Möllers Wahl
Wie Knöllenbeck eine neue Kriminalassistentin erhielt
Noch steckt uns der Schreck in den Knochen, wenn wir uns an Koukols bitteren und tragischen Abschied vom irdischen Sein erinnern. Aber natürlich stellte sich bald die Frage nach einem Nachfolger. Da auch in Markscheid auf eine gute Durchmischung geachtet wird, musste laut Frau Bürgermeisterin Crohn-Corque Koukols Nachfolgerin eine Frau oder einfach etwas anderes als ein Mann sein.
(Wir von der Redaktion haben natürlich grosse Bedenken, ob die zarte Weiblichkeit oder Ähnliches den enormen geistigen und körperlichen Anforderungen dieses Jobs überhaupt gerecht werden kann und wollen das einfach mal festgehalten haben, aber wir wollen nicht zu früh urteilen.)
Die Evaluation wurde sehr sorgfältig durchgeführt: Im Anforderungsprofil der Stellenbeschreibung, die die Sekretärin Frau Petra Fitzig geschrieben hatte, stand Folgendes: (wir zitieren auszugsweise und merken an, dass Frau Fitzig in ihrer Freizeit am liebsten Tierdokus schaut)
- Gefällige Erscheinung, weiblich oder Ähnliches von Vorteil,
- geduldig wie eine Spinne,
- hartnäckig wie eine Bulldogge,
- treffsicher wie eine Speikobra,
- schlau wie eine Füchsin,
- Affinität zu Heideggers oder anderem philosophischen Basiswissen nicht notwendig.
- Kaffeezubereitungsskills werden ebenfalls nicht vorausgesetzt, aber Erfahrung im Umgang mit Sumpflöchern von Vorteil.
Die erste Kandidatin Frau Klara Hammer, eine gestandene Feuerwehrfrau und Krav Maga – Könnerin stampfte siegesgewiss ins Bewerbungsgespräch, schaute herausfordernd in die Runde und sagte: „Na, Ihr Sumpflöcher, wann fange ich an?“
Knöllenbeck schauderte es; Er verschluckte sich an seinem Kaffee und brachte nur ein ersticktes Gurgeln heraus. Kriminalrat Möller nickte anerkennend und Frau C.-C. wirkte etwas befremdet. (wie wir wissen, tut sie sich schwer mit starken Frauen)
Die nächste Kandidatin Fräulein Jacqueline Freudenreich war eher zierlich, blond, überaus gepflegt, wenn nicht schon overstyled, wirkte etwas schüchtern und blieb gleich neben der Tür stehen. Dann wisperte sie ein fast nicht vernehmbares „Hallo“ in die Runde. Kriminalrat Möller strahlte, blinzelte der Kandidatin zu, Frau C.-C. lächelte anerkennend, Knöllenbeck war interessiert.
Kriminalkommissar Knöllenbeck fragte: „Was haben Sie bisher gearbeitet?“
„Ich bin Studentin der Astrophysik im 18. Semester und ich war das süsse, blonde Skript-Girl in Ihrem 17. Fall.“
Möller nickte geniesserisch. Er erinnerte sich; Knöllenbeck runzelte die Stirn und dachte nach. „Astrophysik, mein 17. Fall?“ Er erinnerte sich nicht.
Fräulein Freudenreich half nach: „Das Alien … aus Ihrer Brust“
„Aha, jetzt, ja … üble Geschichte, üble Geschichte“ erwiderte Knöllenbeck und versuchte, sich hinter dem Tisch etwas kleiner zu machen. (er war irgendwie nicht so stolz auf seine schauspielerische Karriere)
Bürgermeisterin Crohn-Corque wirkte nachdenklich, das mit der Astrophysik liess sie zögern. Sie hatte nicht gern allzu intelligente Leute in den Ämtern. Allerdings sprach das mit dem Skript-Girl wiederum für diese Bewerbung und so nickte sie schliesslich.
Kriminalrat Möller konnte sich nun nicht mehr zurückhalten: „Sie sind eingestellt! Wir könnten anschliessend bei einer Pizza und einer Flasche Wein noch die Formalitäten diskutieren!“
Da niemand etwas einzuwenden hatte und die wichtigsten Fragen nun geklärt waren, stand es nun also fest:
Fräulein Jacqueline Freudenreich (29) wurde eingestellt und wird – falls sie die Pizza überlebt – künftig den besten und einzigen Kriminalkommissar Markscheids bei seinen schwierigen Fällen tatkräftig unterstützen.