Karl Schrobel, das unbekannte Genie
Aus der Reihe: berühmte Söhne und Töchter Markscheids
Gemeinhin wird ja dem Herrn Edison die Erfindung der Glühbirne zugeschrieben. Manche sagen, es sei ein Herr Göbel gewesen. Was aber viele nicht wissen: Ein Markscheider Erfinder hat sich das Leben genommen, als die Glühbirne -von wem auch immer- erfunden wurde. Markscheid hat viele begnadete Erfinderinnen und Erfinder hervorgebracht, die meist – wie es sich gehört, verarmt, vereinsamt und vergessen verstorben sind. Einer von Ihnen – nicht mit dem Herrn Schräuble verwandt, über den hier schon berichtet wurde, war der unbekannte Karl Schrobel, dessen Grab 1976 vom Rande des Markscheider Friedhofs aus Platzgründen entfernt wurde und von dem auch sonst nichts mehr bekannt ist bis heute. Weshalb wir ihm an dieser Stelle posthum einen Pflock einschlagen, quasi ein Denkmal setzen wollen: Das Denkmal des unbekannten, erfolglosen Erfinders.
Karl Schrobel, ein Kind einfachen Gemüts und einfacher Eltern, fiel in der Schule schon etwas seltsam auf, weil er seinen Lehrern auf die Nerven ging mit wohl ausgeheckten Automatisierungsideen, die revolutionär für die Pädagogik jener Zeit gewesen wären, hätte man sie ernst genommen. Damit wir uns in sein Denken hineinversetzen und sein verkanntes Genie würdigen können, wollen wir hier eine zufällige Auswahl seiner sinnvollsten Ideen auflisten :
- Ein kombiniertes Kreide- und Schwammschleuderkatapult mit Zieloptik, genannt „der Konzentrator“; gegen schwatzhafte, unkonzentrierte Schülerinnen und Tagträumer einsetzbar.
- Ein In-der-Ecke-steh-Automat, dem das massregelnde und langweilige In-der-Ecke-Stehen hätte abdelegiert werden können.
- ein Aufstehschleudersitz, bei dem mittels einer Sprungfeder beim Eintreten des Lehrers alle Schülerinnen und Schüler sprunghaft aufgestanden worden wären.
- die selbstreinigende Wandtafel, bei der ein raffiniert ausgeklügeltes Bewässerungssystem nach Betätigen eines Seilzuges die Wandtafel reingewaschen hätte. Da aber ein Drainagesystem fehlte, wurde die Idee nicht weiter verfolgt.
Wir sehen, er war ein findiger Geist, der sich unablässig Gedanken machte, wie seine Umgebung zu optimieren gewesen wäre. Wenn auch seine Kollaborationstendenzen mit dem Feind dem Schüler Schrobel wenig Sympathien eingebracht hat. Das ständige Verdroschenwerden muss seinen mentalen Fähigkeiten sehr zugesetzt haben.
Auch nach seiner Schulzeit, von der wir nicht wissen, wie lange sie gedauert hat, aber wir nehmen an, sie dauerte, arbeitete er unablässig an der Entwicklung sinnvoller Erfindungen zur Erleichterung des täglichen Lebens. Unzählige seiner Ideen wurden vom Patentamt abgelehnt, weil sie seiner Zeit zu weit voraus gewesen waren. Sogar Albert Einstein, ein Erfinderkollege, der bekanntlich zu Beginn seiner Forscherlaufbahn im Patentamt in Bern gearbeitet hatte, soll einmal wegen eines Schrobelschen Patentantrages gütig lächelnd die Stirne gerunzelt haben.
Zeitlebens war Karl Schrobel besessen von der Idee, eine Kerze zu entwickeln, die an der Decke angeklebt, nach unten brennen würde und somit als Deckenbeleuchtung von oben her einer ganzen Kultur Erhellung wenn nicht sogar Erleuchtung bringen könnte.
Wie wir wissen, gibt es eine solche Kerze bis dato nicht, was in Zeiten von Neonsparlampen, Halogen, LED, Vollmonden und ähnlichem Krimskrams heute eh überflüssig geworden wäre.
Aber kommen wir zum fulminanten Ende des Erfinderlebens: Karl Schrobel war auf bestem Weg, seine Erfindung zu vollenden, sein Lebenswerk zu krönen, als ihm die Nachricht von der Erfindung der Glühbirne überbracht wurde. Wir wissen nichts über seine letzten Stunden, aber sie müssen dramatisch und tragisch gewesen sein. Er wurde dann als Selbstmörder natürlich ausserhalb der Friedhofsmauer beerdigt – Ordnung musste sein – wurde aber im Jahr 1918 während der spanischen Grippe bei einer notwendigen Friedhofserweiterung zu den rechtmässig Verstorbenen eingemeindet und schliesslich wie oben erwähnt 1976 definitiv entsorgt. Womit dieses traurige Kapitel Markscheider Geistesgeschichte auch abgehakt ist.