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Knöllenbecks Rückkehr vom Gau

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Als Kriminalkommissar Knöllenbeck nach zwei Monaten türkischem Knast wieder zur Arbeit erschien, war er bleich, hatte dunkle Ringe unter den Augen, davon eines blau und wirkte insgesamt etwas abgemagert und abgenutzt. Breitbeinig stakste er in Richtung seines Büros, schaute nicht rechts und nicht links.

Seine Assistentin Fräulein Jacqueline Freudenreich begrüsste ihn freundlich, aber mit fragendem Gesichtsausdruck. „Es geht mir gut, Danke“, meinte er kurz angebunden, obwohl sie nichts gefragt hatte, schlenzte die Tür zu seinem Büro hinter sich zu und dann sah man ihn drei Stunden nicht mehr.

Frau Fitze, die Bewacherin des Empfangs, Brauerin angebrannter Arabicamischungen erschien irgendwann, trug eine dampfende Kaffeetasse vor sich her und klopfte etwas zaghaft an seine Tür, was sie sonst nie tat und was Chefsekretärinnen als eigentliche Spitzen und Diktatoren in der Bürohierarchie im Allgemeinen auch nicht tun müssen.

Sie grinste und blinzelte der Kriminalassistentin zu, bevor sie ins Büro des Kommissars trat. Knöllenbeck sass mit gesenkten Kopf hinter seinem Schreibtisch, schaute auf ein zerknittertes Papier, offenbar ein amtliches Schreiben, seiner vorgesetzten Behörde.

Der Brief sah aus wie mehrmals zerknittert und wieder geglättet. Frau Fitze sah das Wort „Abmahnung“, bevor Knöllenbeck das Papier in der Schublade verschwinden liess.

Sie begrüsste ihn mit einem fröhlichen: „Selam kardeşim!“* ( Sie hatte nur so zum Spass in einem türkischen Wörterbuch geblättert). „Warum sitzt du auf einem aufgeblasenen Gummiring?“ fragte Frau Fitze arglos. Das frische und noch entzündete Tattoo auf seinem linken Handrücken 🖤 mit dem Wort „sevgilim“** erwähnte sie nicht.

Knöllenbeck schaute auf, an seiner Schläfe pochte eine Ader, er holte tief Luft, ballte die Fäuste und sagte dann nichts.
Frau Fitze stellte ihm die Kaffeetasse auf den Schreibtisch, klopfte ihm aufmunternd auf die Schultern und entfernte sich wieder.

Hier ein typähnliches Bild von Knöllenbecks letzter Urlaubsunterkunft

Der gute Kriminalkommissar brauchte etwa vier Wochen, bis er wieder einigermassen normal wirkte und wieder wie früher scharfsinnig, tatkräftig und souverän seine Kriminalistentätigkeit aufnehmen konnte. Und bis die Entfernung des Tattoos abgeheilt war und er wieder geschmeidig wie ein Panther im Revier herumschleichen konnte, auf der Suche nach etwas Ablenkung und einem Schwatz. Die Leidenszeit im türkischen Gefängnis wurde in seiner Gegenwart tunlichst vermieden, Kriminalrat Möller fragte zweimal bei Besprechungen im Gemeinschaftsraum nach, wie Knöllenbeck mit der Therapie vorankomme, was alle sehr nett und fürsorglich fanden und von Knöllenbeck nur mit einem Knurren beantwortet wurde, bei dem man mit viel gutem Willen das Wort „gut“ heraushören konnte.

Wir von der Redaktion wünschen ihm ebenfalls alles Gute und hoffen, dass er bald wieder der Alte werden wird und die Erfahrungen seiner Fortbildung in der Türkei gewinnbringend bei der Verfolgung von Schurken und Schurkinnen (und Schurkenden) einsetzen kann.

* „Hallo Bruder“

**“Liebling“