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Der Bart muss ab!

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Frau Crohn-Corque hat im Rahmen ihres längeren Bildungsurlaubs auf den Fischi-Inseln an einem Dschungelcamp teilgenommen. Bei ihrer Rückkehr präsentierte sie ein paar Ideen und eine dieser Ideen wurde gleich zu einer neuen Verordnung weiterentwickelt:

Ab 1. Juli 2020 soll in Markscheid das öffentliche Tragen von Bärten bei allen Geschlechtern verboten sein!

Dies erregte Jubel bei den von Natur aus Bartlosen, aber auch heftige Diskussionen bei Bartträger/Innen, so dass sich die verehrte Stadtpräsidentin genötigt sah, diese Entscheidung zu begründen, was sie sonst eigentlich nicht nötig hat.
Also lud sie zu einem Informationsabend ein, sekundiert von zwei Mitgliedern des Stadtrates. Edi Blitzer, Kulturbeauftragter(bartlos) und Frauke Mömmenstedt- Fersenbleich, Vermummungsverbotsbeauftragte (bartlos).
Immer am Puls der Zeit, berichtet MaM kritiklos und vorbehaltlich über den sehr informativen Abend. Hier das Wichtigste aus Crohn-Corques Rede:

„Liebe Bürger!  Liebes Volk!
Wie wir in den letzten Jahren bedauerlicherweise feststellen mussten, hat die zunehmende Tendenz zum Bart einige sehr nachteilige Wirkungen auf die Volkshygiene und das aesthetische Gesamtbevölkerungsbild mit sich gebracht. Sowohl die Hipster, als auch gewisse religiöse Gruppierungen- und damit meine ich die mit den langen Bärten und den gekürzten Hosenbeinen- und nicht zuletzt die Penner verunstalten regelmässig die absichtlichen und auch zufälligen Gruppenbilder, sei es an Demonstrationen oder an sportlichen oder religiösen Veranstaltungen! Wer hat sich nicht schon grün und blau geärgert, wenn auf einem Familien- oder Betriebsausflugsfoto plötzlich beim Sichten der Bilder irgendwo im Hintergrund ein Bärtiger sich eingeschlichen hat“
Jetzt wurde sie emotional:
„Ausserdem wird durch den Bart die Arbeit der neuesten Gesichtserkennungssofteware erschwert. Lasst uns also nun Gegensteuer geben!
(Heftiges, zustimmendes Nicken von Blitzer und Mömmenstedt-Fersenbleich)
„Wir haben herausgefunden, dass es verschiedene verwerfliche Motive für einen Mann gibt, sein Kinn zu verbergen und mindestens 8 Gründe, weshalb das Barttragen verboten werden muss:

  1. die betonte Zurschaustellung sekundärer, männlicher Geschlechtsmerkmale ist ein Rückfall in das überwunden geglaubte Patriarchat und somit ein Hemmschuh bei der mühsam erkämpften Verweichlichung des herrschenden Männerideals.
  2. die Faulheit, die zum Vermeiden einer täglichen Rasur führt, ist ein schlechtes Vorbild für die Jugend.
  3. Nur Männer mit beschädigtem Selbstwertgefühl müssen ihr Gesicht mittels Behaarung nach unten verlängern, wie überhaupt Verlängerungen jedwelcher Art eine untaugliche Strategie sind, die Männlichkeit zu optimieren !
  4. Bei Bartträgern ist der Nahrungsverbrauch 5-10%  höher, weil ein Teil der zum Gesicht geführten Nährstoffe im Gestrüpp hängenbleibt.
  5. Bartlausbefall und Bartflechte haben epidemieartig zugenommen. Wollen wir es dem Ungeziefer so einfach machen?  („Nein!“-Rufe aus dem Publikum)
  6. Gynäkologen berichten über eine dramatische Zunahme von Scheidenpilzerkrankungen. Die Zusammenhänge werden noch untersucht. Dr. Scheider wird berichten.
  7. In der vergangenen Weihnachtszeit führte das Auspusten von Adventskranzkerzen zu einer deutlichen Zunahme von spektakulären Gesichtsentflammungen.
  8. Da die meisten von uns Frauen keine Bärte haben, sollen die Männer auch keine haben!“ (Applaus aus dem Publikum)

Bart und Pfeife. Ein sogenannter Doppel-Moppel-Effekt. Fast ein wenig zu viel Männlichkeit, um echt zu sein.

Etwas versöhnlicher und gütig einlenkend fügte Frau Crohn-Corque abschliessend hinzu:
„Natürlich gibt es Menschen, die einen Bart tragen, um die Abwesenheit eines Kinns haarig zu kompensieren. Das ist verständlich, aber in der heutigen Zeit von Latex und Silikon, mit denen ein fehlendes Kinn gefällig und wetterfest aufmodelliert werden kann, nicht mehr notwendig und somit nicht akzeptabel!“
Hier endete die Veranstaltung mit tosendem Applaus und es war auffällig, dass auch plötzlich keine Bartträger und -Trägerinnen mehr zugegen waren.
Also insgesamt ein sehr gelungener Abend!