
Markscheider Puppentheater: Wenn die Zucchini Shakespeare spielt
Markscheid – Kulturhauptstadt des Absurden, Epizentrum des kulinarischen Schauspiels und nun auch Heimat des weltweit einzigen Puppentheaters mit reinem Lebensmittelensemble, geleitet vom unverwüstlichen Intendanten Grilljitzsch Letta – einem alten Steak aus der DDR, konserviert in Bier und in Würde gealtert wie ein Eichenfass voller Seltsamkeit.
Ein Intendant, der durchgebraten ist
Grilljitzsch Letta ist kein gewöhnlicher Theaterleiter. Er stammt aus einer Zeit, in der Fleisch noch als nationale Errungenschaft galt und Senf als Zutat und Lebensziel verstanden wurde. Nach seiner Einlagerung in einem vergessenen Bierfass im Jahr 1986 wurde Letta 2019 zufällig im Keller der ehemaligen „Gaststätte zur Rostigen Pfanne“ entdeckt – gut erhalten, aromatisch rätselhaft, aber voller künstlerischer Visionen.
Seitdem leitet das altgediente Rumpsteak mit zäher Rinde das Markscheider Puppentheater mit eiserner Hand und leichtem Fettfilm. Seine Regieanweisungen sind legendär:
„Tomate, du sollst bluten, nicht matschen!“
„Zwiebel, mehr Tränen, sonst fühl ich nichts!“
„Aubergine, weniger Laszivität, wir sind hier nicht bei RTL!“
Letta sieht sich selbst als Brücke zwischen den Welten: Kulinarik und Theater, Vergangenheit und verdauungstechnisch bedenkliche Zukunft.
Das Ensemble: Frisch geschnitzt und voller Gefühl
Das Theater bleibt seinem Ruf treu, auf regionale und saisonale Lebensmittel zu setzen – mit einer Ausnahme: Grilljitzsch Letta selbst ist tiefgefrorenes Weltkulturerbe.

Die lustige Zwiebel
Aktuelle Besetzung:
Lord Broccoliham – rebellisch mit einem Hang zur Selbstzubereitung.
Madame Aubergine – ihre Monologe hinterlassen stets einen leicht bitteren Nachgeschmack.
Sir Paprika von Bell – einer, der jedes Drama mit süßer Milde spielt.
Kartoffel-Kevin – er rollt mehr, als er spricht – aber was für eine Präsenz!
Besonders gefeiert wurde zuletzt Lettas Adaption von „Warten auf Godot“, in der zwei Kürbisse auf eine längst vergorene Birne warten. Das Stück endet abrupt, weil der Hauptdarsteller leider zu Suppe verarbeitet wurde.
Hinter den Kulissen: Der Geschmack der Kunst
Das Bühnenbild bleibt minimalistisch – inspiriert vom DDR-Plattenbau: Klare Linien, wenig Farbe, viel Kohl. Technik wird durch Kerzen ersetzt, Dramaturgie durch Marinade. Die Proben laufen oft parallel zur Zubereitung des Pausensnacks. Und Intendant Letta ist stets mittendrin – auf seinem Thron aus alten Kohlegrills, eine Pfeffermühle in der einen, einen Theaterplan in der anderen Hand.
Ein Insider verriet: „Letta ruft manchmal mitten in der Nacht nach mehr Knoblauchdramatik. Und wehe, jemand bringt Dill mit, dann wird’s politisch.“
Lob, Preise, und ein bisschen Schimmel
Das Markscheider Puppentheater mit Lebensmitteln unter Leitung von Grilljitzsch Letta wurde jüngst mit dem Goldenen Gürkchen für Avantgarde-Kulinarik ausgezeichnet. Kritiker schwärmen von einer „künstlerischen Kraft, die selbst in der Speisekammer nachhallt“.
Ein Feuilletonist der Südmarkscheider Kulturnachrichten schrieb: „Ich wusste nicht, dass ich Mitleid mit einem Lauch empfinden kann. Dank Letta schon.“
Fazit
Wer Theater erleben will, das einem die Tränen in die Augen treibt – sei es vor Rührung oder wegen der Zwiebeln – ist hier richtig. Grilljitzsch Letta, das vermutlich zäheste Stück Kulturfleisch östlich der Elbe, inszeniert das Leben mit Geschmack, Biss und einer Prise Nostalgie.
Wichtiger Hinweis für Erstbesucher: Intendant Letta bittet darum, während der Aufführung kein Tofu zu verzehren. Zitat:
„Das ist Theater, keine Sojareligion!“
Bon Appétit – und Vorhang auf!