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Das klerikale Treiben in Markscheid im Laufe der Kirchengeschichte (Teil II)

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

TEIL II   DIE DUNKLEN JAHRE

Die Jahre zwischen 1440 und 1528 gingen als „die finstere Zeit“ ein in die Markscheider Kirchenchroniken. Da mehrere Chronisten plötzlich verschwanden und ihre Niederschriften des Zeitgeschehens ebenso, sind wir hier auf fremde Quellen angewiesen. Was feststeht, ist, dass das Kloster Markscheid weltlichen Reichtum erlangte, nicht zuletzt wegen intensiver Vermarktung des Seelenheils. Ein gewisser Pater Insyltus Managnementus betrieb einen schwunghaften Handel mit Knochen verstorbener Heiliger, die er von einem befreundeten Gastwirt bezog. Dieser wiederum schien über eine nie versiegende Quelle von Knochen und Knöchelchen eben dieser Heiligen zu verfügen. Auch fanden immer wieder Raubzüge der Markscheider Bruderschaft statt, die bald weitherum gefürchtet war und als „Markscheider Raubmönche“ in vielen Quellen erwähnt werden. Aus dieser Zeit stammt das berühmte Zitat: „Scherben bringen Markscheid Glück“.

1451 wird eine Äbtissin namens Nahlesa erwähnt, die vermutlich gerne adligen Geblüts gewesen wäre. Nicht lange nach ihrer Ankunft in Markscheid übernahm sie die Geschicke des Klosters, nachdem sie den damaligen Abt Feistus den Gefrässigen zutode diskutiert  hatte. Bald war sie gefürchtet wegen ihrer Streitlust; meist endeten die Händel des Markscheider Klosters mit den umliegenden Fürstentümern und Bistümern mit dem Freitod der Gegner.

Ein besonderes Schicksal ist überliefert aus den Jahren 1480 bis 1499, wo ein Mönch namens Stotelius auf einem Missionsraubzug des Klosters Markscheid in ein südliches Bergland von den dortigen Wilden gefangen genommen worden war . Er wurde gezwungen, sich ein eingeborenes Weib zu nehmen. Nach Jahren des Leidens und der fleischlichen Ausbeutung – schon völlig kraftlos in den Lenden – konnte er fliehen, indem er sich auf dem Karren eines Händlers unter einer Wagenladung von Hüten versteckte. Zurück in Markscheid redete Stotelius in fremden Sprachen, beschäftigte sich nur noch mit einem Zählrahmen, den er hinter eine Glasscheibe stellte und stundenlang anstarrte. Zudem schrieb er merkwürdige Sätze auf, mit Wörtern wie „Goto“, „end“, „var“ und dergleichen Unverständlichem. Aber immer, wenn die Rede auf das südliche Bergland kam, wo er so Schweres erlebt hatte, hub er an zu knurren, zitterte und war kaum zu beruhigen.

1513 wird von zwei Mönchen berichtet (Merzedus und Gaius Benzus), die sich der absurden Idee von selbstfahrenden Fuhrwerken verschrieben hatten. Nachdem das Duo bereits mehrere Fuhrwerke des Klosters mutwillig aber nicht absichtlich zerstört hatte, gelang es den beiden, ein Fuhrwerk zu konstruieren, das sich völlig ohne Zugtiere bewegte und eine Geschwindigkeit erreichte, die die göttliche Ordnung nicht vorgesehen hat. Sie wurden der Ketzerei angeklagt, mussten der Idee abschwören und künftig zu Fuss gehen, was schon damals als äusserst grausam angesehen wurde. Diese drakonische Bestrafung war allen eine Lehre und so wurde die Idee erst fast 400 Jahre später wieder aufgenommen.

Martin Luther 1516 vor dem Kloster Markscheid (zeitgenössisches Foto in schwarz-weiss)

1516 wurde das Kloster Markscheid völlig zerstört, ein fremder Mönch namens Martin Luther hatte versucht, ein Pergament so vehement an das Eingangsportal des Doms zu nageln, dass das ganze Gebäude einstürzte. Dem Vernehmen nach habe er es ein Jahr später andernorts wieder versucht und sei dort erfolgreicher gewesen. Was er damit bezweckt hatte, blieb verborgen; Augen- und Ohrenzeugen zufolge hatte dieser Mönch während seines zerstörerischen Aktes mehrmals laute Winde abgelassen. Später stritten sich die Gelehrten darüber, ob es die Hammerschläge waren, oder die Fürze, die das Kloster zerstört hatten.

In den Folgejahren wurde eine Kirche aus dem Moldaulande massstabgetreu in Markscheid nachgebaut. Baumeister Speerus, der seine Ausbildung dem schwedischen Innenarchitekten Ikeus Kamprathus verdankte, war nach Vollendung des Werkes so begeistert, dass er sich gleich in Markscheid niederliess und später auch zum Bau der berühmten Universität und zur Vermehrung der Bevölkerung fleissig das Seine beitrug. Die Reformation aber machte um Markscheid einen grossen Bogen, nachdem der Reformator Martin den schönen Dom so mutwillig zerstört hatte.

 

 

 

Kategorien: Bildungswesen