Markscheider Gewächs prämiert bei „Berliner Wein Trophy“
Man kann es getrost als Sensation bezeichnen: Bei der letzten Berliner Wein Trophy ist ein Wein des bekannten Markscheider Winzers Baron Hubertus vom Beisel mit einer Goldmedaille prämiert worden. Der Jahrgang 2016 des „Markscheider Schweinekoben feinherb“ überzeugte die fachkundige Jury als letzte von 247 zu verkostenden Proben, und erhielt 86,2 Punkte. MamM konnte den glücklichen Winzer zu seinem Erfolg befragen:
MamM: Baron Hubertus, unseren herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille. Was sind Ihre Empfindungen?
HvB: Vielen Dank. Nun, es ist eine späte Genugtuung. Ich bin ja erst vor 10 Jahren als Quereinsteiger zum Winzer geworden, nachdem ich mit meinem kleinen Produktionsbetrieb für Frostschutzmittel, Enteisungssprays und Kraftstoffadditive in die Insolvenz gehen musste. Der Klimawandel, Sie wissen schon. Und dann kam mir die Idee, dass so eine Insolvenz ja auch als dornige Chance gesehen werden kann, und warum sollten die wunderschönen Emscherhänge nicht ebenso wie Rhein, Mosel, Nahe oder Ahr zum Weinbau taugen?
MamM: Welche Rebsorten gedeihen denn besonders gut auf Markscheider Terroir?
HvB: Vor allem die Weißen. Angefangen habe ich mit Gewürzschlawiner, später kam dann auch der trockene und halbtrockene Fiesling hinzu, die Königin der Weißweine. Blauer Veltinser gedeiht auch gut. Wir haben uns auch an Rotwein versucht, aber der „Chateau Blindeau Dernier Cru Appellation souterraine“, angebaut in stillgelegten Kohleschächten, war kein wirklicher Erfolg. Wir mussten die komplette Jahresernte an ein örtliches Pizza-Unternehmen praktisch verschenken. Unsere edelsten Lagen sind ja der „Markscheider Schweinekoben“, der „Markscheider Bahndamm Sonnenseite“ und der „Alte Latrine Schloßberg“. Für den Massengeschmack haben wir dann noch eine Cuvée, „Emscherglück“, die wird auch vom Blauen Kreuz gerne eingekauft und dient auch als Messwein, obwohl ich darüber eigentlich nicht sprechen darf.
MamM: Wie würden Sie denn das Siegertröpfchen charakterisieren?
HvB: Nun, der „2016er Schweinekoben feinherb“ ist eher etwas für Kenner. Er moussiert ganz leicht, aber das hat so wenig mit dem Fracking auf dem Nachbargrundstück zu tun, wie mit dem Gottesacker schräg gegenüber. Er zeichnet sich durch eine milde Säure aus, beim Öffnen entfaltet sich ein Aroma von frisch gedüngten Kohlfeldern. Die vorherrschenden Aromen sind vergorener Apfel mit einem Hauch Löwenzahn und Schoko-Osterhase vom Vorjahr. Für diese Geschmacksexplosion sind die 7,90 € pro Flasche ein wirklicher Schnäppchenpreis!
MamM: Aber an sich ist Markscheid ja eine Stadt der Biertrinker. Glauben Sie denn, dass sich die Bevölkerung mehr und mehr auf Weingenuss einlassen wird?
HvB: Ganz sicher. Bei der mediterranen Lebensart und dem „Savoir vivre“ der Markscheider ist das nur eine Frage der Zeit. Ich mache uns gerade noch ein Fläschchen auf, kleinen Augenblick *plöpp*. Zum Wohlsein!
MamM: Baron vom Beisel, herzlichen Dank für das Gespräch. Prosit!