Deutsche Musik in Markscheider Radio
Wehret den fremden Klängen: Nachdem in den einzelnen Sparten des Markscheider Rundfunks eine Quote an deutschen Titeln eingeführt wurde (was sich sehr bewährt hat), greift nun die „Verordnung für den Erhalt deutscher Musik“ auch im Bereich Klassik.
Zum Bedauern einiger streng konservativer Musikredakteure müssen nun endlich Stücke fremder Komponisten weichen.
Natürlich werden als erstes die Werke der Italiener verschwinden. Es betrifft solche Unbekannten wie Verdi, Salieri und Puccini, aber auch Monteverdi oder Morricone (nichts mehr mit „Spül mir das Lied vom Tod – Die Hausfrauen schlagen zurück“).
Was insbesondere die Freunde der Sanktionen gegen Russland freuen wird: Es werden von nun an weder Schostakowitsch, Rachmaninov noch Mussorgski zu hören sein. Endlich entfällt auch die Diskussion, wie undeutsche Namen wie Sergei Sergejewitsch Prokofjew (eigentlich Сергей Сергеевич Прокофьев, in richtiger Umschreibung: Sergej Sergeevič Prokof’ev) in den Programmzeitschriften geschrieben werden sollen.
Natürlich trifft der Bann auch Österreicher wie Liszt, Joannes Chrysostomus Wolfgangus Theophilus Mozart oder Anton Bruckner. Da diese ja bisher oft zu hören waren, hält sich das Bedauern in Grenzen.
Um endlich die Bedeutung der deutschen Musik hervorzuheben, beginnt der Markscheider Sender mit einer einwöchigen Tour de Force durch das Werk Karlheinz Stockhausens, gefolgt von den 100 unbekannten Werken von Aribert Reimann, sowie natürlich Helmut Lachenmann.
Offen indes ist noch, ob Deutschitaliener wie Ferruccio (Dante Michelangelo Benvenuto) Busoni oder Deutschrussen wie Alfred Schnittke gespielt werden dürfen. Bei der bewährten Gründlichkeit der entscheidenden Gremien wird mit einer Entscheidung in diesem Jahrhundert nicht mehr gerechnet.