Allerletzte Nacht der Promenadenmischungen – die Klassikshow im Markscheider Land
Dieses Jahr wird die Markscheider Klassikshow mit einem Leckerbissen der Musik des ausgehenden 21. Jahrhunderts eröffnet: Dem fünfstündigen Konzert für Triangel solo, genannt Encephalitis lethargica des genialen Komponisten Furorio Buseni, der im Hauptberuf Schlafforscher ist. Die ruhige getragene Atmosphäre fügt sich zu einem wohltuenden Klangteppich, auf dem selbst der hektische Manager und ADHS positiver Teenager die Pulsfrequenz knapp über Normalnull erreichen.
Es folgt Fat Boy, der Knaller mit den Trompeten von Jericho. Vorsicht, die ausgegebenen ABC Schutzanzüge sollten bis zum Schlussapplaus getragen werden. Der Knaller unter den Events in Markscheid. Mehr dürfen wir hier allerdings nicht verraten, außer, dass die ganze Konzertreihe ein durchschlagender Erfolg war. Die Proben fanden auch diesmal wieder auf dem Bikini-Atoll statt.
Eine der Höhepunkte ist die Darbietung der Viola d’inferno, auch das Folterinstrument des Satans genannt. Hier spielt Lucy Fer, die begabte Meisterstudentin der Musiktiefschule Markscheid. Ihr Spitzname Tini Tussi kommt nicht von ungefähr. Schreibt doch schon der Kritiker: Ist eine Überdosis Mozhovens gesundheitsgefährdend? Den Beweis kann in Markscheid begutachtet werden. Mit Geräuschorchester der Müllabfuhr Markscheids spielte sie sämtliche Müllsonaten jenes Komponisten, der diese Gattung als eigenständige Kunstform im frühen 18. Jahrhundert erfunden hat. Diesen Urknall einer Orchestergattung geradezu haptisch erfahrbar zu machen, das hatte sich Lucy Fer zur Aufgabe gemacht. Ohne klassizistische Zurückhaltung kostete sie von Beginn der Krawallsonate Knöchelverzeichnis 69, Nr. 6, an sämtliche Klangmöglichkeiten der Viola d‘inferno aus, trieb es vom stupendem Pianissimo der himmlischen Höhen bis hinunter zu einem gewalttätigen, die Akustik der Halle erbebenden infernalischen Geräuschbrei. Als seziere sie die Leichen der überlebenden Zuhörer, schnitt sie mit dem Skalpell ihres Bogens sich in die Herzen der Zuhörer. Der einzige Überlebende konnte noch Bravo rufen, bevor auch er in das Krematorium abtransportiert wurde.
Konzert für Lärm: Laubbläser, Kreissäge, sowie Motorsägen, gesponsert von Still Maschinen. Das Kammersinfonieorchester unter der Leitung von Sir Simone Ratter. Es wird sein Abschlusskonzert in Markscheid sein, denn er wird zukünftig den Pinguinchor auf der Neumayer Station III leiten.
Tropfen. So heisst eine Performance des chinesischen Staatszirkus. Jeder Besucher wird auf dem Sessel festgeschnallt und von oben tropft Wasser. Dies findet im alten Bunker statt. Um absolute Ruhe wird gebeten. Der Veranstalter übernimmt keine Haftung für den Gesundheitszustand der Besucher. Kinder sind nur mit der ausdrücklichen Einwilligung der Eltern zugelassen. Und vice versa.
Als Interludium gibt es diesmal eine Auftragsarbeit, die gesponsert wurde von der Vereinigung der Zahnärzte Markscheids. Der Titel: „Wurzelbehandlung für Streichquartett“ ist Programm. Wer noch nie in einem Behandlungsstuhl saß, wenn der Bohrer eine Zahlwurzel reizte und in diesem Moment die lokale Anästhesie versagte, der kann sich kaum den Genuss dieses grandiosen Meisterwerks erahnen. Besucher mit Phobien sollten allerdings dieser Darbietung des Hack-Quartetts der örtlichen Metzgerinnung fernbleiben.
Alles in allem ist es uns also dieses Jahr wieder gelungen, die Creme de la Creme der musikalischen Avantgarde zu versammeln. Es wird um eine frühzeitige Anmeldung gebeten, da die unverkauften Plätze durch die Insassen der JVA Markscheid aufgefüllt werden.