Markscheid feiert seine Märtyrer
Die MamM verkündet hiermit stolz: Der Rat der Stadt Markscheid hat einstimmig beschlossen, die vielen, die ihr Leben im Kampf gegen die Ungläubigen riskierten oder sogar opferten, mit einem Riesenfest willkommen zu heißen. Nachdem die Bürgermeisterin Crohn-Corque die Fragen der MamM für gut befunden und den Pressetext noch einmal nach Rechtschreib- und inhaltlichen Fehlern Korrektur gelesen hatte, stellte sie sich dem kritischen Interview der MamM.
MamM: Frau Bürgermeisterin, Sie sehen heute aber wieder gut aus! Was war die Motivation für dieses Willkommensfest?
Crohn-Corque: Nun, wir vom Rat der Stadt Markscheid sind der Meinung, dass all denjenigen, die sich im Kampf gegen die Ungläubigen dieser Welt als wahre Helden gezeigt haben, mal eine richtige Sause gebührt. Ein paar haben dabei nämlich sogar ihr Leben gelassen. Aber anders war diesen Barbaren, die sich unverschämterweise auf Gebieten angesiedelt hatten, die seit altersher nun einfach mal der westlichen Welt gehören, so steht es ja schon in der Bibel, und sich auch noch an den dort vorhandenen Rohstoffen bereichert haben, nun mal nicht beizukommen. Deshalb wird es für sie neben der Konfetti-Parade auch einen feierlichen Gottesdienst mit Pomp, Tränen, feierlicher Segnung der Märtyrer durch die heilige christliche Kirche und diesem ganzen Gedöns geben, um diese Gerechten dem einzig wahren Gott anzuvertrauen.
MamM: Nun hatten nicht alle das Glück, ihr Leben für all die sinnvollen Kriege zu opfern. Dennoch gibt es ja reichlich Unterstützer.
Crohn-Corque: Ganz recht. Aber auch diese Leute wollen wir natürlich als Kriegshelden ehren. Sie haben entweder durch den Einsatz vor Ort oder durch logistische Unterstützung mit z.B. Waffenlieferungen aktiv am Kampf gegen die Ungläubigen mitgewirkt. Und sie können mit einer beachtlichen Leistung aufwarten: Mehr als eine halbe Million Tote, allein in Syrien und im Jemen, das ist natürlich nur eine ungefähre Zahl, aber auf ein paar mehr oder weniger getötete Kinder und Zivilisten kommt es ja nicht an, wir wollen doch nicht so kleinlich sein. Aus den kleinen Ungläubigen wären eh mit Sicherheit später große Ungläubige geworden. Das ist wie mit Zecken oder Spinnen. Am besten, man tötet sie, wenn sie noch ganz klein sind. Jedenfalls gab es insgesamt viele erfolgreiche Anschläge unserer Kriegshelden auf Straßen, Marktplätze, Hochzeitsgesellschaften, Schulen oder Krankenhäuser. Ich kann Ihnen sagen: Das gab vielleicht jedes Mal ein KAWUMM!
Nicht zu vergessen sind natürlich auch die vielen fleißigen Bienchen, die zuverlässig und meist unbeachtet im Hintergrund agieren. Ich meine, den ganzen Tag am Rechner sitzen und Koordinaten für die Drohnen zu übermitteln, ist zwar eine stupide, aber eben enorm wichtige Aufgabe, ohne die so viele Ungläubige einfach nicht getötet hätten werden können. Man macht sich dabei zwar nicht direkt die Hände schmutzig, nun ja, es sei denn, die Tastatur wurde länger nicht geputzt, aber auch diese Menschen möchten wir feiern. Schon im Vorfeld wurden deren Arbeitszeiten für eine gute Work-Life-Balance angepasst, sodass sie abends zu ihrer Familie zurückkehren können. Auch mit der Ausstattung ihrer Arbeitsplätze wollten wir ihnen eine gewisse Wertschätzung entgegen bringen. Mittlerweile gibt es dort größere Teeküchen und gemütliche Lounges mit Sofas, Meditationsmusik und Buddha-Statur, also der letzte heiße Scheiß aller Innenarchitekten.
Und weil die Leistung all der Vorgenannten bislang im Gegensatz zu Kissinger, Europa oder Obama von der Weltgemeinschaft noch nicht ausreichend gewürdigt wurde, hat die Stadt Markscheid nun einen Antrag an die Nobel-Stiftung gestellt, den Friedensnobelpreis in Terrornobelpreis umzubenennen. Gott Akbar!