Literarische Meisterwerke aus Markscheid – Der Autor, den man kennen muß
Markscheid (dpoi) – In einer Welt, in der Bestsellerlisten von hochglanzpolierten Thrillern und tiefgründigen Gesellschaftsromanen dominiert werden, gibt es einen Mann, der beharrlich gegen den Strom schwimmt: Gunther Gräber aus Markscheid. Gräber, der sich selbst als „Prophet der post-modernen Syntax-Herausforderung“ bezeichnet, ist die literarische Antithese zu allem, was literarisch bisher als gut und richtig galt. Sein Werk ist ein Kunstwerk ist – ein Kunstwerk der Andersartigkeit.
Sein neuestes Opus, die 900-seitige Roman gewordene Offenbarung „Die Melancholie der toten Kaffeefilter“, hat es endlich in die lokale Buchhandlung geschafft (dank eines missverstandenen Lieferauftrags). Die Kritiken? Nun, es gibt keine. Nicht, weil es ignoriert wird, sondern weil professionelle Kritiker, die sich an das Werk wagten, entweder eine frühzeitige Rente beantragten oder plötzlich begannen, in kurzen, zusammenhangslosen Sätzen zu sprechen.
Gräbers Stil ist eine einzigartige Mischung aus tautologischen Wiederholungen, absurden Metaphern und einer völligen Missachtung grundlegender Grammatikregeln. Er nutzt Schachtelsätze wie ein Anfänger beim Jenga-Spiel: Jeder Satz droht unweigerlich unter seiner eigenen Last zusammenzubrechen. Dahinter steckt Genialität.

Gräber lebt ganz in seiner Welt
Nehmen wir zum Beispiel dieses Zitat aus „Die Melancholie der toten Kaffeefilter“, das als Paradebeispiel für Gräbers einmalige lyrische Begabung gilt:
„Der graue Tag war, man muss es konstatieren, in seiner eigentlichen, nämlich der nicht-grauen, oder sagen wir: der philosophisch-impliziten Farbigkeit, die der aufmerksame Betrachter, der sich von der Tyrannei des sichtbaren Spektrums befreit hat, nur zu entdecken vermag, ein Tag, der in seiner ganzen tagesähnlichen Existenz, welche, es sei an dieser Stelle kurz eingeworfen, der Nacht diametral entgegengesetzt ist, aber nur insofern, als auch die Nacht eine Art dunkler Tag ist, wenn man die Lichtverhältnisse außer Acht lässt, ein Tag war, der dem Tage ähnelte, wie ein Tag einem anderen Tag eben ähneln kann, oder auch nicht.“
Man beachte die elegante Umschiffung jeder tatsächlichen Information. Was war der Tag? Ein Tag.
In Markscheid selbst herrscht geteilte Meinung. Gunthers Mutter, Elfriede Gräber, ist seine größte und wohl derzeit auch einzige Unterstützerin. „Er ist so kreativ“, sagte sie der MamM, „er redet zwar beim Abendessen auch so wie in seinen Büchern, aber das ist eben seine Passion.“ Andere Dorfbewohner halten respektvollen Abstand. Ein Metzger gestand uns anonym: „Ich hab das Buch mal gekauft, als er zugeschaut hat. Jetzt liegt es in der Garage. Ich benutze es, um wackelige Tischbeine zu stabilisieren. Dafür ist es perfekt, schön dick und die Sätze sind so schwer, da verrutscht nix.“