Internationaler Kongress der Verschwörungstheoretiker
Nun ist es amtlich, Frau Crohn-Corque ist das scheinbar Unmögliche gelungen: Der diesjährige Kongress der Verschwörungstheoretiker (KdV) findet in unserer wohlbekannten Gemeinde statt, zeitgleich mit der Tagung der Bilderbücher, einer Lobbyvereinigung des Deutschen Kinderbuchhandels.
Ein buntes Völkchen der Aluhutträger, der Chemtrailfanatiker (erkennbar an den Atemschutzmasken) sowie der Forscher bezüglich des sogenannten „Tiefen Staates“ geben sich ein Stelldichein.
Für das Catering sorgen ein berüchtigter Fischhändler und ein ortsbekannter Pizzalieferant. Die Krankenhäuser sind während dieser Zeit doppelt besetzt, Dr. Scheider kommt grosszügigerweise einen Tag früher von seinem dreimonatigen Sommerurlaub zurück und da das 5-Sterne Hotel „Zur guten Heimat“ bereits ausgebucht ist, bietet die Stadtverwaltung zusätzliche Notschlafplätze in der Kanalisation an. Vielen der Forscher, die immer auf Diskretion bedacht sind, kommt dieses Angebot sehr entgegen.
Wir haben exklusiv für MamM ein Interview mit der Leiterin der Veranstaltung, Frau Mandy Mystery an einem geheimen Ort zu vertraulicher Zeit führen können.
MamM: „Frau Mystery, es freut uns, als Markscheider Bürger, dass Sie sich entschlossen haben, ihren diesjährigen Kongress nach Markscheid zu verlegen.“
Mystery: „Es ist uns eine Ehre, bei Ihnen Gast zu sein. Markscheid ist, nachdem diesmal Bielefeld ausgefallen ist, weil es anscheinend doch existiert, die erste Wahl für eine derartig vertrauliche Zusammenkunft.“
MamM: „Die Leser dieses Blattes interessiert sicherlich, was denn genau ein Verschwörungstheoretiker macht. Verschwörung klingt unheimlich.“
Mystery: „Da brauchen Sie keine Sorgen zu haben, im Gegensatz zu den Politikern und der Hochfinanz, sind wir keine Verschwörungspraktiker. Nun, ein Verschwörungstheoretiker forscht über Verschwörungen, wie zum Beispiel ein Elitentheoretiker über Eliten.“
MamM: „Und ein Zitronenfalter faltet dieselben.“
Mystery: „Wobei er sich an den Volksvertretern ein Beispiel genommen hat. Ernst beiseite, das Angebot an Verschwörungstheorien ist so breit wie die menschliche Fantasie reicht. Und darüber hinaus.“
MamM: „Zum Beispiel, dass die amerikanischen Präsidenten von der Hochfinanz abhängig sind.“
Mystery: „Das ist schon ein Randbereich der Verschwörungstheorie. Inzwischen kann dies als bestätigt gelten und damit fällt es bald nicht mehr in unseren Aufgabenbereich.“
MamM: „Nennen Sie uns ein Beispiel.“
Mystery: „Zum Beispiel, dass Els Pizzen von einem Menschen ohne letale Auswirkungen verdaut werden können.“
(Sie lacht)
Mystery: „Zum Beispiel, dass die USA hauptsächlich Länder bombardieren, die sich das Öl in anderer Währung als dem Dollar bezahlen lassen.“
MamM (lacht): „Das ist tatsächlich so absurd, dass es für einen Fantasypreis in Betracht kommt.“
Mystery blickt irritiert.
MamM: „Was sind denn die neuesten sogenannten Erkenntnisse oder Theorien?“
Mystery: „XXX, insbesondere, dass auch unsere Bundesregierung XXX. Die Attentate XXXX.“
(Durch den Verlag geschwärzt, um die Bevölkerung nicht zu ignorieren)
MamM: „Sind Sie es nicht leid, in den Medien nicht ganz Ernst genommen zu werden?“
Mystery: „Dieser Eindruck täuscht. Würden sie uns nicht Ernst nehmen, spotteten sie über uns, wie Tennisstars oder C-Promis im Big Sister Haus. Nein, wir werden dadurch geadelt, dass wir totgeschwiegen oder abfällig behandelt werden.“
MamM: „Despektion statt Diskussion?“
Mystery: „So ähnlich. Aber jetzt entschuldigen Sie mich bitte, mein Aluhut wird schon langsam dünn, die Chemtrails, sie verstehen…“
Sie eilt von dannen, sich mehrmals verstohlen umblickend….
Während der Zeit des Kongresses wird über Markscheid eine riesige Aluminiumhaube gespannt. Wir bitten die Bevölkerung um Verständnis. Und packen Sie bitte nicht die Pausenbrote ihrer Kinder damit ein.
Der Raum für die offiziellen Pressevertreter kann für die Unterbringung der mobilen Toiletten verwendet werden, denn es steht zu erwarten, dann dieses Kongress unter Ausschluss der offiziellen Medien stattfinden wird. „Was das Volk nicht wissen soll, darüber darf auch nicht berichtet werden“, so ein Vertreter der Zeitungsverleger. Seitens des staatlichen Fernsehens hat sich nur der Redakteur Berthold angekündigt, dessen Markenzeichen die beiden Augenklappen und sein überaus sympathischer Blindenhund Fassi sind.