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Die etwas andere Weihnachtsgeschichte, Teil 4/4

Veröffentlicht von Ambros Braesius am

Teil 4: Finale furioso et interrupto

Als Jesses nach einigen Jahren wieder in Markscheid auftauchte, hätte er Wundersames zu berichten gehabt, aber er hüllte sich in Schweigen. Er kam nicht allein; begleitet von 12 beflissenen, merkwürdigen Männern, die jede seiner Bewegungen beobachteten, auf Toilettenpapier (!) notierten, kommentierten und Briefe in alle Welt verschickten. Es fiel auf, dass keiner von ihnen ein Handy benutzte, obwohl sie alles viel einfacher auf Twitter hätten verbreiten können. Auch Jesses’ Schwester Mary-Maggy war dabei; sie wirkte abgekämpft und erzählte Folgendes:
Jesses heiße jetzt nicht mehr Jesses, sondern Jesus und er sei auf der Flucht. Er habe seinen Namen wechseln müssen, weil er in den verschiedenen Ländern, in denen er sich aufgehalten hatte, die Obrigkeit kritisiert und verärgert hatte.
So habe er im Orient auf einem See namens Genezareth das Stand up-Paddling erfunden. Er sei auf einem von ihm gezähmten Krokodil namens Hansi über den See gefahren und habe laut gerufen: „Sinai für alle! Kampf der Zersiedelung!“ Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos habe er Greta Thunberg den Spickzettel gehalten und bei ihrer Rede zustimmend genickt und schließlich in New York das Weihnachtsshopping gestört, indem er bei Bloomingdale’s, diesem Tempel der Nächstenliebe und des gediegenen Miteinanders, eingedrungen sei, teure Waren mitgenommen und an Bedürftige verteilt habe.

Hier sehen wir ihn, wie er mittels Gedankenkraft übungshalber einen Hinkelstein auf  2,25% der ursprünglichen Grösse verkleinert hat. Ein Wunder, das weitgehend unbekannt blieb und auch im Text nicht erwähnt wird.

Aber was ihn schließlich auf die Liste der meistgesuchten Terroristen gebracht habe, sei die Teilnahme an verschiedenen Demonstrationen von Greenpeace, Frackinggegnern und bei den „médecins sans frontières“ gewesen. Er habe gegen den Lithium-Abbau in Argentinien demonstriert, wo er -nur mit einem gelben Gilet bekleidet- eine elektrisierende und sehr berührende Rede gegen die wachsende Unsitte der Elektromobilität gehalten habe. Gegen die Einführung des 5G – Standards habe er demonstriert, mit dem Argument, dass die von 5G weichgekochten Gehirne der Menschen nicht mehr mit Gott in Kontakt treten könnten und die Arbeit der Schutzengel durch diese Art Strahlung enorm erschwert werde. Und noch während Mary-Maggie von allen diesen traurigen Begebenheiten berichtete, verschwand ihr Zwillingsbruder plötzlich.
Leserreporter berichteten, man habe unheimliche Männer mit Spiralkabeln hinter dem linken (!) Ohr und in dunklen Anzügen gesehen, die auf ein Zeichen von einem der 12 Begleiter (es war Judas mit den roten Haaren)  dem Jesus, einen Sack über den Kopf gestülpt hätten und ihn in einem dunklen, elektrisch betriebenen SUV mit getönten Scheiben mitgenommen hätten. Er habe sich nicht gewehrt, sondern nur gesagt: „Lasset sie, denn sie wissen nicht was sie tun!“
So kam es, dass Jesus schon kurz nach seiner Ankunft in Markscheid wieder verschwunden war.
Gerüchte über seinen weiteren Verbleib machten die Runde, wonach die CIA, oder NSA oder der BND  ihn nach Guantanamo verschleppt hätten, andere sagten, es sei der Mossad gewesen, der ihn mitgenommen habe und plane, an ihm auf einem Hügel namens Colgate oder so, in 3 Monaten in der Woche vor Karfreitag ein Exempel zu statuieren.

Anmerkung der Redaktion:
Wir bedauern, dass die besinnliche, heitere Weihnachtsgeschichte, die Esssenz des christlichen Glaubens und des Detailhandels, hier auf so abrupte, unrühmliche Weise endet. Aber wir versichern, dass es nicht unsere Absicht war, die stille, wunderbare Zeit des Advents auf diese Weise zu spoilern und können nur abschliessend festhalten: Es ist halt, wie es ist. Lasset uns nun also ein Weihnachtslied anstimmen, das die Gefühle unseres muslimischen Gebrüdertums (die Schwestern und Schwesterinnen eingeschlossen) nicht beleidigt. Also irgendetwas mit Tannenbäumen. (Oder Dattelpalmen)


Anmerkung eines einzelnen Redakteurs:
Ich freue mich darüber, dass dieser frühe Anhänger der ökologischen Alternative rasch und umweltfreundlich entschwunden wurde. Nun kann endlich der wirtschaftliche Fortschritt auf der Welt Einzug halten.

Kategorien: Advent