Knöllenbecks 3. Fall: Der Mann ohne Arsch
Kriminaloberwachtmeister Knöllenbeck (36) saß in seinem streng geheimen Büro einer Außenstelle des Kriminalreviers an der Bumshagenerstraße 12 im ersten Stock (zu erreichen über den ebenfalls streng geheimen Hintereingang neben dem Fahrradständer beim Kellereingang). Knöllenbeck war beschäftigt: Auf seinem linken Zeigefinger einen frisch zutage geförderten Popel betrachtend, in der rechten Hand einen Kaffeebecher, ging er seinen täglichen Verpflichtungen nach. Man hatte ihn einer Sonderermittlungseinheit zugeteilt, deren Aufgabe es war, die in letzter Zeit gehäuft vorkommenden Fälle von Silikondiebstählen aufzuklären.
Angefangen hatte es ganz harmlos: In der Kneipe erzählten sich die Saufkumpane von plötzlich auftretenden Fällen von Hängebrüsten und Schlaffärschen bei ihren Ehefrauen nach einem Besuch im Fitnesscenter oder in der Sauna.
„Gestern war alles noch prall, heute plötzlich alles hängend und die Frauen haben das heulende Elend und sind kaum mehr zu gebrauchen.“ Das Ganze wurde zunächst nicht weiter ernst genommen; man bedauerte mit einem Schulterklopfen die betroffenen Saufkumpane und machte insgeheim Witze über sie.
Wirklich ernst nahm die Polizei das Ganze aber erst, als der Stadtrat für Soziales und Asoziales, Kevin Froidenstengel (64), bei der Polizei vorsprach und den Diebstahl seines Arsches meldete. Er berichtete folgende grauslige Geschichte:
Da sei er in der Sauna gewesen mit seinen Freunden aus der bekannten Volkstanz- und Fitnessgruppe „Die geschmeidigen Jünglinge“ (52 bis 78) und habe nach dem 3. Saunagang eine kleine Erholungspause eingeschaltet. Er sei eingenickt. Als er sich zum 4. Saunagang aufmachte, hätten ihn seine Freunde ausgelacht, vor allem der Bernd (76) habe sich nicht mehr eingekriegt, weil Kevin Froidenstengel (64) plötzlich einen sehr flachen Automobilistenarsch gehabt hätte. Er wisse auch nicht, was da geschehen sei. Schließlich habe er noch 4 Jahre Garantie auf seine Silikoneinlage und nun sei sie plötzlich weg. Außer zwei kleinen Einstichstellen habe Dr. Scheider (48) nichts gefunden. Das ganze Silikonpolster sei schlaff und leer!
Sofort wurde eine Sonderermittlungskommission gegründet und an geheimer Stelle einquartiert, weil man vermutete, es könne bei der Kripo eine undichte Stelle geben. Oder wie Frau Crohn-Corque (54) einmal gesagt hatte: „Die sind doch nicht ganz dicht“. (Dabei sind die meistens ziemlich dicht! Anm. der Redaktion)
Ein Brainstorming unter den anwesenden Kriminalisten erreichte mangels vorhandenem Brain nur die Sturmstärke 2, aber dennoch konnte man nun vielversprechende Ansätze verfolgen. Kriminalassistent Klaus Rötter (28), der zuhause auch ab und zu einen Computer für allerlei nutzte, wurde ins Silicon Valley geschickt, um mit den dortigen Spezialisten die dubiose Sache zu erörtern. Petra Fitzig (48), Sekretärin und Spezialistin für ausgewogene und meist verbrannte Arabica-Röstungen, kümmerte sich um die Internetrecherche. Knöllenbeck(36) selber behielt die Übersicht und koordinierte.
Es war schließlich Fitzig(48), die fündig wurde: Sie fand in einem Online-Flohmarkt folgendes Inserat:
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Nun war es für den gewieften Kriminalisten eine Kleinigkeit, dem Dieb eine Falle zu stellen und ihn auf frischer Tat zu verhaften. Es war der beliebte Sauna- und Fitnesstrainer Mäkki Silkonen (32), der sogleich gestand und bereute. Er sagte aus, dass er aus einer alten Silikonbergbaudynastie stamme und deshalb immer ein besonderes Interesse an diesem Material gehabt habe. Dies wurde von Richter Paule Hartlieb (68), der auch Kassierer bei den „Geschmeidigen Jünglingen“ ist, gut verstanden und auch so gesehen, weshalb Mäkki (32) schließlich nur mild mit 30 Tagessätzen gemeinunnütziger Arbeit bestraft wurde, nachdem er versprochen hatte, dem Silikonbusiness künftig auf eine Armlänge fern zu bleiben.