Schnurbelpurz oder der erste Alien in Markscheid
Über das bisher wenig beachtete, weil kurze und schmerzvolle, aber dennoch sensationelle Ereignis, das sich dereinst zutrug, soll an dieser Stelle berichtet werden: Der weltweit erste Besuch eines Aliens in Markscheid. Leider blieb es aus unerfindlichen Gründen bei diesem einen Besuch. Während einer Audienz der MamM erinnert sich die Bürgermeisterin bei einem Tetrapack erlesensten Rotweins aber noch sehr genau.
„Etwas knarzte total laut, als es mitten in der Nacht auf dem Boden im Fickwalder Forst aufsetzte. Das war aber auch kein Wunder, da die Ranger immer wieder vergessen hatten, dort mal ordentlich staubzusaugen, obwohl ich es ihnen mehrmals gesagt hatte. Jedenfalls rannten wir, ich im Negligé, Dr. Scheider im Feinripp und noch andere Untertanen mit wehenden Haaren zum Ort des Geschehens und waren sehr verwundert, als plötzlich ein in den vielfältigsten Farben oszillierendes Wesen aus einem ungewöhnlichen Mobil stieg und sich sogleich als Schnurbelpurz vorstellte. Die Verständigung war zunächst schwierig, aber da die Markscheider es ja gewohnt sind, ständig aneinander oder an Problemen vorbei zu reden, stellte auch dies letztendlich keine Hürde dar. Nachdem das Kennenlernen erledigt war, lud ich Schnurbelpurz ein, ihm bei Tagesanbruch die Stadt zu zeigen. Vorher sollte er aber noch die Markscheider Gastfreundschaft genießen und in der örtlichen Pizzaria gestärkt werden. Leider lief der oszillierende Schnurbelpurz daraufhin grün an, was wohl maßgeblich zur Legendenbildung der grünen Männchen beitrug.
Am nächsten Morgen ging es dann aber los. Zunächst besuchten wir die Kinderkaderschmiede. In einem typisch für die Markscheider Architektur heruntergekommenen Bildungsgebäude saßen die 3-5-Jährigen (wie mit dem Lineal ausgemessen) auf ihren Stühlen und warteten auf ihre Pille. Danach machten sie sich sogleich an ihre Hyroglyphentafeln und chinesischen Schriftzeichen. Die hereindringenden Sonnenstrahlen und das nervige Gezwitscher der fliegenden Zunft war glücklicherweise mit Jalousien ausgesperrt. Leider wurde Schnurbelpurz weder mit Neugier, Euphorie noch sonstwie von den Kleinen begrüßt, die ganz vertieft über ihren Aufgaben brüteten, sodass Schnurbelpurz nach kurzer Zeit darum bat, zur nächsten Sehenswürdigkeit gebracht zu werden. Dabei stellte er mit Freude fest, dass wir Markscheider schon in der Lage sind, Werkzeug zu benutzen. Neugierig betrat Schnurbelpurz dann auch den Store der Apps für Apes. Dort kann man ja wirklich alles kaufen um zu lernen, wie man richtig schläft, isst oder atmet oder auf welchen Seiten man bei einem gemütlichen Abend mit Freunden am besten sörft.
Schließlich ging es noch in unser umfunktioniertes Museum, in dem an jedem Kunstwerk ein Preis angebracht ist, damit die Besucher gleich erkennen können, was bessere Kunst ist als andere. Am Ende der Stadtführung latschten wir dann noch in unsere Vorzeigefirma, in diesen Tempel aus Glas und Beton, wo ganz oben der Firmenkönig residiert, umgeben von drölf prall gefüllten Kühlschränken, die zwar bis auf einen alle immer wieder neu befüllt werden müssen, weil alles darin vergammelt, aber wer bitteschön kann schon soviel essen? Der König war an dem Tag sehr beschäftigt, weil er von seinen Honorarkräften, die gerne auch noch mitten in der Nacht für ihn bereit standen (schließlich warteten zuhause nur hungrige Mäuler auf sie), ständig eine neue Power-Point-Präsentation verlangte, welches seiner drölf goldenen Autos er denn nun als nächstes fahren sollte, sodass er für den wunderschönen Schnurbelpurz leider keine Zeit hatte.
Beim Abschied zeigte sich Schnurbelpurz von seinem Besuch in Markscheid dann auch sehr beeindruckt und verabschiedete sich mit den Worten: „Ich rufe an, ganz bestimmt. Versprochen!“