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Frettchenverleih meldet Insolvenz an

Veröffentlicht von Herbert Schwaderlapp am

Schlimme Nachrichten aus der alteingesessenen markscheider Geschäftswelt. Der beliebte Frettchenverleih Klöbner, der letztes Jahr sein 75-jähriges Bestehen feierte und in der vierten Generation als Familienbetrieb seit 17 Jahren von Karl-Eduard Klöbner geleitet wird, muss – für Außenstehende vollkommen unerwartet – Insolvenz anmelden. MamM hatte Gelegenheit, mit dem zu Tode betrübten Geschäftsführer zu sprechen und ihn nach den Gründen für seinen Schritt zu fragen.

MamM: „Hallo Herr Klöbner, wir haben von Ihrem Unglück erfahren und möchten mit einer reißerischen Story darüber unsere Auflage steigern.“

Klöbner: „Ach, das ist jetzt auch schon egal! Machen Sie doch, was Sie wollen, mir kann eh niemand mehr helfen.“

MamM: „Dann erzählen Sie mal, wie Sie es in wenigen Jahren geschafft haben, den so gut laufenden Laden zu ruinieren.“

Klöbner: „Wahrscheinlich bin ich selbst Schuld. Ich hätte mich vielleicht in den letzten Jahren nicht nur auf den einen Kunden aus Übersee konzentrieren sollen, unabhängig davon, wie wichtig er auch sein mag. Natürlich bewahre ich als ehrbarer Geschäftsmann seine Identität für mich, aber lassen Sie mich sagen, Sie kennen ihn alle. Mit Sicherheit.“

MamM: „Mir fallen als berühmte Persönlichkeiten von drüben hinterm großen Teich ad hoc nur Comicfiguren ein.“

Klöbner: „Ja, ja, das kommt der Wahrheit schon erschreckend nahe.“

MamM: „Und was ist mit diesem Kunden passiert? Lassen Sie sich doch nicht jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen.“

Klöbner: „Wissen Sie, das fing vor gut vier Jahren an, als das Telefon klingelte und ein wütender Mann mich auf Englisch anschrie. Ich verstand erst gar nicht, was er wollte und habe ihn erstmal beruhigt. Dann wurde mir klar, dass er in einer Notsituation war. Sein Frettchen, dass er stets stolz auf dem Kopf umhertrug, war ihm entlaufen und er hätte in Kürze jede Menge öffentliche Auftritte, die er unmöglich ohne Frettchen absolvieren könne. Ihm sei von seinem Beraterstab mitgeteilt worden, dass in so einem Fall weltweit eigentlich nur ein Laden infrage käme und das war nun einmal, wie ich nicht ohne Stolz sagen kann, mein Laden.“

Wie konnte es mit diesen possierlichen Tierchen nur so weit kommen?

MamM: „Jetzt werden Sie mal nicht sentimental. Wie ging es weiter?“

Klöbner: „Er sagte, dass er für den Fall der Fälle nicht nur ein Frettchen brauche, sondern so viele, wie sie noch nie jemand vor ihm gehabt hat und auch nie wieder jemand haben wird. Er würde mich für regelmäßige Lieferung der süßen Tierchen fürstlich entlohnen, schließlich sei er unermesslich reich und würde gegenüber guten Freunden, zu denen ich jetzt auch gehöre, mehr als großzügig sein. Das Geschäft konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen und ich habe eingewilligt und so viele Frettchen geliefert, wie ich konnte. Jeden Monat eine neue Lieferung, ein Tier schöner als das andere. Doch wissen Sie, was dann kam?“

MamM: „Klar, ich bin ja nicht blöd. Ich möchte es aber aus Ihrem Mund hören.“

Klöber: (schluchtzt) „Er hat nie seine Rechnungen bezahlt. Als ich eine Mahnung geschrieben habe, waren am nächsten Morgen die Reifen am Auto zerstochen und ein Rudel Anwälte fiel über mich her wie eine Heuschreckenplage. Mir blieb nichts übrig als zu liefern und zu hoffen, dass das versprochene Geld irgendwann gezahlt wird. Doch jetzt ist alles aus. Der Kerl hat angekündigt, sich erstmal zurückzuziehen, da kann ich davon ausgehen, dass ich von dem nie wieder was hören werde. Außerdem wird gemunkelt, dass er gar nicht so reich sei, wie er immer behauptet hat. Da ist für mich nichts mehr zu holen. Jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich habe gleich noch einen Termin mit dem Insolvenzverwalter.“

MamM: „Besten Dank für das ausführliche Gespräch, Herr Klöbner. Wir wünschen Ihnen alles Gute und möchten Sie bei der Gelegenheit noch daran erinnern, dass Sie die letzte Unzeige in der MamM auch noch nicht bezahlt haben.“