Knöllenbeck in Therapie
Nachdem sich die Beschwerden über Knöllenbecks allmählich schwindende Hygienestandards bei Kriminalrat Möller gehäuft hatten, entschloss er sich, seinen besten Kriminalkommissar zum besten und einzigen Psychiater Markscheids zu schicken. Er tat sich mit dieser Entscheidung wegen der Kosten eher schwer, aber das Budget zu sprengen war immer noch einfacher, als sich in den direkten Dunstkreis des Kriminalkommissars zu begeben.
Also dürfen wir nun über Knöllenbecks erste Therapiestunde, die nur 15 Minuten dauerte, berichten.
Prof. Dr von Crinis, der Nachfahre eines einst sehr umtriebigen Euthanasiespezialisten gleichen Berufes öffnet die Türe zu seinem Sprechzimmer und ruft seinen nächsten Patienten herein:
„Na? Ähh, kommense mal und setzen Sie sich.“
Der etwas ungepflegt wirkende Mann kommt herein, blickt sich unsicher um… „Wo soll ich …?“
Von Crinis wedelt mit der Hand in Richtung eines unbequem und teuer aussehenden Sitzmöbels und schaut in seine Unterlagen. Dann blickt er auf, schnüffelt, verzieht sein Gesicht, steht wieder auf und öffnet ein Fenster. „Wer sind Sie, was wollen Sie?“
„Nun, ich bin Kriminalkommissar Knöllenbeck, Kriminalrat Möller schickt mich zu Ihnen, bin beruflich super erfolgreich, löse als Kriminalist alle Fälle mit superminimalem Aufwand … und doch …„ bricht ab und scheint um seine Fassung zu ringen,
„Ja, was … und?“ knurrt von Crinis und schaut etwas gelangweilt an Knöllenbeck vorbei, ungeduldig an seinem goldenen Füllfederhalter die Kappe auf und zu schraubend.
„Ich bin super attraktiv, was meine Mutter mir immer wieder bestätigt, ich bin tüchtig und habe einen hohen IQ von über 80, ausserdem habe ich schon mehrmals das Polizeipistolenschiessen gegen Emscherbüttel gewonnen, aber …“, bricht wieder ab und nun strömen die Tränen über seine Wangen.
„Kommense, hörense auf zu flennen hier, und sagense endlich was Sie wollen, hier wird nicht geflennt!“
Notiert in seinen Unterlagen „wahrscheinlich genetisch wenig robustes, minderwertiges Material“ und wünscht sich, der sehr muffig riechende Mann würde rasch wieder gehen.
„Habe das Gefühl, niemand liebt mich, dabei bin ich doch superfizient! Komme ich irgendwo hin, gehen die Leute weg, mein Büro meiden sie, ich verstehe das nicht!“
„Superfizient? Sie meinen supereffizient?“
„Superb, ich wollte sagen superb, bringe immer die Liste der Fremdwörter mit super durcheinander. Verzeihung, bin erst bei Superheterodynempfänger angelangt im Fremdwörterlexikon!“
„Verstehe, wer waren ihre Eltern, woher kommt Ihre Familie?“
„Wir waren schon immer in Markscheid, mein Vater machte in Export-Import, mein Grossvater war Messerschleifer, Mutter und Grossmutter waren wohltätig, also äh..philantrosophisch.“
„Aha, wenigstens etwas, also Sie denken, Ihnen wurde bisher die soziale Akzeptanz vorenthalten, arbeitense deswegen in der exekutiven Strafverfolgungsbehörde?“
„Was? Äh, nein, wir exekutieren niemanden!“
„Warum eigentlich nicht? Manche hätten das doch durchaus verdient, hehehe, so unter uns … Nein Scherz beiseite, was ist ihr Problem?“
„Sagte ich doch schon, ich werde nicht akzeptiert, die Leute meiden mich“
„Schon klar, liegt daran, dass Sie ausserordentlich stinken. Warum stinkense, wollense denn, dass die Leute Ihnen aus dem Weg gehen?“
Knöllenbeck schaut beleidigt, riecht an seinen Achselhöhlen, läuft rot an, atmet fünfmal tief ein und aus (eine bewährte Deeskalationsmethode bei Heftigkeiten aller Art, Anm.der Red.), steht auf und sagt:
„Sie verstehen mich auch nicht, keiner versteht mich und dass Sie meine Superpheromone kritisieren, ist wohl nur der Neid der Besitzlosen, Sie fader Psychoheini, Sie! Ich gehe, nein, ich absentiere mich!“ Blickt nochmals zurück, um die Wirkung des wohlplatzierten Fremdworts zu geniessen und verlässt die Türe zuschmetternd den Raum.
Der Professor nickt erleichtert und notiert:
Olfaktorische Dissonanz, Therapieresistenz, Renitenz, evtl. sogar maligne Flatulenz, was noch geprüft werden müsste. Therapie erfolgreich abgeschlossen.