, das ursprünglich unter dem Arbeitstitel „Weihnachtsmarkt-Sicherung 2.0“ lief, wurde von Insidern schnell als „Poller-Performance-Kunst“ anerkannt und durchläuft verschiedene „Phasen“:
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Phase 1: Das „Findet den Eingang“-Labyrinth (Die Avantgarde) Die erste Phase, pünktlich zum Beginn des Weihnachtsmarktes, zeichnete sich durch eine scheinbar willkürliche Anordnung der Poller aus, die Autofahrer und Fußgänger gleichermaßen in den Wahnsinn trieb. „Es ist eine Hommage an den Minotaurus-Mythos“, erklärte der Poller-maestro. „Der Bürger wird aktiv in das Kunstwerk einbezogen, muss sich orientieren, Wege suchen und letztlich – sich selbst finden. Oder den Glühweinstand.“ Kritiker feierten die „interaktive Desorientierung“ als bahnbrechend.
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Phase 2: Die „Täglich neue Perspektive“-Installation (Der Kubismus) In dieser Phase, die sich durch tägliche oder sogar stündliche Verschiebungen auszeichnet, werden die Poller in immer neuen Konstellationen präsentiert. Mal blockieren sie einen bekannten Durchgang, mal öffnen sie einen unerwarteten Spalt. „Wir spielen hier mit den Raumdimensionen“, erläutert der Künstler. „Einmal ist die Bürgermeister-Fischer-Straße ein Flussbett, dann wieder eine unüberwindbare Bergkette. Der Betrachter muss seine Wahrnehmung ständig anpassen – wie bei einem kubistischen Gemälde.“ Die Reaktionen der Einzelhändler reichen von „genial“ bis „Ich komme morgen nicht mehr in mein Geschäft!“ – was der Poller-maestro als „gesunde Polarisierung“ interpretiert.
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Phase 3: Das „Was zum Teufel soll das?“-Manifest (Die Postmoderne) Die aktuelle Phase ist geprägt von einer gewissen Nihilismus. Poller erscheinen und verschwinden ohne ersichtlichen Grund, manchmal tauchen sie an Orten auf, wo sie absolut keinen Sinn ergeben – mitten auf einem leeren Platz, oder vor einer Wand. „Dies ist die ultimative Aussage gegen die Tyrannei der Logik“, so der Poller-maestro mit leuchtenden Augen. „Es ist die Schönheit des Absurden, die wir hier zelebrieren. Das Nicht-Verstehen ist Teil des Verstehens.“ Pendler und Lieferanten, die verzweifelt versuchen, ihre Ziele zu erreichen, werden dabei zu unfreiwilligen Akteuren in diesem „Theater des Absurden“.

Poller machen gute Laune
Die Rezeption in der Kunstwelt
Die Kunstszene zeigt sich begeistert. Galeristen aus aller Welt reisen an, um das „Augsburger Poller-Ballett“ live zu erleben. Es wird bereits über eine Ausstellung im MoMA nachgedacht, bei der Fotos und Videoinstallationen der verschiedenen Poller-Konstellationen gezeigt werden sollen. Ein renommierter Kunstkritiker schwärmte: „Nie zuvor wurde die urbane Sinnhaftigkeit so tiefgründig hinterfragt und gleichzeitig so charmant untergraben. Es ist ein Protest gegen die Geradlinigkeit und eine Ode an die Umwege des Lebens.“
Fazit: Ein bewegtes Vermächtnis
Während die einen über die Sinnhaftigkeit der Poller-Verschiebungen rätseln, die anderen fluchend im Kreis fahren und wieder andere einfach nur versuchen, ihren Glühwein unfallfrei zum Mund zu führen, schreibt Augsburg mit dem „Mobilen Poller-Ballett“ Kunstgeschichte. Es beweist einmal mehr: In der schwäbischen Metropole ist selbst die größte Baustelle – oder Absperrung – ein potenzielles Meisterwerk. Und wer weiß, vielleicht sind die Poller ja nicht nur zur Sicherheit da, sondern um uns daran zu erinnern, dass das Leben ein ständiger Tanz ist, in dem wir manchmal einfach improvisieren müssen.