Jetzt gründen auch die Deutsch-Apachen ihre eigene Partei
Parteineugründungen liegen voll im Trend. Vielbeachtet etwa war im Januar die Formierung einer „Demokratische(n) Allianz für Vielfalt und Aufbruch“ (Dava), formal zunächst „nur“ eine Wählervereinigung, die manchen Beobachtern als politischer Arm des türkischen Präsidenten Erdogan und als Ableger seiner Partei AKP gilt. Ob dieses neue Politikangebot bei den vor uns liegenden Europawahlen nennenswerten Zuspruch unter den hierzulande lebenden Deutsch-Türken finden wird, bleibt aber abzuwarten.
Jetzt allerdings darf eine weitere Neugründung gemeldet werden – unter Beteiligung einer nicht völlig unerheblichen Zahl der hiesigen Deutsch-Apachen, aber doch auch weitgehend unbeachtet von der demokratischen Öffentlichkeit, wurde am letzten Wochenende in Markscheid die „Partei für Einheit, Inhalte, Liebe“ (kurz: PFEIL) gegründet.
Bernd-Uwe Springender Hirsch-Obermeier (62) wurde beim Gründungsparteitag mit überwältigender Mehrheit zum ersten Bundesvorsitzenden der PFEIL gewählt. Der Markscheider Frührentner gibt sich überzeugt von der Zugkraft der politischen Ideale seiner Partei: „Wir wollen nicht einfach nur eine Interessenvertretung der in Deutschland lebenden Menschen mit indianischen Wurzeln sein. Es geht um viel mehr, nämlich um Einheit, Inhalte und natürlich auch Liebe. Im nächsten Bundestag werden wir mit einer nennenswerten Anzahl von Abgeordneten vertreten sein. Darauf gebe ich ihnen mein großes Indianerehrenwort!“
Und während wir MamM-Journalisten uns in seinem Zelt im Markscheider Vorort Bleichendorf umsehen dürfen, zieht Springender Hirsch-Obermeier bedächtig an seiner Friedenspfeife, bevor er sie einem unserer Kollegen anbietet und dann fortfährt: „Es gibt ja immer noch reichlich stereotype Vorstellungen und auch einige Missverständnisse in Deutschland bezüglich uns Apachen. Bei unseren Powwows wird sowas ständig angesprochen, wir empfinden dies zum Teil als verletzend. Ja, spinnen denn manche Bleichgesichter?! Glauben sie mir, würde Karl May noch leben, der wäre jetzt ein heißer Kandidat für den Marterpfahl. Howgh, ich habe gesprochen!“
Und während seine Tochter Doris-Nscho-tschi ihrem Vater noch ein Glas Feuerwasser nachschenkt, skizziert Springender Hirsch-Obermeier noch einmal kurz die Kernpunkte seiner Partei: „Die Gründung dieser komischen Erdoganpartei kann ich übrigens gar nicht verstehen. Ich meine, wir sind doch alle Deutsche, egal wo und in welchem Tipi wir zur Welt gekommen sind.
Wir leben alle unter der von Manitou geschaffenen Sonne. Die Natur muß erhalten werden, von mir aus auch mit Wärmepumpen. Wir sind alle Kinder der Erde, niemand darf ausgegrenzt werden. Wobei man allerdings auf die Navajo auch nicht unbedingt heiß sein muß … Sie verstehen?“
Die Redaktion der MamM wünscht Herrn Springender Hirsch-Obermeier viel Erfolg mit seiner neuen Partei. Möge in seinem Wigwam immer ein Platz für uns politische Greenhorns sein.