Eröffnung der Konzertsaison.
Endlich, nach monatelangen Einschränkungen, die auch in Markscheid ihre grausamen Spuren hinterlassen haben, freuen sich die Bewohner auf das diesjährige Sommerkonzert. Jedenfalls diejenigen, die schon bereits eine Vorerkrankung besitzen, oder ein abschaltbares Hörgerät. Allen anderen wird derzeit geraten, die Gegend großflächig zu meiden. Die Heilungskosten für physische oder psychische Schäden werden seitens des Veranstalters nicht übernommen.
Den ersten Teil des Abends wird das Orchester der Frühinvaliden eröffnen mit dem Bellum de Mascera, einem Stück aus den Coronadenkonzerten von Professor Drohnen, einem hauptamtlichen Wirrologen. Man munkelt; er werde diese Darbietung vollumfänglich in gebückter Körperhaltung (seine Spezialität, vor allem in Anwesenheit von Höhergestellten) und mit gänzlich entblössten Coronaden zelebrieren, was sicher für die anwesende Damenwelt eine exquisite Freude werden wird. Hierbei achten sie bitte aber auch auf den Bläsersatz, der ausschließlich mit PPT2 Mundschutz ausgeführt wird. Für eventuelle, weitreichende Aerosole wird keine Haftung übernommen.
Nach diesem, zweifelsohne spuktakulären Beginn, geben wir weiter an die Wenigharmonie der „Markscheid Kulturbanausen“. Die Sinfonie Nr. 69 „Home Office“ für 2 Erwachsene, zwei Schreibmaschinen und 4 Kinder wird, und das kann ich versprechen, durchaus zu kontroversen Diskussionen führen. Nicht nur Videokonferencing für Streicher und Bläser, garniert von Rasenmähern im Hintergrund, nein auch die „Duelle um das Ausführen des überforderten Vierbeiners“, geben Anlass zu Auseinandersetzungen. Alles gipfelt allerdings im „synkopischen Streit um die Bandbreite“, die mit einem -oder wenn wir Glück haben- mit zwei oder mehr Morden und Totschlagen* endet.
Dass während des Konzerts das Ordnungsamt die erforderlichen Abstände, sowie das Kontaktverbot eindringlich überprüfen wird, ist dabei selbstverständlich, um die Authentizität des Ereignisses sicherzustellen. Das Ordnungsamt hat hierzu Ersatzkräfte aus der Region angestellt, die Hells Angels aus Dingeldingen, die Saalräumer der Nationalen Front aus Wurlitz zusammen mit den Kampfmönchen des Klosters Himmelkron und dem Verein der Seniorengreifer e.V. aus dem bayrischen Kasperhausen. Die Ordnungskräfte werden einen unauffälligen Kreis um die Zuhörer bilden oder sich freundschaftlich unter das Publikum mischen.
* An dieser Stelle möchten wir den wie immer gutinformierten Klugscheiss-Leser – falls er überhaupt schon wach ist- fragen, wie der korrekte Plural von „Totschlag“ lautet. In der Redaktion konnte keine Einigung gefunden werden, was zur Folge hatte, dass mittlerweile ein Tischler das Mobiliar wieder instand stellen muss und ein Redaktionsmitglied noch verarztet wird.
Es stehen folgende Vorschläge zur Auswahl: 1. Die Tötschlagen, 2. die Totschläge, 3. die Totschlagen, 4. die Totenschlagen, 5. die Tötschläge.