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Die Hexenleugner

Veröffentlicht von El Blindo am

Kennen sie so etwas auch? Sobald sie im Internet unterwegs sind, werden sie mit einer Vielzahl von Fake News und absurden Verschwörungstheorien aus fragwürdigsten Quellen konfrontiert, die unseren demokratischen Rechtsstaat gefährden und darauf abzielen, das Vertrauen der Bürger in dessen Institutionen zu untergraben. Die „Markscheid am Mittwoch“ hält jetzt aktiv dagegen und entlarvt die Lügen im Netz, bis auch der dümmste und verbohrteste Bürger begreift, daß es niemals so etwas wie eine „Verschwörung“ gab und auch nie geben wird.

Zu den „Dauerbrennern“ der Internethetzer gehört die Behauptung, Hexen und Zauberer habe es nie gegeben, ihre langjährige Verfolgung sei ein furchtbares Unrecht gewesen. Die Anhänger dieser kruden Theorie sind inzwischen als sogenannte Hexenleugner bekannt. Wir sprachen über solche Behauptungen mit unserem Geschichtsexperten Professor Doktor Drostenmüller von der „Historischen Gesellschaft Markscheid“:

MamM: „Herr Professor Doktor Drostenmüller, was halten sie von der Ansicht, die Hexenverfolgung in der frühen Neuzeit sei Ergebnis einer Massenhysterie gewesen, in Wahrheit sei die Ausübung dunkler Künste nur ein Hirngespinst der damaligen Zeit?“

Drostenmüller: „Die Anhänger dieser abseitigen Idee machen es sich schon sehr einfach. Die stellen eine steile These in den Raum und liefern dafür nicht den Hauch eines Beweises. Lassen sie uns zunächst kurz die Fakten betrachten. Der Höhepunkt der Hexenprozesse in Europa liegt zwischen den Jahren 1550 und 1650. Es gibt aus dieser Zeit ein Vielzahl eindeutiger Belege für die Aktivitäten von Personen, die mit dem Teufel im Bunde standen und Zauberei praktizierten. Da wären zunächst einmal viele tausend Seiten an Gerichtsakten, die uns erhalten geblieben sind. Die Vorträge der Ankläger, die Urteile der damaligen Justiz und nicht zuletzt die Einlassungen von Zeugen und den Beschuldigten selbst lassen keinen Raum für ernsthafte Zweifel am Hexenunwesen in diesen Tagen. Wir sprechen von einer Zeit, in der pandemische Seuchen, furchtbare Kriege und ein tiefgreifender klimatischer Wandel, die sogenannte ‚Kleine Eiszeit‘, stattfanden. Klingt irgendwie bekannt, nicht? (Professor Doktor Drostenmüller lächelt an dieser Stelle vielsagend; Anmerkung der Redaktion) Welche andere rationale Erklärung für das gehäufte Auftreten all dieser Phänomene sollte es denn bitteschön geben, wenn wir nicht Beweise hätten über die verstärkten Aktivitäten von Menschen, die schwarze Magie ausübten, um ihren Mitbürgern zu schaden und dem Teufel zu dienen?
Übrigens wurden die Hexenprozesse von den klügsten und kritischsten Geistern ihrer Zeit, wie etwa dem Doktor Martin Luther oder auch Johannes Calvin, ausdrücklich unterstützt. Und die sollen Einbildungen nachgejagt sein? Das ist absurd.“

Beweisfoto aus dem Jahre 1613

MamM: „Die Hexenleugner behaupten, die Geständnisse in den damaligen Prozessen seien durch den Einsatz der Folter gegen die Angeklagten zustande gekommen …“

Drostenmüller: „Mit solchen verschwurbelten Scheinargumenten kann man höchstens Laien täuschen. Aber die Anhänger derartiger Fake News, die ich auch gerne mal Hexioten nenne, die haben ja alle die Youtube-Universität besucht … (Professor Doktor Drostenmüller lacht herzhaft und schüttelt dabei den Kopf; Anmerkung der Redaktion)
Die Hexenprozesse liefen entsprechend den seinerzeit gültigen Rechtsnormen. Die hochnotpeinliche Befragung mag uns heute vielleicht etwas antiquiert erscheinen, war ein im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert allerdings übliches und bewährtes Mittel, um Angeklagte an ihren erforderlichen Beitrag zur Wahrheitsfindung zu gemahnen. Übrigens war es in den meisten Fällen gar nicht nötig, die sprichwörtlich gewordenen Daumenschrauben anzulegen, weil der Angeklagte schon in der gütlichen Befragung durch den Richter seine Schuld bekannte. In mancher Hinsicht waren die Verfahren sogar liberaler als heutzutage, denn im Gegensatz zur aktuellen Strafprozessordnung durfte damals niemand verurteilt werden, auch nicht bei Vorliegen eindeutiger Beweise und Zeugenaussagen, der nicht zuvor ein umfassendes Geständnis abgelegt hatte.“

MamM: „Herr Professor Doktor Drostenmüller, wie kommen ansonsten vernünftige Menschen auf die Idee, Zauberei sei gar nicht existent?“

Drostenmüller: „Die Frage, ob diese Leute sonst ganz vernünftig sind, die möchte ich jetzt mal lieber nicht kommentieren. Aber wir haben es hier ausnahmsweise mal mit einer Verschwörungstheorie zu tun, deren Ursprünge wohlbekannt sind. 1631 erschien ein Buch mit dem Titel Cautio Criminalis aus der Feder des deutschen Jesuiten Friedrich Spee von Langenfeld. Bezeichnend ist, daß das Machwerk damals anonym erschien. So wie sich heutige Verschwörungstheoretiker im Internet gerne hinter Pseudonymen verstecken, so hatte wohl auch Herr Spee von Langenfeld gewisse Bedenken, sich öffentlich zu seinen krassen Behauptungen zu bekennen. Interessant ist, daß der geistige Urvater der Hexenleugner in seinem Text an keiner Stelle die Existenz von Hexen und Zauberern grundsätzlich in Abrede stellt, sondern lediglich an Details der seinerzeitigen Verfahrensordnung rummeckert. Die Frechheit, die schwarzen Künste dadurch zu verteidigen, daß man sie und ihre Folgen einfach zu Hirngespinsten erklärt, die blieb späteren Adepten dieses feinen Herrn vorbehalten.“

MamM: „Herr Professor, wir bedanken uns für die Aufklärung und versprechen, im Kampf gegen Fake News und Verschwörungstheorien nicht nachzulassen.“

Drostenmüller: „Das ist sehr lobenswert. Und bei speziell unserem heutigen Thema fühle ich mich auch persönlich betroffen. Ich war nämlich von 2002 bis 2009 selbst mit einer Hexe verheiratet. Alle meine Freunde haben es lange vor mir erkannt, aber ich wollte die Wahrheit einfach nicht wahrhaben. Erst im Scheidungsverfahren habe ich das Antlitz des Teufels in dieser Frau erkannt, als ich nämlich erstmals mit ihrer Anwältin konfrontiert war.“