Bevor du fragst …
Ja, er hat mir sehr gut gefallen, der Torsten Sträter die Tage. Und noch besser als bei seinem letzten Auftritt in Erfurt in der Thüringenhalle, dem ich beiwohnen durfte, hat mir zugesagt, dass er eigentlich alles frei Schnauze dargeboten hat. Zwar kam er häufig vom Hundertsten ins Tausende, bekam aber rechtzeitig den wirren Knoten seiner Darbietung aufgedröselt und fand jedes Mal geschickt auf sein eigentliches Anliegen zurück. Die hohe Kunst des geistigen Wirrwarr, Poetry- Slam eben.
Dabei entfachte er Begeisterungsstürme und das war nicht nur seinem sprachlichen Geschick, sondern auch seiner tiefen, sonoren Stimme zuzuschreiben.
Die Akustik in der Messehalle war vom hinterletzten, die Luft abgestanden und warm, aber Torsten zog seine Darbietung durch. Mit Pause natürlich, denn die Händler in der Vorhalle, die da Brezen, Popcorn, Getränke alkoholischer und nichtalkoholischer Art feilboten, wollten ja auch ihren Umsatz machen.
Dann war da noch diese üble Parkgeschichte vor dem ehemaligen Real, gegenüber der Messehalle. Zehn Euro pro Ticket! Dafür kann ich in der Dresdner Innenstadt den ganzen Tag mein Auto abstellen. Da wird es dann auch noch bewacht, nicht nur ein paar Stunden wie hier. Aber was tut man nicht alles für derart furiose Leistung auf dem kulturellen Sektor!
Jedenfalls ist er, seit ich in das letzte Mal leibhaftig sah, ganz schön alt und grau geworden. Ein Glück, dass er einen langen Vollbart trägt (oder dieser ihn). Hätte er nicht sein Markenzeichen, also die Pudelmütze, sondern einen spitzen Zauberhut getragen, hätte man ihn glatt mit Gandalf dem Grauen, diesem positive Magier aus „Herrn der Ringe“, verwechseln können. Jedenfalls werde ich in der letzten Zeit nicht mehr mit ihm verwechselt, wenn ich eine warme Mütze trage. Kaum noch einer denkt, ich wäre dieser „junge“ Spund und will irgendwelche Autogramme von mit. Und mit dem Herrn Sträter bin ich ja auch weder leiblich noch sonst verwandt.
Und trotz allem finde ich ihn gut!