Der Streit der Autorinnen
Wir haben kürzlich über den Streit der Autoren berichtet, der in eine qualitativ hochwertige Keilerei ausuferte. Nun hat sich leider ein Nachtrag als notwendig erwiesen: Über der Redaktion entlud sich nach der Veröffentlichung der Streitsache ein Shitstorm in Form von Schmähbriefen bis hin zu Kastrations- und Todesdrohungen wegen des Artikels. Verschiedene Redaktoren getrauen sich nun nur noch mit Körperwächtern aus dem Haus, Redaktionssitzungen finden an geheimen Orten statt und das Klima der Angst und Bedrohung hat sich wie eine Epidemie ausgebreitet. Etwas, das wir ja sonst überhaupt nicht kennen.
Kritik wurde vor allem laut an der Tatsache, dass die Berichterstattung über den Streit nicht gegendert worden war. Aber was sollten wir denn da schreiben, wenn es nur über Streithähne und nicht über Streithennen etwas zu berichten gab?
Glücklicherweise hat sich nun etwas ergeben, dass diese einseitige Berichterstattung hoffentlich wieder etwas ausgleicht. Irgendwie streben wir alle ja nach Ausgleich, Harmonie, Orgasmus, Frieden und dem Erreichen der inneren Mitte, die laut Yogalehrerin Franzi „Shivanandarakrishna“ Klöppler etwa eine Handbreit über dem Bauchnabel in der vertikalen Mittellinie zu finden sei. (Bei Hängebäuchen müssen hier evtl. Handbreiten dazugezählt werden; Anm. der Redaktion)
So ’stritten‘ sich unlängst mehrere nicht namentlich genannt sein wollende Autorinnen der MamM, die sich allwöchentlich nach ihrem Workout bei Caramba, Linedance, Nordic Streetcrossing und Powermacramé in der Konditorei „Zum süssen Dildo“ einfinden, wo bei gefüllten Hörnchen, Kaffee und Eierlikör über dies und das diskutiert wird, vordergründig meist über Ökologie und Onkologie, über autorinnengerechte Ernährung, über Kinder und ihre Ernährung und Verdauung, über Haustiere und deren Ernährung und Verdauung und den Charmefaktor und IQ von Politikerinnen und deren Gewinnchancen bei Wahlen. (eine unergiebige Diskussion nach Meinung der Redaktion)
Soweit das Vordergründige.
Aber eigentlich geht es meist darum, die Aussenwirkung von Haartönung, Kleidung und Gewichtszunahme oder -abnahme bei den Kolleginnen der schreibenden Zunft abzuschätzen. Also Dinge, die wir Herren nicht einmal wahrnehmen, oder wenn, höflich darüber hinwegsehen, wissend, dass nur die inneren Werte von Bestand sind.
Wie dem auch sei, nach dem letzten Artikel über den Perversionsgrad der Autoren und deren Schundartikel herrschte auch am Stammtisch im „Süssen Dildo“ eine gewisse Anspannung. Die Kränkung, nicht erwähnt worden zu sein und nicht dabei gewesen zu sein, sass tief. Und auch hier musste diese Kränkung irgendwie ventiliert werden, aber Damen prügeln sich nicht – sie machen sich Komplimente. Es kam auch nicht zu Fausthieben, Backpfeifen, Fischzerstörungen und Ähnlichem, da müssen wird den Leser leider enttäuschen. Nicht mal zur Zerstörung von Haarteilen, Gesichtsbeschichtungen, Zerreissen von Modeaccessoires, nichts dergleichen.
Um die freundschaftliche Atmosphäre dieser Gespräche zu veranschaulichen, zitieren wir einige beispielhafte Komplimente, die während dieses verbalen Streits in Form von Wertschätzungen ausgetauscht wurden.
So lobte Autorin A. die Autorin K, für ihre neue Frisur mit folgenden Worten: „Deine neue Frisur gefällt mir gut. Sie erinnert mich an die Frisur meiner Grossmutter selig nach ihrer Chemotherapie.“ Autorin K.: „Danke, du bist süss. Deinem Mann hat sie auch sehr gut gefallen, als wir letzthin beisammen lagen.“
Autorin S. zu Autorin O: „Gehst Du eigentlich immer noch zu dieser Botoxspezialistin, die den Arsch von Frau Crohn-Corque versaut hat? Das Hängelid steht Dir aber gut, macht dich interessant, da hat die Botoxtante wohl den Facialisnerv erwischt, sooo schade, aber Symmetrie des Gesichts wird eh überschätzt.“
So wurden lächelnd Freundlichkeiten, Nettigkeiten und Freundschaftsbekundungen ausgetauscht. Alle gingen danach zufrieden nachhause mit dem Bewusstsein wieder mal kräftig ausgeteilt zu haben. Die Behandlung der seelischen Blessuren werden Prof. Dr. Sigi von Crinis dem besten und einzigen Psychiater Markscheids wohl noch einigen Gewinn bringen.
Wir schliessen nun dieses unschöne Kapitel und hoffen, nie mehr über derart wüste Ausschreitungen berichten zu müssen.