Weiterlesen…" /> Weiterlesen…" /> ?>

Aufstellung des Markscheider Maibaums

Veröffentlicht von Phacops am

Unter dem Jubel der Markscheider Bevölkerung wurde heute pünktlich der Maibaum errichtet. Die allseits geschätzte Bürgermeisterin Crohn-Corque lies die Sektkorken knallen.

„Ich freue mich, dass so viele Menschen zu diesem herausragenden Ereignis gekommen sind“, meinte sie und lächelte den 15 Anwesenden zu. Das würde wieder ein mächtige Arbeit für den Praktikanten von Markscheid TV bedeuteten, der eine Menschenmenge simulieren musste.

Die Bürgermeisterin begann so: „Dieser Maibaum zeigt allen die Stärke unserer heimischen Wirtschaft, auf die wir hier im Ort so stolz sind. Oben rechts leuchtet die Maschinenpistole, von der Schmiede Häkler & Loch, dem weltberühmten Rüstungskonzern, dessen Gewerbesteueraufkommen die Verwaltung am Leben erhält. Frieden schaffen mit noch mehr Waffen, dieses Motto steht seit Jahren über dieser unserer Gemeinschaft. Jeder noch so kleine Konflikt bedeutet Arbeitsplätze.

Knapp darunter angeordnet ist nicht etwa die Sonnenscheibe von Abrakabra, sondern dies ist das Symbol der ortsansässigen Pizzeria. Nicht umsonst ist die Nähe zu der Rüstungsschmiede ausgewählt. Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, doch der schrecklichste der Schrecken, das ist der El in seinem Wahn, wie es schon bei Fritz Schieler, unserem geliebten Heimatdichter heißt.

Nebendran der Arzt Dr. Scheider, dessen wenige überlebende Patienten ihm ein Denkmal gesetzt haben.

Jetzt direkt über unseren Köpfen ist das Highlight des diesjährigen Maibaums. Wir möchten darauf hinweisen, dass der Schädel, gespendet durch das Chemiewerk Nitro und Glyzerin, keine Nachbildung darstellt. Er stammt aus den Resten der letzten Unregelmäßigkeit im Produktionsablauf, der ja zu einer zeitweisen Verfärbung unserer Stadt geführt hat. Besonders stolz sind wir immer noch, wie schnell der Krater aufgefüllt wurde und die Produktion wieder aufgenommen werden konnte. Der Absatz der qualitativ hochwertige Produkte, bekannt in aller Welt, konnte damit weiter erhöht werden.

Etwas versteckt die Tierverwertungsanstalt, deren Verbindung zu der einschlägigen Pizzeria nur gemutmaßt werden kann, und die sich in der Zwischenzeit zur Freude der Eltern auf Einhörner, Hundebabys und niedliche Katzen spezialisiert hat.

Besonders stolz sind wir jedoch am Ende auf den Sitz der weltweit drittgrößten Unternehmung im Bereich der Landminen, LaMi Inc.  Deren qualitativ hochwertige Produkte finden insbesondere in den Krisengebieten reißenden Absatz. Markscheider Effektivität wird gerade in diesem umkämpften Segment der Rüstungsindustrie bei Despoten aller Welt geschätzt. Das Werksgelände wurde exterritorialisiert. Damit zählen Ausfuhrsteuern und der Umsatz nicht zu den Exporten der BRD.

Verdammt langweilig: Traditioneller Maibaum

Nun wandte sich Frau Crohn-Corque an die Zuschauer von Markscheid-TV:
„Liebe Gemeinde, nach den gemeinen Vorfällen in den letzten Jahren, bei denen die Nachbargemeinden erfolgreich unseren Baum gekapert haben, entschlossen wir uns diesmal entgegen der Tradition, keine Tanne aus dem Fickwalder Forst, sondern einen Baum gestaltet durch die Betonfabrik Stoned und Söhne erstellen zu lassen.
Sie können zurecht beim Anblick dieses Kunstwerkes staunen. Etwas teurer als ein natürliches Produkt, hat er den Vorteil jedes Jahr wieder Verwendung finden zu können. Um jedoch schließlich ganz sicher gehen zu können, wurden in einem Umkreis von 5 Metern Produkte von LaMi Inc. ausgelegt, abgeschottet gegenüber der Fußgängerzone durch einen 10 Meter hohen Metallzaun.
Wir möchten die geneigte Bevölkerung allerdings darauf hinweisen, dass Nachts eine Spannung von 220 Volt anliegt. Auf pinkelnde Nachtschwärmer oder Hunde kann leider keine Rücksicht mehr genommen werden.
Beschwerden können Montags bis Freitags zwischen 9:15 und 9:25 sowie 15:55 und 15:59 im Bürgerbüro abgegeben werden.“

Frau Crohn-Corque öffnete mit lautem Knall eine Sektflasche , trank einen Schluck und warf sie gegen den Zaun. Der Rest ihrer Rede ging in einem Funkenregen unter.

Kategorien: Kultur