Knöllenbeck und die Leiche im Kofferraum. Wie es begann… (Fall # 26)
Gerade packte Kriminalobermeister Knöllenbeck sein Handwerkszeug, als da waren der Fremdwörterduden, der Flachmann (Medizin) und die Lupe (weil Inspecteur Clouseau die auch immer dabei gehabt hatte) in die Schreibtischschublade. Es war schon fast 16:00 Uhr und Knöllenbeck wollte seinen wohlverdienten Feierabend in der Kneipe zum vorletzten Glas geniessen, als eine Meldung herein kam.
Die angehende Kriminalassistentin Karola Specker, die gerade mit einem Praktikum als Verkehrspolizistin ihre Grundausbildung zur Kriminalassistentin am Abschließen war, hatte eine Leiche gefunden. Ihr war ein Auto aufgefallen, dass nun schon seit über 2 Wochen auf einem Parkplatz am Rande des Fickwalder Forsts stand. Beim näheren Augenschein stellte sie einen typischen Verwesungsgeruch fest, ein Geruch der ihr – ehemalige Fleischfachverkäuferin – nur allzu vertraut war. Und da eine stinkende undefinierbare Flüssigkeit unter dem Kofferraum zu Boden getropft war, schloss sie messerscharf wie ein Filetiermesser, dass da fleischlich-organisches Material im Kofferraum vor sich hin weste. Hoch verdächtig.
Sie hatte Verstärkung gerufen und als man gemeinsam den Kofferraum aufhebelte, schwärmte eine Wolke Schmeissfliegen ins Freie und da lag eine schon stark zersetzte, sehr korpulente Leiche. Grünlich-schwarz verfärbt und aufgedunsen, madenbesiedelt, zusammengekrümmt in Embryostellung und voll im Saft, d.h. teilverflüssigt.
„Aha“, dachte Fräulein Specker, „wie ich schon dachte, eine Leiche!“ Der Kollege liess sich sein Mittagessen nochmals durch den Kopf gehen. Zum Glück nicht in den Kofferraum.
Dr.Scheider, der gleichzeitig mit Knöllenbeck am Fundort eingetroffen war, bestätigte den Tod des Unbekannten, Todeszeitpunkt unklar, aber sicher vor mehr als 10 Tagen, eher 10,5 wegen des gut entwickelten Insektenfrasses. Dann machte er einige Fotos, bevor er sich eilig wieder aus dem Dunstkreis entfernte.
„Was haben wir hier?“ Knöllenbeck fragte diesen Satz mit professioneller Routine, wie er es in den einschlägigen Serien wie CSI, Bosch und anderen immer wieder gesehen hatte. „Nackte, unbekannte Leiche, vermutlich männlich wegen Glatze, zwischen 25 und 60 Jahre, sehr gut genährt, Todesursache unbekannt, katholisch.“ berichtete Fräulein Specker mit ihrer üblichen professionellen Anfängerbegeisterung und militärischer Knappheit.
„Warum katholisch?“
„Kruzifix an Kette um Hals“
„Aha, jawoll.“
„Auf wen ist das Auto zugelassen?“
„Auf einen Pastor Willi Pichler aus Büttelbronn“
„Danke, alles klar, gute Arbeit! Dann rufen Sie die Spurensicherung und den Leichentransport in die Pathologie und recherchieren Sie mal weiter!“ Ich bin dann in der Kneipe „Zum vorletzten Glas“ und gebe einen aus, falls Sie später auch vorbeikommen wollen.“
Fräulein Specker schrieb ein Protokoll und begab sich dann zu Knöllenbeck ins vorletzte Glas. Sie wollte mit ihm das weitere Vorgehen besprechen – endlich ein richtig toller Fall – , aber leider ging das nicht. Wie soll frau auch mit einem vor sich hinlallenden Vorgesetzten, der bereits mit glasigen Augen einen 2-Promilletunnelblick zeigt, kriminalistische Feinheiten besprechen? Also breiten wir den gnädigen Mantel des Schweigens über den restlichen Abend und erwarten mit morbidem Interesse die morgendliche Besprechung des neuen Falles.