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Aabid denkt nach

Veröffentlicht von Sly Winter am

Aabid schaute aus dem Fenster der Flüchtlingsunterkunft. Sie waren zu fünft in einem kleinen Zimmer untergebracht, in dem zwei Stockbetten, eine alte Klappliege, ein Holztisch und drei Stühle standen. Es gab nur ein WC und eine Dusche für die ganze Etage, gekocht wurde unten für alle zusammen.

Vor drei Jahren floh Aabid von Syrien nach Deutschland, war wochenlang zu Fuß unterwegs und die einzige Verbindung zu seinen Eltern, die in Syrien geblieben sind, war sein Smartphone. Die Eltern hatten nur Geld für seine Flucht auftreiben können.

Er fühlte, dass er hier nicht wirklich willkommen war. Misstrauische Blicke, sobald er das Areal vom Flüchtlingsheim verließ, die Verständigung war schwer, denn er bekam noch keinen Deutschkurs. Der Asylantrag war noch nicht bearbeitet worden und so blieb ihm nichts anderes, als zu warten.
Nachts hatte er Alpträume.

Zwei Straßen weiter stand ein altes Gasthaus. In Windeseile wurden die Zimmer wieder hergerichtet, jedes mit eigenem Bad und WC, frischgewaschene, bunte Vorhänge an den Fenstern.
Die Flüchtlinge aus der Ukraine würden bald ankommen.
Neugierig schaute Aabid dabei zu.

Kriegszerstörte Regionen sehen überall ziemlich gleich aus

Einige der Leute kamen sogar mit dem eigenem Auto. Kein wochenlanger Fußmarsch, aber sie waren auch so traurig und traumatisiert wie er.
Sie wurden von der Bevölkerung herzlich begrüßt und bekamen jede mögliche Unterstützung.

Das freundlich „Hallo“ für die syrischen Flüchtlinge dagegen ist schon längst verhallt und tiefer Abneigung gewichen.
Keine Wartezeiten fürs Asylverfahren, dafür psychologische Hilfe, Deutschkurse und sogar Arbeit bekommen die anderen. Das, worauf Aabid schon seit drei Jahren wartet.
Ist er weniger wert?

Er überlegt, was wohl geschieht, wenn der Krieg sich auf Deutschland ausweiten würde. Würde er für seine neue Heimat kämpfen, die ihn eh nicht akzeptiert? Oder würde es ihm nicht vielleicht besser gehen, wenn er sich für die Gegenseite entscheidet?