Student, der vor vier Wochen noch für mehr Wohnraum demonstriert hat, geht jetzt unter dem Motto „Wir haben Platz“ auf die Straße
Berlin (deppo) – Da müssen wir doch unbedingt was tun, nicht!? Diese Worte gingen Bernd Keumann durch den Kopf, als er die Bilder der Flüchtlinge nach dem Brand im griechischen Lager Moria im Fernsehen gesehen hat.
„Wahnsinn, wie man da mit Menschen umgeht. Die könnten wir doch alle aufnehmen und versorgen, hier gibt es genug Geld und Wohnraum!“, empört er sich, während er im Kinderzimmer der Wohnung seiner Eltern ungläubig auf den kleinen Fernseher starrt. „Und deshalb laufe ich jetzt jedes Wochenende bei ‚Wir haben Platz‘ mit!“
Der siebenundzwanzigjährige Student der Sozialpädagogik, der bei seinen Eltern im Wedding lebt, ist schon immer sehr engagiert gewesen. Erst vor vier Wochen noch lag sein Schwerpunkt aber auf Aktionen gegen die Wohnungsnot in der Hauptstadt.
Er denkt gerne daran zurück: „Es gibt einfach nicht genug Wohnungen in Berlin. Da muss man doch was tun. Ich kann doch nicht bis zur Rente bei meinen Eltern leben!“ Dann lässt er sich wieder auf sein Kinderbett fallen.
Die Krise in Moria sieht Keumann einerseits als Katastrophe, andererseits aber auch als Chance an. “Wenn wir die ganzen Flüchtlinge aus dieser Hölle rausholen und nach Deutschland bringen, dann müssen ja endlich neue Wohnungen gebaut werden. Und wenn es mehr Wohnungen gibt, dann werden die natürlich auch viel, viel billiger. Logisch, nicht?!“