Diskriminierungsstelle Markscheid hat ihre Arbeit aufgenommen
Die Diskriminierung von Minderheiten aufgrund von Herkunft, Alter, Geschlecht oder politischer, religiöser und sexueller Orientierung gehört zu den wachsenden Problemen unserer Gesellschaft, die darauf bisher noch weitgehend hilflos reagiert. Bund, Länder und zahlreiche Gemeinden und Städte haben Antidiskriminierungsbeauftragte eingesetzt, die Betroffenen mit Rat und Tat zur Seite stehen sollen. Markscheid geht hier einmal mehr ganz bewusst einen anderen Weg. Wer Opfer von Alltagsdiskriminierung geworden ist, sucht vor allem Bestätigung und die gibt seit kurzer Zeit Bernd Wennenbock von der städtischen Diskriminierungsstelle.
MamM: Herr Wennenbock, wie dürfen wir uns ihren täglichen Arbeitsalltag vorstellen?
Wennenbock: Seit Einrichtung der Diskriminierungsstelle im Rathaus steht bei mir das Telefon nicht still. Menschen aller Altersklassen und aller sozialen Schichten melden sich, um mit mir zu sprechen und ich liefere ihnen, was sie tatsächlich brauchen, nämlich eine Entschuldigung für ihr berufliches und soziales Scheitern.
Erst heute hat zum Beispiel so ein alter Sack angerufen, der mit 57 keinen neuen Job mehr findet und meint, dies sei aber verdammt ungerecht. Ich habe ihm dann ganz sachlich erklärt, daß jemand in dem Alter froh sein kann, noch nicht die Radieschen von unten zu betrachten und man natürlich keinem Arbeitgeber zumuten kann, seinen Betrieb in ein Altersheim zu verwandeln. Der hat dann irgendwann mal ganz still aufgelegt und ich meine, den Mann mit meiner Botschaft glasklar erreicht zu haben.
MamM: Ist dieser Job für sie nicht auch enorm belastend?
Wennenbock: Klar, aber dafür werde ich ja auch ganz nett bezahlt. Gestern erst nervt mich eine hysterische Ziege, sie werde als Frau diskriminiert, weil alle ihre männlichen Kollegen viel besser bezahlt werden als sie. Dass Männer ja auch viel klüger und leistungsfähiger sind als die Weiber, sowas hat sie in dieser Deutlichkeit wahrscheinlich zum ersten Mal von mir gehört.
MamM: Sind die Reaktionen auf solche Aussagen dann nicht manchmal auch emotional, ablehnend und unbedacht?
Wennenbock: Ja klar, aber es nutzt den Menschen ja nichts, wenn man sie in ihren Wahnvorstellungen noch unterstützt. Wenn ich wie neulich mit einem dicken Walross spreche, daß kaum noch schnaufen kann, bringt es ihn ja keinen Schritt weiter, wenn ich die Leute verteufle, die ihn wegen seiner Pfunde auf der Straße auslachen und verständliche Scherze auf seine Kosten machen. Ein Fettsack bleibt er ja trotzdem.
MamM: Na, so ganz schlank sind sie aber auch nicht …
Wennenbock: Arschloch.
MamM: Herr Wennenbock, wir bedanken uns für das Gespräch und wünschen noch viel Erfolg bei ihrer wichtigen Arbeit.