Ihr Chef will Sie kündigen? Das können Sie jetzt noch tun!
Es ist passiert. Er sitzt Ihnen gegenüber, die Lippen zu einem unnatürlichen Lächeln verzogen, und nuschelt etwas von „Restrukturierung“, „strategischer Neuausrichtung“ und „bedauerlichen Umständen“. Ihr Chef will Sie kündigen! Geraten Sie jetzt bloß nicht in Panik. Dies ist nicht das Ende, sondern der Beginn Ihrer persönlichen Rache-Ode. Bevor Sie den Umschlag in die Hand gedrückt bekommen, gilt es, die letzten Stunden, Tage oder Wochen maximal auszunutzen. Hier ist der ultimative Leitfaden für Arbeitnehmer, die kurz vor der Kündigung stehen.
Phase 1: Die Taktik der „Unverzichtbaren Komplexität“
Ziel: Machen Sie sich so kompliziert und wichtig, dass der Chef allein bei dem Gedanken an Ihre Übergabe einen Nervenzusammenbruch erleidet.
Das Dateisystem-Chaos (Codename: „Babylon“): Benennen Sie alle Ihre digitalen Dokumente um. Nicht ordentlich nach Datum, sondern nach einem persönlichen, metaphysischen System. Beispiele:
- Wichtiger-Report-Endversion-final-FINAL-doch-nicht-der-letzte.docx
- Kunden_XY_Daten_Erlösung_oder_Verdammnis.xls
- Tante-Gertrud-Rezept-mit-Passwortschutz.pdf
(Bonus: Legen Sie alle wichtigen Ordner in einen Unterordner mit dem Namen „TEMP_NIEMALS_ÖFFNEN“).
Die Passwort-Nebelwand: Ändern Sie alle Passwörter. Auf absolut zufällige Kombinationen. Schreiben Sie sie auf kleine, post-it-artige Zettel und verstecken Sie diese in Ihren Socken oder in einem Blumentopf. Sagen Sie bei der Übergabe, Sie hätten ein „fotografisches Gedächtnis“, das leider gerade unter der emotionalen Belastung leide.
Die „Ich-bin-der-Code“-Falle: Falls Sie Programmierer sind, verändern Sie Ihren Code so, dass nur Sie seine Logik verstehen. Fügen Sie bizarre Kommentare ein (z.B. „Hier ist der Wurm, der das System in Schach hält – nicht anfassen!“) und benennen Sie Variablen nach den Haustieren Ihrer Kindheit.

Ihre Kollegen haben ein Recht auf umfassende Information
Phase 2: Die soziale Eskalation (Codename: „Betriebsrat-Tsunami“)
Ziel: Werden Sie zum besten Freund des Betriebsrats und aller Kollegen.
Der Mahner: Suchen Sie umgehend den Betriebsrat auf. Protokollieren Sie alles. Jedes unfaire Wort, jede zu kalte Kaffeetasse, jede ergonomische Unzulänglichkeit Ihres Stuhls. Beginnen Sie, jeden Montagmorgen die Mitarbeiterrechte laut vorzulesen, aber nur bis zur Hälfte. Das schafft Spannung.
Der Whistleblower des Kleinkrams: Dokumentieren Sie alle ineffizienten Prozesse der letzten 20 Jahre und senden Sie diese unter einem anonymen Pseudonym an die Geschäftsleitung. Titel: „Ein Geschenk der Wahrheit, bevor ich gehe.“ (Wichtig: Das Pseudonym sollte auffallend unauffällig sein, z.B. „Kollege_vom_Tisch_nebenan_der_auch_alles_gesehen_hat“).
Die Beichte: Erzählen Sie in der Kaffeeküche allen Kollegen, wie der Chef Sie in letzter Zeit gemobbt hat (Definition von Mobbing: Er hat Sie gebeten, Ihre Arbeit zu erledigen). Das ist gut für die Solidarität und liefert später emotionale Zeugen.

Mit den Kollegen geteiltes Leid ist halbes Leid
Phase 3: Die Performance-Exzellenz (Der letzte Akt der Verwirrung)
Ziel: Bringen Sie Ihren Chef an den Rand der Verzweiflung, indem Sie exakt in dem Moment zur Höchstform auflaufen, in dem er Sie gerade feuern will.
Der Überarbeiter: Kommen Sie ab sofort zwei Stunden vor dem Chef und bleiben Sie zwei Stunden nach ihm. Senden Sie ihm E-Mails um 3:30 Uhr morgens mit dem Betreff: „Kleine Korrektur – Habe gerade die Kennzahlen des letzten Quartals neu berechnet. War ein Tippfehler von Herrn Müller.“ (Das zeigt ihm, wie unersetzlich Ihr Einsatz ist, oder wie verrückt Sie sind. Beides ist gut).
Die „Geheime“ Akquise: Rufen Sie demonstrativ laut vor der Bürotür des Chefs bei der Konkurrenz an und sagen Sie, Sie seien nicht interessiert, da Ihr aktuelles Unternehmen (noch) viel interessanter sei. (Halten Sie das Handy dabei auf stumm, damit die Konkurrenz nicht antworten kann.)
Der Abfindungs-Poker: Wenn der Chef Ihnen den Aufhebungsvertrag anbietet, fangen Sie an zu lachen. Nicht höhnisch, sondern ein hysterisches, befreiendes Lachen. Wischen Sie sich eine Träne weg und sagen Sie nur: „Das ist ja charmant, aber mein Anwalt Dr. Nervo hat mir gerade mitgeteilt, dass der emotionale Schaden, den ich erlitten habe, mindestens den Faktor 3 des Jahresgehalts erfordert, um meine seelische Balance wiederherzustellen.“
Fazit:
Ob Sie Ihren Job behalten, ist unerheblich. Wichtig ist, dass Ihr Abgang ein bleibendes Trauma im Management hinterlässt. Denn denken Sie daran: Sie mögen das Unternehmen verlassen, aber die Legende Ihres letzten Monats bleibt für immer in den Meeting-Protokollen verewigt.