Der Generalexperte
Eine neue Spezies ist in diesen schwierigen Zeiten am Wissenschaftshimmel aufgetaucht: Der Generalexperte. Und natürlich brauchte auch Markscheid einen. Sogar einen ausgewiesenen Multi-Generalexperten. Einen, der sich in allem auskennt und vor allem einen, der zu allem seine Expertenmeinung mit uns Unwissenden zu teilen bereit ist.
Dr. e.g.o. (expertus generalis omnium) Radolf Günzels wird künftig zu allem und jedem seine fundierte Expertenmeinung in Markscheid kundtun, eine Streitschrift veröffentlichen, sich für seinen Auftraggeber in eine öffentliche Diskussion (eine sogenannte „Talkshow“) stürzen; bereit, sich vierteilen, exkommunizieren, beschimpfen und bespucken zu lassen. Das macht ihm alles gar nichts aus. Gegen ein bescheidenes Entgelt nimmt er alle Strapazen auf sich, der einzige Lohn, den er erwartet und natürlich auch verdient, ist Beachtung und vielleicht im besten Falle sogar öffentliches Aufsehen. Das Raunen in der Zuschauermenge ist ihm genug Lohn, wenn er wieder einmal die Menschheit, d.h. Nicht-Experten auf etwas aufmerksam machen konnte, das bisher den meisten Unwissenden entgangen ist.
Wir geben es zu: Noch nie ward den Experten soviel Macht gegeben wie in der heutigen Zeit und verständlicherweise sind sie somit wie Pilze nach einem warmen Herbstregen aus dem Boden geschossen. Nur: Pilze sind stumm. Experten nicht. Und wie bei den Pilzen: es gibt auch hier Essbares, Ungeniessbares und Giftiges. Aber wir schweifen ab.
In früheren Zeiten mussten Forscher und Wissenschaftler meist weggesperrt in einem Elfenbeinturm (der im Übrigen bis heute nicht genau lokalisiert werden konnte, aber die Experten für geographische Befindlichkeiten arbeiten noch daran.; Anmerkung der Redaktion) ihre im Vergleich zur Alpenfaltung kümmerliche Lebensspanne verbringen, meist unbeachtet vom praktischen Menschen, der mit seiner Hände Arbeit ums tägliche Überleben seiner Familie und seiner Brötchengeber kämpfte. Vor allem natürlich für das Überleben seiner Brötchengeber. Wobei, wenn man es genau nimmt, war der praktische Mensch schon immer der Brötchengeber und nicht derjenige, der sich als diesen ausgab. Aber wir schweifen ab.
Markscheids neue Quelle für Expertenwissen hat sich bereit erklärt, der MamM einige Fragen zu beantworten und es freut die Redaktion ungemein, dieses Kurzinterview hier veröffentlichen zu dürfen:
MamM: Herr Dr. Günzels, wie sind Sie Experte geworden?
Dr.R.G.: Ich habe mein Studium für angewandten Expertismus an der Universität von Caracas mit summa cum laude abgeschlossen. Summa cum laude heisst: Mit höchstem Lob, das nur nebenbei. (er streicht sich eine Haarsträhne nach hinten und rückt sich die Brille zurecht)
MamM: Das ist ja wunderbar, wir gratulieren!
Dr.R.G.: Ist schon recht , danke.
MamM: Woher beziehen Sie ihre Informationen, was sind Ihre Quellen?
Dr.R.G.: Meine Quellen sind meist anonym und wollen wegen des Quellenschutzes nicht genannt werden – Quellen müssen sauber bleiben – aber es gibt auch einige, darunter einen bis vor kurzem sehr hohen Staatsmann, mit dem ich in engem, ja fast freundschaftlichem Kontakt stehe, der mir via Twitter immer wieder die neuesten Informationen zur Verfügung stellt. Daneben benutze ich sämtliche wissenschaftlichen Fachzeitschriften, wie Spiegel, Bild, MamM und viele andere Quellen, wie dieses Google und Wikipedia, von denen Sie vermutlich eh die meisten nicht kennen. Das verschafft mir genau den Wissensvorsprung, den ich immer habe. Sonst wäre ich ja nicht Generalexperte.
MamM: Es freut uns natürlich sehr, dass Sie sich in Markscheid niederlassen. Warum gerade Markscheid ?
Dr.R.G.: Der Markscheider an sich ist sehr gutgläubig, wissbegierig und vom Wissensstand her noch sehr unverfälscht. Eine ideale Wirkungsstätte für einen tüchtigen Experten. Und überdies wurde ich von der Bürgermeisterin eingeladen, mich hier niederzulassen, da sie Generalexperten wie mich dringend benötigt, um ihre weise, vorausschauende Politik verlässlich zu kommunizieren und zu begründen.
MamM: Herr Dr.Günzels, wir danken für dieses Gespräch!
Dr.R.G.: Also ich hätte da noch viel mehr zu …