Die mordenden Töchter der Käthe Knötter, der Moritat 2.Teil.
Wir erinnern uns : Der grausige Leichenfund von 2,5 jungen Männern am Rande des Fickwalder Forstes erschütterte die Kriminalassistentin Freudenreich zutiefst. Wir leiden mit. Aber das Leben geht weiter und nach einigen Tagen kam der gerichtsmedizinische Abschlussbericht des Amtsarztes Dr.Scheider. Und, um es kurz zu machen – was auch er tat- die 2,5 vormals 3 jungen Männer mitteleuropäischer Herkunft im Alter zwischen 19 und 25 waren genau 3 Tage vor dem Leichenfund grausam gemetzelt worden.
Als Mordinstrument vermutete Dr.Scheider nicht eine Kettensäge, sondern ein Schwert. Und zwar ein sauscharfes mit relativ dünner Klinge, wie man sie in den Filmen sieht, wo Individuen mit einem Hieb längs- oder quer geteilt werden (was die meisten von uns für reine Lichtschwerterfantasie und technisch für unmöglich halten). Die Identität der Opfer blieb unbekannt, sie seien jedoch in guter körperlicher Verfassung und sehr sportlich gewesen, als sie noch gelebt hatten. Zwei von Ihnen waren durch einen präzisen Stich in den Rücken, der Herz und Aorta perforiert hatte, gestorben und das halbe Opfer durch einen vermuteten Schwertstreich oder Schnitt von vorne. ^Quer durch. Der Täter sei ein sehr kräftiger Rechtshänder und etwa 175 gross. Und ausserdem des Mordens kundig, falls es der Gleiche gewesen war, der die Opfer in den Rücken gestochen hatte, weil die Stiche beide fast gleich ausgefallen waren.
Kommissar Knöllenbeck war nicht erfreut; jetzt musste er seine Kettensägetheorie verwerfen und wer verwirft schon gerne geniale Geistesblitze, vor allem, wenn sie uns so selten heimsuchen? Derweil die Assistentin bereits einen beträchtlichen Teil auf der Liste der potentiellen Kettensägetäter abgearbeitet hatte. Und natürlich nicht fündig geworden war. Mir dieser aktualisierten, aber auch dürftigen Datenlage berieten die Kriminalisten lange hin und her und kamen nicht weiter. In Markscheid war so etwas noch nie vorgekommen. Da konnte man also nicht auf Präzedenzen zurückgreifen, wie Knöllenbeck anmerkte.
Es war dann wieder mal Frau Fitze vom Empfang, die den rettenden Einfall hatte. „Ein sehr scharfes Messer, das dünn ist und genug Wucht hat, einen Menschen zu halbieren? Das tönt für mich nach einem Tachi oder einem Katana.“ Da staunte Knöllenbeck wieder einmal über Frau Fitze; er wusste, dass sie ein Fan von Outdoorkämpfen war, aber er hatte immer gedacht, es handle sich um pubertäre Veranstaltungen mit Airguns, die die jeweiligen Kämpfer, wenn getroffen, mit einem Farbklecks markieren, worauf sie scheintot aber dramatisch zu Boden fallen. Frau Fitze winkte ab: „Nein es gibt durchaus ernsthafte und extreme Fanatiker, Japanfans, die tatsächlich mit scharfen Schwertern trainieren und Schaukämpfe machen und soviel ich weiss, ist es dort auch schon zu Verletzungen und unbeabsichtigten Amputationen gekommen. Es gibt da hinter dem Fussballplatz dieses Kampfsportzentrum ‚blutige Kirschblüte‘, die wissen dort vielleicht mehr.“
Knöllenbeck und seine Assistentin suchten also dieses Kampfsportzentrum auf. Die Luft war erfüllt vom Klappern der hölzernen Übungsschwerter, von kurzen, einsilbigen Rufen und von Dünsten alten und frischen Transpirats. Auch der modrige Mief von Sportschuhen fehlte natürlich nicht. Da kamen die Räucherstäbchen mit Kirschduft nicht dagegen an.
Die Besitzerin der Kampfsportschule, eine ca. 50 jährige, sehnige, mittelgrosse Frau mit einer langen Narbe quer über der linken Wange, führte die Kriminalisten bereitwillig herum und gab Auskunft.
„Ja wir geben uns Mühe, die Philosophie der Samurai möglichst authentisch wieder zu beleben. Da kann es schon mal zu kleineren Blessuren kommen, Sie verstehen?“. Knöllenbeck war beeindruckt. Seine Assistentin weniger. Sie fragte: „Gibt es Mitglieder ihres Clubs, die seit kurzem nicht mehr erscheinen?“
„Stimmt, jetzt wo Sie fragen: Meine Tochter hat mir erzählt, dass ihr Freund seit einigen Tagen verschwunden ist und seine zwei Kumpels reagieren auch nicht auf Anrufe. Aber fragen Sie sie doch selbst, da kommt sie schon.“ Eine junge Frau, die sich näherte, blieb stehen, als sie die Gruppe erblickte, erschrak, drehte sich um und rannte weg. „Aha, sportlich“, dachte Knöllenbeck, während er seiner Assistentin zusah, die der Fliehenden nachspurtete und er steckte die Fotos der drei Opfer wieder ein.
Wie die Geschichte weitergeht und ob dieser Fall aufgelöst werden kann, wird im dritten Teil berichtet werden, falls Kriminalassistentin Freudenreich der Flüchtenden habhaft wird.