
Stadtverwaltung Markscheid geht viral: „Amtsfluencer“ erobert Instagram & TikTok
Markscheid (dpoi) – Der städtische Alltag war bislang vor allem für dafür bekannt: Lange Wartezeiten, komplizierte Formulare und der Duft von Filterkaffee, der seit den 70ern in den Teppichböden hängt. Doch damit ist jetzt Schluss, die Stadtverwaltung Markscheid hat das Internet entdeckt, und zwar nicht in Form von E-Mails, die man irgendwann „auch mal beantworten müsste“, sondern als echtes Influencer-Geschäft.
Allen voran: Herr Schmidt. Der 54-Jährige ist nicht nur Sachgebietsleiter im Ordnungsamt, sondern gleichzeitig Gleichstellungsbeauftragter, Vorsitzender der Schwerbehindertenvertretung und inoffizieller König der Abteilung „Alles, was sonst keiner machen will“. Nun zeigt er seinen Berufsalltag in kurzen Videos auf Instagram und TikTok als selbsternannter „Amtsfluencer“.
„Ordnungsamt ist wie Actionkino, nur ohne Action!“
In seinem neuesten Clip steht Schmidt mit Selfiestick auf dem Marktplatz: „Hey Leute, heute beschlagnahmen wir ein falsch abgestelltes Lastenrad. Bleibt bis zum Ende dran, da gibt’s den ultimativen Durchschlagstempel ASMR!“. Dazu läuft epische Musik, die eher an Hollywood erinnert als an Parkraumüberwachung.
Der Clip erreichte innerhalb von 48 Stunden stolze 127 Aufrufe, davon 120 aus dem Kollegium. „Die restlichen sieben waren echte Jugendliche“, betont Schmidt stolz.

Ohne soziale Medien läuft gar nichts
Auch die sonst schwer vermittelbare Arbeit im Grundbuchamt bekommt eine digitale Bühne. In einem Clip erklärt Schmidt den Unterschied zwischen Flurstück 127/8 und 127/9, während er mit dramatischen Soundeffekten Ordner umblättert. Kommentatoren auf TikTok nennen ihn bereits den „Indiana Jones des Verwaltungsrechts“.
„Wenn man sieht, wie Schmidt Akten von links nach rechts stapelt, versteht man sofort, dass Verwaltung kein Job ist, sondern eine Lebenseinstellung“, schwärmt Bürgermeisterin Crohn-Corque.
Ein weiterer Dauerbrenner: Schmidts Serie „Maloche im Grünen“. Hier stapft er mit Vertretern der unteren Naturschutzbehörde und GoPro durch einen Graben voller Mücken, um den seltenen Sumpf-Haarwurz nachzuzählen. „Manche nennen es Bürokratie, ich nenne es Öko-Thriller“, sagt er und zeigt anschließend stolz eine Excel-Tabelle.
Wie kommt das bei den Jugendlichen an?
„Schon krass, wie viele Stempel es gibt“, meint der 16-jährige Kevin, der die Videos eigentlich nur sah, weil er dachte, es ginge um Gaming. Seine Freundin Chantal ergänzt: „Ich dachte bisher, TikTok sei für Tänze, nicht für so krasse Formulare.“
Die Stadtverwaltung Markscheid beweist: Social Media ist kein Ponyhof, sondern ein Formular 17b mit Durchschlag in dreifacher Ausfertigung.
Herr Schmidt plant bereits den nächsten Hit: Einen Tanztrend mit gelochtem Papier und rhythmustreibendem Tacker.