Das erste Opfer der Klopapierkriege (2020-2057)
Mit grosser Verwunderung haben Markscheids Kack- und Hygieneexperten zur Kenntnis genommen, wie in den letzten Monaten ein alltäglicher Gebrauchsartikel in den existentiellen Mittelpunkt des Interesses gerückt ist. Das Klopapier. Und als es kürzlich wegen tätlichen Auseinandersetzungen um die letzte Toilettenpapierrolle im örtlichen Einkaufszentrum zu einem tragischen Todesfall kam, als dem Rentner Othmar Schlipoweit (85) das Toilettenpapier quasi unter dem Arsch weg aus dem Einkaufswagen entwendet wurde, löste das auch bei der Redaktion des MaM-Fachjournals für diesbezügliche Angelegenheiten einige Besorgnis aus.
Nach längeren lokalen Gruppensitzungen auf dem Donnerbalken beschloss die Redaktion der MaM, sich einmal dieses lange vernachlässigten Themas des Klopapiers an und für sich anzunehmen.
Zunächst eine grundsätzliche Überlegung: Was die Serviette für den Eingang des Verdauungstraktes, ist das Toilettenpapier für den Darmausgang. Das Ausscheiden aller kulinarischen Genüsse, auch der erlesensten Speisen pflegt beim Verlassen des Körpers Reste zu hinterlassen. Aber da der eigene Darmausgang nicht in unserem Blickfeld liegt, galt zumindest früher die Devise: Aus den Augen, aus dem Sinn. Das war vermutlich lange Zeit, also bis ins 20 Jhdt. immer so und hatte sich bewährt.
Obwohl man den alten Ägyptern die Erfindung des Papiers zuschreibt – hier müssten die Chinesen auch noch ein Wörtchen mitreden, wahrscheinlich aber haben sie auch diese Erfindung geklaut- ist wenig bekannt über die Versäuberungsgewohnheiten der Gottkönige im alten Ägypten. Wir gehen davon aus, dass sie nach oder während dem Kacken weiter ihres Wegs getragen wurden und Sklaven sich dann um die Entsorgung des göttlichen Düngers kümmern mussten. Wie der Sklave an sich ja meist die rückwärtigen, arschigen Arbeiten verrichten muss.
Nie hat man in den ägyptischen Königsgräbern als Grabbeigaben Toilettenpapier für die Versäuberung im Jenseits gefunden, so dass wir vermuten müssen, dass es damals gänzlich unbekannt war.
Bis hin zu Ludwig dem XIV, dessen wunderbare Gemächer in Versailles durch die Abwesenheit von sanitären Einrichtungen von sich reden machten, ist über die zweitwichtigste Tätigkeit des menschlichen Metabolismus auch aus dieser Zeit wenig bekannt. So blieb dem König wohl nichts anderes übrig, als hinter die Vorhänge zu scheissen, von den es in Versailles viele gab. Ob die Vorhänge dann noch einen anderen Verwendungszweck hatten, entzieht sich unserer Kenntnis. Man weiss aber, dass Puder und Parfüms mangels hygienischer Einrichtungen in dieser Zeit einen grossartigen Aufschwung erlebten. (Da es die Amerikaner damals leider noch nicht gab, vermeiden wir das Wort „Boom“)
Wie also haben sich die Menschen beholfen, als sie die geniale Erfindung des Klopapiers noch nicht kannten? Im Orient ist es in vielen Gebieten noch heute üblich, sich mit der linken Hand und etwas Wasser – falls vorhanden- zu behelfen. Oder, falls kein Wasser vorhanden ist, sich nicht zu behelfen. Dies ist also eine kulturgeschichtliche und hygienische Sackgasse. Und den Markscheidern sehr vertraut.
Experten behaupten, dass der Erfindung des Toilettenpapiers durch die Erfindung des Buchdrucks der Weg geebnet wurde. Ein interessanter Zusammenhang und nachvollziehbar, da viele Bücher ihren nützlichsten Verwendungszwecks wohl bei der Instandhaltung der Hygiene des menschlichen Arsches finden.
Wir, die wir also in der Ära des Toilettenpapiers aufgewachsen sind, können uns gar nicht mehr vorstellen, wie ein Leben ohne Toilettenpapier sein könnte. Oder ob Leben ohne Toilettenpapier überhaupt möglich ist? Oder überhaupt lebenswert? Droht daher aus irgendwelchen Gründen ein Versorgungsengpass, kommt Panik auf. Der Mensch, sogar der Markscheider, beginnt unablässig darüber nachzusinnen, wie er zu ausreichenden Vorräten in diesem Sektor kommt. Er ist bereit, alles zu tun, damit er auch morgen noch klabusterfrei gesellschaftlichen Umgang pflegen kann. So möchten wir unserem geschätzten Rentner Othmar Schlipoweit (1935-2020) eine Schweigeminute widmen und hoffen, dass er im Jenseits ausreichende Mengen Klopapier vorfindet.