Phacops rote Liste – Teil 3: Schreimaschine
Willkommen zu Phacops’ roter Liste der vom Aussterben bedrohter Tierarten aus heimischem Wald, Flur und Haus. Heute gedenken wir der Schreibmaschine. Es ist nur wenige Jahre her, dass diese possierliche Familie unterschiedlichster Arten nicht nur in Büros, Geschäftshäuser, Behörden, nein, sogar ganz normaler Wohnhäusern anzutreffen waren. Und heute? Da verstehen Teenager eher Schreimaschinen, als dass ihnen diese Tierchen vertraut sind.
Es gab diese Schreimaschinen in einer Masse von Variationen, die die unglaubliche Vielfalt der Natur eindrucksvoll beweisen und so manchen Kreationisten als Bestätigung für die Irrationalität der Evolutionstheorie dienten. In vielen Fällen dienen die Drucktypen zur Unterscheidung. Typenhebel, Typenwalze, Kugelkopf und Typenrad waren selbst dem biologischen Laien ein Begriff.
Die Symbiose mit dem Menschen konnte sogar in den medizinisch auffälligen Bereich abgleiten, wenn sogenannte Dichter Liebesbeziehungen zu den Schreibmaschinen aufbauten, die meist nicht erwidert wurden.
Und heute? Da sind sie, bis auf die Haushalte von Prädementen und Behörden völlig verschwunden und bald werden sie ausgerottet sein. Die kalte Textverarbeitung als Kombination von Computern und Druckern zeigt wieder einmal den erhöhten Evolutionsdruck in unserer hochtechnisierten Welt.
Natürlich waren sie laut, doch manch einer hörte deren Geräusche lieber als das der Nachtigall. Und, seien wir ganz ehrlich, erst mit dem Verschwinden der Schreibmaschine begann das Zeitalter des Copy/Paste mit all seinen negativen Folgen für den Wissenschaftsbetrieb.
Verneigen wir uns ehrfürchtig vor den letzten Exemplaren einer Zeit, in der die unleserliche Handschrift durch ein klares Textbild verdrängt wurde und Schrifttypen wie Courier das Licht der Welt erblickten.