Das klerikale Treiben in Markscheids Kirchengeschichte Teil IV
Impertinenz der XV regierte das Bistum zu Beginn des dreissigjährigen Krieges, der in Markscheid aber keine Anhänger fand, weil sich die Markscheider, wie so oft nicht an historische Gegebenheiten halten wollten. Und das kam so:
Der Prager Fenstersturz, der als Beginn des 30-jährigen Kriegs angesehen wird, wurde in Markscheid einfach nicht zur Kenntnis genommen, weil Fensterstürze in Markscheid so häufig stattfanden, dass kaum jemand sich darüber Gedanken machte. Dies lag einerseits an der luftigen, grosszügigen Architektur der Markscheider Gebäude und des Ratsturmes, aber vor allem auch daran, dass der dicke Impertinenz oft kirchliche und weltliche Würdenträger aus dem Fenster seines Ratsturmes schubste, wenn er getrunken hatte. Wie man weiss, trank er täglich und reichlich. So mussten sich die Markscheider einfach an den grossen Verbrauch von Wein und Würdenträgern gewöhnen. Und da die fürstlichen und kirchlichen Magistraten in weitem Umkreis von Markscheid in diesen Zeiten eine nur sehr begrenzte Lebensdauer hatten, konnte sich gar kein rechter, zünftiger Krieg entwickeln. Kaum hatte sich irgend ein Würdenträger so richtig echauffiert und wagte es, kriegerische Gedanken zu hegen, war er auch schon wieder weg. Viele künftige Tyrannen wie Stalin, Mao und Kim und andere schlaue Schnauzbärtige würden sich dank dieses Erfolgsmodells in ferner Zukunft sehr lange an der Macht halten können. Während also weite Teile Süddeutschlands im dreissigjährigen Krieg fast entvölkert wurden, konnte sich Markscheid dank des dicken Impertinenz dem XV. prächtig weiter entwickeln.
Man rief ihn sogar als Schlichter an den Friedenskongress zu Münster. Auf der Einladung, die kalligraphisch etwas kreativ war, wurde allerdings das Wort „Schlichter“ falsch gelesen; aus dem „i“ wurde ein „ä“. Also wandte Impertinenz seine bewährte Methode der Konfliktlösung an. Bald hatte der Kongress nicht mehr genug Mitglieder und musste deshalb von Münster nach Osnabrück verlegt werden, wo frische Friedensstifter warteten. Endlich gelang es dem Schwipsschwager des tüchtigen Impertinenz, einem Botaniker und Baumschullehrer namens Knorrfried, den Friedenskongress von Münster und Osnabrück (1641-1648) zu einem gelungenen Abschluss zu bringen, indem er ein neuartiges Gehölz, den sogenannten Galgenbaum entwickelte.
Da der gute Impertinenz von starkem Rechtsempfinden geprägt war, ahndete er alle Vergehen mit unbarmherziger Strenge. Dies musste auch jenes Schwein erfahren, das auf einem ärmlichen Markscheider Bauernhof nahe des Fickwalder Forstes starken Hungers litt. Es begab sich, dass der jüngste Säugling des Hofs im Garten unter dem Kirschbaum der frischen Luft ausgesetzt war und damit auch dem Hunger dieses unseligen Schweines. Und weil der Säugling so schön erdig duftete, konnte das Schwein nicht anders, als den Säugling zu kosten. Da er bald nicht mehr brauchbar war, kam es zu einem heftigen Zorn, zuerst nur der Bauersleute, die eine zukünftige Arbeitskraft verloren hatten, aber bald auch rottete sich mehr Volk zusammen und verlangte Rache. Es kam zu einem vielbeachteten Prozess gegen das Schwein, das keine Gnade fand, auch weil es vor Gericht nicht die geringste Reue zeigte. Es versuchte sogar noch, das Lederwams des Büttels anzuknabbern. Vor soviel Uneinsichtigkeit wurde von Impertinenz dem XV. eine angemessene Strafe ausgesprochen: Dem Schwein wurde bei lebendigem Leibe das halbe Gesicht entfernt, anschliessend wurde es am Hals aufgehängt und zur Abschreckung dreissig Tage auf dem Markscheider Anger hängengelassen. Dem Gastwirt des Ortes wurde strengstens untersagt, die Reste des Schweins sinnvoll zu verwerten, weil er damit ja auch die Gäste zu Kannibalen gemacht hätte. Und dies hätte man sogar in der damaligen Zeit in Markscheid nicht gern gesehen.