Nachdem die MamM schon öfter über die Stadtgeschichte berichtet hat, soll heute das Augenmerk auf die vielleicht berühmtesten, aber auf jeden Fall tapfersten Bürger Markscheids gelegt werden.
Im Schneiderwinkel, einem kleinen dunklen Gässchen am Rande der Deponie, wohnten einst sieben Schneider, alle ziemlich klein von Wuchs, daher wurden sie vom gemeinen Markscheider immer Schneiderlein genannt – wir wollen es fortan auch so tun. Die sieben saßen eines Tages, wie eigentlich jeden Tag, in der Werkstatt und bewarfen sich gegenseitig mit Apfelmus, als plötzlich eine Stubenfliege durch das offene Fenster hereingeflogen kam und sich mitten in den Apfelmustopf setzte. Kreischend flohen die sieben Schneiderlein unter ihre Werkbänke und warteten zitternd darauf, dass die Fliege den Raum wieder verläßt. Die Fliege jedoch dachte gar nicht daran, sondern sah, dass die Schneiderlein allesamt mit dem leckeren Apfelmus beschmiert waren und flog einen der Kleinen nach dem anderen an, um zu naschen. In den Angeflogenen, die zunächst starr vor Angst waren, wuchs eine große Wut auf das fliegende Ungeheuer und schließlich fasste einer von ihnen seinen ganzen Mut zusammen und schlug mit seinem Bügeleisen auf die Fliege, die auf seinem Nachbarn hockte. Leider war die Fliege schneller und fog flugs zum Nächsten. Jetzt aber war der Bann gebrochen, alle Schneiderlein hieben wie wild mit allerlei Schneiderwerkzeug auf den Kameraden ein, auf dem jeweils die Fliege saß. Das Spektakel dauerte nur wenige Minuten, bis alle Schneiderlein erschöpft und voller Schmerzen auf dem Boden der Schneiderei lagen. Die Fliege aber flog noch immer herum und beschloß, zum Abschluß des Besuches noch ein stärkendes Bad im Apfelmustopf zu nehmen, unterschätzte aber, wie kräftezehrend auch für sie die letzten Minuten waren und ertrank im Mus.
Ein wahres Ungeheuer
Voller Erleichterung sahen wenig später die Schneiderlein das Unglück der Fliege und tanzten vor Freude ausgelassen im Kreis herum und tranken nicht grad wenig vom Apfelwein, den sie gerne aus Apfelmusresten herstellten. Dies sah der zufällig vorbeikommende Postbote Schnolz und fragte neugierig durch das immer noch offene Fenster, was denn der Grund für diese überschwängliche Freude der Sieben wäre.
„Ein garstiges Flugmonster haben wir erlegt! Das ist doch wohl Grund genug zur Feier.“ antwortete einer geistesgegenwärtig. „Mhm“, „Genau“, „So war´s“, „Jaja“, „Monster, ja!“, stimmten die anderen zu.
Auch wenn man es kaum glauben mag, in Markscheid ist es in einigen Belangen wie überall. Wenn man dem Postboten etwas erzählt, weiß es kurze Zeit später die ganze Gemeinde. Zudem wird die Geschichte bei jeder Erzählung wilder und imposanter.
So erfuhr es natürlich schließlich auch die gütige Bürgermeisterin Markscheids, die die Sieben daraufhin zu sich einlud, um ihnen persönlich zu ihrer Heldentat zu gratulieren und ihnen eine angemessene Belohnung zukommen zu lassen. Dies aber nicht ohne eingehende weitere Prüfungen, ob ihr Heldenmut nicht eine einmalige Leistung gewesen ist.
Dies alles und noch viel mehr – auch, wie die Geschichte verfälscht und vermaktet wurde – erfahren Sie in der mit Spannung zu erwartenden Fortsetzung „Die tapferen Schneiderlein von Markscheid – Teil 2“ – demnächst in ihrer MamM!
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