Nach Steinmeier-Ausladung: Deutschland erklärt Ukraine den Krieg
„Das war’s dann wohl“, erklärt Karl Krawuttke, der Hausmeister des Lessing-Gymnasiums Markscheid, während er die blau-gelbe Fahne einrollt, die bisher breit über dem Eingang der traditionsreichen Schule hing. „Aber wenn die unseren Bundespräsidenten so brüskieren, dann wollen wir von denen nix mehr wissen“, schiebt Krawuttke noch nach und schlendert mit der Fahne unterm Arm lässig in Richtung der Müllcontainer.
Wie konnte es nur soweit kommen? Hat Deutschland nicht alles gegeben, um die Ukraine in ihrem Krieg gegen Russland zu unterstützen? Deutschland lieferte doch tausende alte Bundeswehrhelme an die kämpfenden Ukrainer. Und sogar zu ihrer Zeit hochmoderne Waffen aus ehemaligen NVA-Beständen erhielt die ukrainische Armee. Doch die Machthaber in Kiew zeigten sich zutiefst undankbar und erdreisteten sich, unseren weltweit hochgeschätzten und in der Bevölkerung viel geliebten Bundespräsidenten einfach auszuladen. Frank-Walter Steinmeier derart bis auf die Knochen zu blamieren, ist für viele Deutsche einfach zu viel. Langsam setzte in Deutschland ein Umdenken ein. Nicht erst seit der Emser Depesche gilt die Beleidigung eines Staatsoberhauptes als Kriegsgrund.
Der Kriegseintritt Deutschlands auf Seiten Russlands wird von den Deutschen überschwänglich begrüsst. Vor dem Brandenburger Tor gab Anna Netrebko ein kostenloses Gala-Konzert und wurde von der riesigen Menschenmenge frenetisch gefeiert. Im Land herrscht eine Stimmung wie zu einer Fussball-WM: Überall sieht man russische Fahnen an den Autos, die hupend durch die Innenstädte ziehen und so mancher hat sich noch mit weisser Farbe ein deutliches „Z“ auf die Fahrertür gemalt. „Es ist an der Zeit, ein deutliches Zeichen zu setzen“, so Hausmeister Krawuttke, während er stolz aus einer original importierten Wodka-Flasche einen tiefen Schluck nimmt: „Für unseren Bundespräsidenten. Und für unsere neuen russischen Freunde. Nasdrowje!“