Märchenstunde: Runzel beim Frisör
Jeder Mann und jede Frau in Markscheid kannte Elfriede, die durch einen bedauerlichen Unfall schwanger wurde und fraß wie ein Scheunendrescher. Ihr armer Mann, der schon vorher nichts zu melden gehabt hatte, konnte kaum mit einem Tieflader genug Essen herbeischaffen.
Natürlich ging ihm darauf das Geld aus und so tat er sich im Gemüsegarten im Zwiebelbeet der übellaunigen Wanhilde Itch gütlich. Diese hatte ihn schon erwartet und sie zerrte den armen, abgemagerten Mann in ihr kleines Häuschen. Nachdem erst einmal ihr Hunger gestillt war und er völlig entkräftet im Bette lag, grinste sie ihn an. „Entweder du bleibst für immer bei mir, oder du bringst mir den Balg.“ Lange überlegte er. „Was ist denn nun der Haken? Ich habe meine Ruhe und ich habe kein schreiendes Kind.“
Sie zuckte mit den Schultern und nachdem sie sich wieder auf ihn legte, versprach er Wanhilde sofort, das Baby zu bringen, aber nur, wenn sie ihm alle Früchte aus ihrem Garten schenkte. Sie schlug ein, dann überlegte sie. „Und wenn du doch bei mir bleibst?“
„Tja, Geschäft ist Geschäft, aber von Zeit zu Zeit könnte ich…..“
Frohen Mutes sprang der Mann nach Hause, sein Frau jammerte, doch als kurz darauf ein vollgeladener LKW vor dem Haus hielt und Itch herauswinkte, war sie es zufrieden. Er musste von der Abmachung berichten und wurde ausgeschimpft, dass er nicht auch gleich Gras zum Rauchen ausgehandelt hatte.
Schon in der Markscheider Geburtsklinik „Zum Wechselbalg“ wartete Itch und stürmte in den Kreißsaal. Als das Kleine schrie, waren Mutter und Vater froh, es losgeworden zu sein. Und die beiden lebten fröhlich und glücklich bis an ihr Lebensende von Harz 5.
Die Hexe, die ein erfolgreiches Bordell führte, nahm das kleine Mädchen, das sie nach dem Aussehen „Runzel“ nannte, bei sich auf. „Du wirst mir den Lebensabend sichern.“ Sie hegte und pflegte die Kleine, die alsbald zu einem Haustyrannen wurde. Endlich wurde Runzel volljährig und die Hexe hatte sich und für ihren Deal schon lange verflucht aber endlich durfte sie die Früchte ihrer Arbeit ernten. Sie sperrte das Mädel in einen Wasserturm ein, gab eine Anzeige auf und wartete auf die Dinge, die da kommen sollten. Nur mittels Runzels langer Haare, konnte sie hinaufklettern und sie mit Drogen versorgen. Als die Hexe mal wieder stoned in der Ecke lag, rief ein schmieriger Typ: „Runzel, lass dein Haar herunter.“ Sie tat dies und empfing den Kerl, der leider so männlich wirkte wie ein Grüner im Selbstgestrickten. Mit der Überreichung eines Veganburgers versuchte er bei ihr sein Glück, doch Runzel schüttelte den Kopf. „Nicht jetzt. Ich habe meine Migräne. Bleibst du trotzdem zum Essen?“ Voller Angst von Rosenkohl erschlagen zu werden, kletterte er wieder herunter. Die Hexe erwachte und zu ihrem Erstaunen, war selbst Runzel der Kerl zu arm an geistigen Fähigkeiten.
Tags darauf rief er wieder „Runzel“, lass dein Haare herunter. Und als hinaufgeklettert war, empfing ihn statt der jungen Dame die runzelige Hexe, die begierig auf den jungen Mann im Holzfällerhemd war. Doch als sie mit der Peitsche so vor ihm stand, sprang dieser panisch aus dem Fenster und verschwand auf Nimmerwiedersehen. Runzel jedoch wurde in den Orient verkauft und glücklich blickte die Hexe auf die Herde Dromedare, die nun auf der Wiese graste.