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Dr. Schwachsinn, oder wie ich lernte den Lockdown zu lieben

Veröffentlicht von Phacops am

Kühl, beinahe lässig strich sich Dr. Schwachsinn durch die strubbeligen schwarzen Haare, die vom Pressevolk immer so fotogen aufgenommen wurden. Durchgereicht durch die deutsche Presselandschaft wie eine ungeliebte Pralinenschachtel durch deutsche Haushalte, näherte er sich dem Höhepunkt seiner Deutschlandreise.
Markscheid. das Zentrum der geistigen Elite mit der berüchtigtsten Pizza sowie den undurchsichtigsten Speisefischen in Mitteleuropa. Nach der launigen Begrüßung durch die allseits geschätzte Frau Bürgermeisterin Crohn-Corque, in der sie natürlich nicht die Schusseligkeit des Professors vergaß, wie er seine Doktorarbeit nicht ganz wasserdicht verlegt hatte, trat der Gelehrte ans Mikrophon.
„Meine sehr verehrten Damen und Herren. Wir befinden uns am Anfang einer Pandemie geradezu biblischen Ausmaßes, wenn ich mir den Vergleich als Wissenschaftler erlauben darf.“
Beifall brandete auf, nur vereinzelte Stimmen wagten einen Einwand, dass die Pandemie eigentlich am Abklingen sei.
„Wir werden deswegen die Maßnahmen verschärfen, die uns das Volk mit dem mächtigsten Instrument seit dem Ermächtigungsgesetz von 1933 in die Hand geradezu gedrückt hat.“
Tuscheln.
„So werden wir, gerade hier im geistigen Zentrum Mitteleuropas mit den Maßnahmen beginnen, die uns zum Vorreiter der wirrologischen Idee in Europa und darüber hinaus auch in der Schweiz einzigartig werden lassen.“
Beifall brandete auf, als dieser abklang, meldete sich der Volontär des Markscheider Tageblatts, Kevin Adabei: „Aber ich habe in der Schule gelernt, dass dieser Virus noch gar nicht isoliert werden konnte.“
Tief atmete der Wissenschaftler durch, bevor er antwortete: „Darauf kommt es in der Wissenschaft nicht an. Es reicht, dass wir ihn im Computer simuliert haben, zusammengesetzt, wie aus Legosteinchen. Falls sie diese noch kennen.“
Der Volontär musste nicken.
„Siehst du, weil wir DAS Virus noch nicht isoliert haben, was zu seiner Gefährlichkeit beiträgt, müssen wir die Menschen isolieren. Und, wenn ich mich in Deutschland so umschaue, dann ist das auch kein Fehler.“
Er lachte. Als einziger.
„Aber stimmt es, dass dieser Test eigentlich gar nicht das Virus findet, sondern irgendwelche RNA Stränge vervielfältigt, was schon der Erfinder der Methode, Mills…“
„Ruhe! Bist du der Wissenschaftler, oder ich? Mills hat sich getäuscht. Nur ich habe den einzig wahren Viren-Test erfunden, der innerhalb von 2 Tagen auch anerkannt wurde. Dass es manchen Häretiker gibt, ist leider der Dummheit der Menschheit geschuldet. ich habe den Virus erst bekannt gemacht und darauf bin ich stolz.“
Lauter Beifall brandete auf.
„Diese Pandemie, gegen welche die Pest eine Männergrippe war, wenn ich das so sagen darf, ist die Chance, endlich einmal reinen Tisch zu machen. Alle Zweifler, alle Verschwörungstheoretiker können so ausgemerzt werden…“
Sein rechter Arm zuckte verdächtig, Dr. Schwachsinn redete sich derart in Rage, dass es sogar der Bürgermeisterin auffiel.

Rechts im Bild sehen wir die letzte bekannte Aufnahme von Dr.Schwachsinn, wie er sich auf den Weg nach Markscheid macht.

„Nur so können wir Markscheider an vorderster Front gegen die Unwissenheit ankämpfen und den Gehirnraum im Osten und Westen erobern. Wir werden siegen oder Fallen!“
Er trat zurück, stolperte über eine Stufe und musste sich am Rednerpult festhalten, das umfiel. Nur der Volontär fragte noch einmal: „Aber wenn es das Virus nicht gibt, sondern einen Test, der nichts aussagt, warum brauchen wir dann eine Impfung, die in 6 Monaten statt 10 Jahren entwickelt wurde?“
Zur Freude der Umstehenden rückte nun die Markscheider Ordnungspolizei an und stellte sicher, dass der arme, geisteskranke Volontär einer lebenslangen Quarantäne zugeführt wurde, während Dr. Schwachsinn im Triumphzug zu der örtlichen Pizzeria geschleppt wurde und anschliessend für eine Woche ins Kreiskrankenhaus eingeliefert wurde. Über seinen weiteren Verbleib ist nichts bekannt. Entweder wird er seinen Aufklärungsfeldzug fortsetzen oder auch nicht, falls er nicht überlebt hat. (Er wäre nicht der Erste oder Letzte, der in Markscheid irgendwie abhanden gekommen ist. Anm.der Redaktion)