Klimawandel in Markscheid
Seltsame, bräunliche Verfärbungen an den Blättern vieler hiesiger Gewächse, die manchmal auch ins Gelbliche oder Rötliche gehen, lassen den Markscheider Gartenliebhabern seit Tagen keine Ruhe.
Die kleine Corinna Schmidt, seit letztem März eine begeisterte Beetbesitzerin im Garten ihrer Eltern, äußerte sich in einer Mischung aus Enttäuschung und Selbstzweifeln:
„Anfangs war das total cool. Dieses grüne Zeug wuchs wie von alleine. Ich hab manchmal Wasser drauf gekippt, mehr nicht. Richtig geil war‘s dann in den letzten Monaten. Klaus, also das ist mein Vater, hat gesagt, dass man das auch essen kann. Ja, wie geil ist das denn? Ganz viel schmeckte auch wirklich toll, nur diese braunen Dinger aus der Erde waren mir zu hart. Da hat auch abwaschen nichts geholfen. Und jetzt? Jetzt geht alles kaputt.“
Nachdem sie ausgiebig mit einem Freund im Internet recherchiert hat (ihr eigener Rechner ist seit Februar defekt), kam sie auf die Idee, den Zustand der Gewächse in den umliegenden Gärten und öffentlichen Grünanlagen zu untersuchen. Überall bot sich ihr das gleiche Bild des Grauens.
„Alles geht kaputt! Voll die Katastrophe. Die Politiker sollen endlich was gegen den Klimawandel unternehmen. Das sieht doch voll Sch… aus!“ schimpfte Corinna weiter vor sich hin.
Die Stadtverwaltung sah sich aufgrund der zahlreichen Anrufe dieser Art veranlasst, eine umfangreiche Untersuchung in Auftrag zu geben.
Das beauftragte Institut kam zu dem Schluss, dass es sich bei den beschriebenen Schäden um ein Phänomen handelt, dass schon seit längerem bekannt sei. Dieser Effekt träte besonders in gemäßigten Breitengraden auf und würde „Herbst“ genannt. Es bestehe kein Anlass zur Sorge.
Die Stadtverwaltung empfiehlt deshalb allen besorgten Bürgern, den Kauf eines Zweit-Smartphones, um sich nicht weiter dem verunsichernden Blick in die Umwelt auszusetzen.
Den Eltern unter ihnen wird dringend geraten, den Kindern stets einen funktionierenden Internetzugang zur Verfügung zu stellen.
Denn bei allen guten Absichten, eine unvorbereitete Konfrontation mit der Natur kann für die Kleinen ein traumatisches Erlebnis sein.
Die kleine Corinna hat jetzt z.B. begonnen, mit ihren gerade erst 17 Jahren, eine Arche im Garten ihrer Eltern zu bauen. Wäre da der Kauf eines neuen Smartphones nicht billiger gewesen?
In Memoriam Lutz T.