Die Markscheyder Ölkrise
In pausenloser Tag- und Nachtarbeit hat das Restauratorenteam um Professor Ano Nymus wieder einen Teil des verloren geglaubten historischen Stadtarchivs aus dem Dachbodenfund auf dem Rathausspeicher vom Zahn der Zeit befreit. Und so kann die Markscheider Historische Gesellschaft heute wieder einmal stolz Licht auf ein weiteres Kapitel der markscheider Stadtgeschichte aus der Zeit vom Ende des dunklen Mittelalters werfen.
1452 a.D.: Wegen der ausbleibenden Zahlungen für ihre Produkte drohen die nahoströmischen Olivenölproduzenten in Konstantinopel dem Rat der Stadt mit der Einstellung aller Lampenöllieferungen nach Markscheyd. Aus Furcht vor einer bevorstehenden nächtlichen Dunkelheit des Mittelalters treten Handwerksgesellen und Bauern spontan in den Streik und drohen Bürgermeister Walter Ullrich (*1411 – †1453?) mit einem Aufstand. Angesichts einer mit Schmiedehämmern und Sicheln bewaffneten Meute greift der markscheyder Bürgermeister zur Lösung des Problems zu einem drakonischen Mittel und erlässt ein revolutionäres Sozialgesetz, künftig wird die wöchentliche Arbeitszeit für Handwerksgesellen und Bauernknechte von 105 auf höchstens 95 Stunden herabgesetzt und an jedem vierten Sonntag im Monat ist „alles Dienstvolk nachmittags ab dem sechsten Glockenschlage arbeitsfrey“. Zusätzlich erlässt er zum Entsetzen der Kaufmanns- und Handwerkergilden für die Bezahlung der markscheyder Ölimporte eine Verordnung zur Einführung einer Lampenölsteuer für alle Besitzer von „Werktätigenplatznaturölverbrennungsleuchtgerät mit eynem Dochte oder derselben mehreren“. Schon nach wenigen Monaten wird durch die Lampenölsteuer genug Geld für die Begleichung der offenen Rechnungen eingenommen und Anfang 1453 begleitet Bürgermeister Ullrich persönlich die Handelsdelegation, die die kostbare Schatulle mit den feuervergoldeten „Markscheyder Thalern“ nach Konstantinopel bringen soll. Bedauerlicherweise verlieren sich auf dem Wege dorthin bei einem Zwischenaufenthalt in der neuen osmanischen Hauptstadt Istanbul seinen Spuren beim Besuch eines Sklavenmarktes.
Was davon geblieben ist: Durch Bürgermeister Ullrichs wegweisende Sozialgesetze gelang es erfolgreich, die aufmüpfige werktätige Bevölkerung Markscheyds für die nächsten 34 Jahre nächtlicher Dunkelheit, die erst durch den grossen Stadtbrand von 1486 ihr Ende fand, zu besänftigen. In den Kreisen der markscheyder Honoratioren trugen ihm allerdings seine bei ihnen unpopulären Massnahmen den Beinamen „Walter der Schreckliche“ dafür ein, unter dem er auch in die Markscheider Stadtgeschichte eingegangen ist. Noch heute drohen Mütter ihren Kindern damit, dass der „Böse Walter Ullrich“ sie holen wird, wenn sie beim Mittagessen das Soll, ihren Teller ganz leerzuessen, nicht schaffen.