Assessment Center bei den Gemeinderatswahlen
Nachdem in der letzten Legislaturperiode einige Redner im Gemeinderat unserer schönen Gemeinde Markscheid der sehr verehrten Frau Bürgermeister Crohn-Corque zu widersprechen gewagt hatten und sogar in einer Abstimmung gegen sie stimmten, war jedem Beobachter der politischen Szene Markscheids klar, dass sie etwas ändern würde.
Nach kurzer Beratung (10 Minuten) und einer Überzeugungsrede durch Frau Crohn-Corque (126 Minuten) beschloss der Gemeinderat, nicht etwa das Wahlrecht abzuschaffen, was zu Tumulten in der Bevölkerung geführt hätte, nein, man einigte sich darauf, die Kandidatur zu modernisieren. Wie kurz darauf die Unternehmensberatung Shit, Mist und Old in einer 134seitigen Powerpointpräsentation zeigte, sollte das Auswahlverfahren den heutigen Anforderungen angepasst werden.
Der Vorschlag, den die Frau Bürgermeisterin der erstaunten Öffentlichkeit präsentierte, war so einfach wie genial:
Was bei Firmen und Behörden Gang und Gäbe ist, nämlich, dass die Neuanstellungen auf Herz, Nieren und Leber geprüft werden, wird auch in der Politik Markscheids Einzug halten.
Jeder, der nach einem öffentlichen Amt strebt, muss nicht nur eine saubere Weste vorweisen, sondern eine aussagekräftige Bewerbung vorlegen. Darin sind die Gründe für seine Berufswahl und vor allem die Beziehung zu den Ideen und Meinung der Frau Crohn-Corque anzugeben.
Der zweite Schritt ist ein standardisierter Test, in dem das Wissen über Markscheid, dessen Geschichte, sowie die Meinung über die Frau Bürgermeisterin abgeprüft werden.
Nach bestanden Test, im Gemeinderatsjargon: Schleim-Eins genannt, folgt ein Assessment-Center, in dem sich die Kandidaten gegenseitig ausstechen müssen. Hier wird nicht nur die Bündnistreue zu Frau Crohn-Corque, sondern auch vorauseilender Gehorsam bewiesen.
Der letzte Schritt besteht in einem Test der Leidensfähigkeit von Magen, Darm und Leber, der sowohl durch den Fischhändler Sherlot, als auch den Pizzeristen El im Auftrage der Gemeinde durchgeführt wird.
Nach dem Schwur auf die Verfassung und deren aktuelle Auslegung (siehe Crohn-Corquescher Gemeindebrief; aktuelle Version), muss der Überlebende im Einzelgespräch nur die Unterzeichnung seines Testaments zu Gunsten der Gemeinde und / der Frau Bürgermeisterin durchführen und schon darf sich der Kandidat zur nächsten Wahl aufstellen lassen.
Nur durch diese Maßnahme kann die politische Kultur in Markscheid aufrecht erhalten werden und alle in Ruhe (sic) und Frieden leben.
Hoch sollen Sie leben, die Frau Bürgermeisterin.