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Szenen aus dem Bürger(innen / außen) Amt

Veröffentlicht von Phacops am

Um die harte aufopferungsvolle Arbeit unserer Beamtinnen und -außen zu beurteilen, hat sich MamM entschlossen, einen normalen Tag im Bürgeramt der Stadt Markscheid niederzuschreien.

Dienstag, 10:30, die Schlange der Wartenden reicht einmal um das Gebäude und wieder zurück. Nummer 69 leuchtet auf, eine junge Frau betritt den Raum. Der Beamte räuspert sich und lässt sich zuerst einmal den Zettel zeigen. Die nervöse Frau lässt diesen fallen, bückt sich und kriecht auf dem Boden herum.
„Schon in Ordnung“, beruhigt der junge Mann. „Ich glaube ihnen auch so. Was ist ihr Anliegen?“
Er hat all die Ruhe weg, wie es sich für einen Menschen in solch einer verantwortungsvollen Position gehört.

Für jedes Anliegen der Bürger gibt es einen Beschwerdekasten. Man findet sicher etwas Passendes, damit es auch bearbeitet wird.

„Danke schön.“ Die Frau strich sich den kurzen Rock zurecht und setzte sich auf den unbequemen Stuhl. Nach einem Räuspern sprach sie leise.
„Es geht um die Steuererklärung für meinen Dobermann Robert-Olaf.“
„Was ist denn mit diesem?“, erkundigte sich der Beamte verständnisvoll. „Ich hoffe, er ist nicht verstorben?“
„Nein, nein. Der ist quicklebendig. Aber…“ Die junge Frau verstummte, als sei es ihr peinlich.
„Was ist denn, hier können sie ganz offen sein. Alles, was in diesem Raum gesprochen wird, bleibt auch hier.“
Der Beamte bemühte sich um einen ruhigen Tonfall, was ihm beim Anblick der aufgeregten Frau nicht leicht fiel.
„Danke. Also, mein Dobermann fühlte sich in der letzten Zeit nicht gut. Und, als ich beim Tierarzt war, verriet der mir den Grund.“
Sie sprach immer leise, dass der Mann sie kaum verstand.
Gespannt beugte sich der Beamte nach vorne, bemühte sich, der Bittstellerin nicht auf die Beine zu starren.
„Er definiert sich als Katze!“
Der junge Mann schluckte und erstarrte. „Als Katze?“
„Sie haben richtig gehört. Auch ich konnte es kaum glauben, mein Veterinär allerdings hat mir das bestätigt!“
„Schriftlich?“, entfuhr es dem Beamten.
„Selbstverständlich. Ich habe den Zettel dabei.“
Sie schob das Papier durch den breiten Schlitz und der Beamte nahm es vorsichtig entgegen, nicht ohne ihre Finger zu berühren.
„Gut. Ich werde das zu den Akten legen!“
„Vielen lieben Dank. Bin ich jetzt von der Hundesteuer befreit?“
Er überlegte kurz, nahm einen dicken Wälzer zur Hand, blätterte herum.
„Sie nicht. Aber ihr ehemaliger Dobermann.“ Nach einem Blick ergänzte er. „Der jetzige Angorakater. Das ist wirklich kein Problem. ich werde sie aus dem System herausnehmen. Sie können die Zahlungsaufforderung ignorieren.“
Die Frau strahlte.
„Vielen lieben Dank. Wie kann ich mich erkenntlich zeigen?“
„Bitte keine Bestechung.“
„So habe ich das auch nicht gemeint“, antwortete sie rasch.
„Das will ich auch hoffen. Aber wir können das ja mal in Ruhe besprechen.“
Sie nickte und lächelte. „Wie wäre es denn morgen. Heute muss ich die mögliche Therapie von Robert-Olaf mit dem Tierarzt diskutieren.“
„Also dann bis Morgen!“
Sie stand auf, er trat neben den Schalter und reichte ihr seine Hand. Nach einem festen Händedruck war sie verschwunden; sie hörte nur noch, wie er zu seinem Kollegen sagte: „Stell dir vor, da wollte jemand ihren Hund als Katze definieren.“
„Das hast du doch abgelehnt.“
„Nein, nein. Wir sind ein modernes Amt, aktuell und kundenorientiert!“
Sein Kollege lachte. „Also ist sie hübsch.“
Bevor das Gespräch in eine falsche Richtung abdriftete, rief der Beamte die nächste Nummer auf.
Ein alter Mann humpelte herein. Er hatte sich noch nicht gesetzt, als ihn der Beamte zurecht wies.
„Bevor sie etwas sagen, haben sie schon den Antrag auf die Erteilung eines Antrags für die Erstellung von Anträgen nach §§45-67 aufgefüllt.“
„Nein! Es geht doch nur darum, dass…“
Doch schon hatte ihm der Beamte einen Stapel Papiere gereicht. „Sie können diese natürlich auch Online einreichen, die Bearbeitungsfrist wird sich nur unmerklich ändern, da wir alles ausdrucken und an die leitende Behörde faxen!“
Bevor der Rentner noch etwas sagen konnte, musste er den Raum verlassen. und der Beamte konnte sich endlich einen ruhigen Tag gönnen.