
Der Schlagschraubermann. Knöllenbecks Fall # 27
Kriminalkommissar Knöllenbeck, wie so oft, ist unterbeschäftigt. Ausgepopelt, Berichte geschrieben, die Kneipe zum vorletzten Glas noch in 2 Stunden Entfernung, kein spannendes Verbrechen in Sichtweite. Er schaut aus dem Fenster, hofft auf irgend ein interessantes Geschehen draussen, auf der Strasse. Vielleicht auf eine betrunkene Passantin, die mit erhobenem, aber nicht aufgespanntem Regenschirm grölend durch den strömenden Regen die Strasse lang wankt, am frühen Nachmittag. Oder eine Ordnungswidrigkeit; er beobachtet gerne Ordnungswidrigkeiten. Sie geben ihm das Gefühl von Überlegenheit, weil er schliesslich ein Mann des Gesetzes ist.
Seufzend greift er zur Markscheid am Mittwoch, diesem Schmierenblatt, in der Hoffnung auf etwas Unterhaltung.
Und siehe da, eine neue Kolumne :
Markscheid und die Sexualität in Zeiten des Klimawandels,
die erfahrene Sexologin, Frau Dr. Gertrude Schlapp-Strammer beantwortet die Fragen, die zu stellen Sie sich nie getraut haben.
Jetzt erwacht Knöllenbecks Interesse, schon aus rein fachlicher Sicht, Sexualität und Kriminologie haben, wie jeder weiss, schon immer nahe beieinander gelebt und nicht selten wegen Überschneidungen zu vermehrten kriminalistischen Aktivitäten geführt.
Knöllenbeck beginnt zu lesen:
Agatha T. aus M. schreibt: Liebe Frau Doktor Schlapp-Strammer! Mein Ehemann Ulf kommt nur noch zum Höhepunkt, wenn er während des Beischlafs mit seinem Schlagbohrer ein Loch in die Wand über meinem Kopf bohren kann. Irgendwie fühle ich mich immer mehr wie ein Dübel! Ist das noch normal? Was soll ich tun? Die Staubentwicklung und die zunehmend perforierte Wand haben einen sehr schlechten Einfluss auf meine Libido! Ich kann so die derzeit hohen Temperaturen des Klimawandels gar nicht richtig geniessen!
Liebe Agatha, das ist bedauerlich, Dein Mann hat das Malleusterebronalsyndrom und kompensiert seine Angst vor Impotenz mit dieser Übersprungshandlung. Sehr schwer zu behandeln, eigentlich unheilbar und für die Angehörigen oft mit hohen Kosten und reparativem Aufwand verbunden. Diese Männer brauchen neben viel Verständnis für handwerkliche Belange auch regelmässigen Zuspruch und Ermunterung und Bier. Der gemeinsame Besuch von Werkzeughandlungen ist dringend zu empfehlen.

Das ist Ulf, er ist voll erotisiert und bereit, die ehelichen Pflichten zu erfüllen und seine Ehefrau zu erfreuen
Ich würde ihn dort unauffällig von der Schlagschrauberabteilung in die Abteilung für Malbedarf lotsen und ihn mit der Aesthetik und Anmut von Pinseln konfrontieren. Das könnte seine fatale Konditionierung verändern. Wenn er aber nicht in der Lage ist, auf Pinsel umzustellen und Dir die Bohrerei zu viel wird, zieh den Stecker! (Die Coitus-interruptus-Therapie) In diesem Fall würde ich letztlich eine Trennung in Betracht ziehen. Es wäre dann die Abteilung für Trennschleifer zuständig.
Ich hoffe, ich konnte Dir mit meinem Rat helfen, muss aber gestehen, dass mir ein solcher Fall noch nie untergekommen ist. Sehr interessant! Ich würde Deinen Mann gerne persönlich kennenlernen! Er darf auch seinen Schlagschrauber mitbringen.
Knöllenbeck ist beeindruckt, sein Fachwissen hat einen markanten Zuwachs erfahren. Zufrieden legt er die MamM beiseite und beginnt, im Internet nach Angeboten für Schlagschrauber zu suchen.