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Militärmusik

Veröffentlicht von ORF am

Kultur ist, wenn man trotzdem hingeht. Im speziellen Falle war es die Kultur bzw. die Kunst eines friedlichen Zusammenlebens in der Führungsriege des heimischen Haushalts. Zum letzten Weihnachten erhielt ich von der Gattin als Gabe die Eintrittskarten zu einem Militärmusikspektakel. Als Ersatz sozusagen, denn ich hätte lieber einen Porsche gehabt, mit dem ich vielleicht nicht herumgefahren wäre, aber wenigstens hätte protzen können. Ich will nicht verhehlen, dass die Frau die Kenntnis gewisser Karatetricks hat, denen ich, als ehemaliger Judoka und Braungurtträger, nicht viel entgegensetzen könnte. Also habe ich die Weihnachtsüberraschung „voller Freude“ entgegengenommen.

Drüben im Empire, also übern Kanal, da wo es noch König, Königin und Prinzen gibt, die wohl außer Hubschrauber fliegen nicht allzu viel können, höchstens Bücher schreiben – da jedenfalls kennt man derartige Veranstaltungen unter dem Namen „Tatoo“.

Kurioserweise traten die Musiker eines britischen Regimentes mit Pickelhauben auf, obwohl die meines Wissens so etwas nie besaßen. Haben sie bestimmt den Hunnen (Deutschen) im I. Weltkrieg abgenommen und als Kriegsbeute bis heute bewahrt. Man kann ja nie wissen wie es kommt und der kluge Mensch baut vor oder so.

Obwohl ich Pazifist bis auf den Knochen bin, habe ich mir am Wochenende die angebliche Militärmusik in der Messe Erfurt angehört. Ich meine, es war ein Geschenk und bevor ich mich auf den Mund boxen lasse …

Wem die Trommel schlägt …

Ich hatte erwartet, damit in Gewissenskonflikte mit meiner Überzeugung zu geraten. Weit gefehlt. Militärisches habe ich bei der ganzen Veranstaltung nicht gehört. Jeder Gegner wäre mit einem Lachkrampf nach hinten gefallen und vermutlich bewusstlos geworden bei diesen „martialischen Klängen“. Es gab da mehrere Kapellen. Da war unter anderem ein schottisches Dudelsackmilitärorchester, welches in Wahrheit aus tschechischen Musikern bestand. Nehmen bzw. bekommen wahrscheinlich weniger Gage als waschechte Highlander, wer weiß. Die Briten waren auch ganz lustig. Da war nichts mit Gleichschritt oder den Feinden drohender Musik dabei, im Gegenthum. Man hat das Ganze noch mit einen Schlagersänger garniert, der nicht etwa englisch, sondern italienisch gesungen hat. „Volare“, an sich von Domenico Modugno, der dies glücklicherweise nicht hören musste. Dann kam ein Fanfarenorchester, wo wesentlich mehr Instrumente Saxophone bzw. Zugposaunen waren, als Fanfaren. In der Hinsicht kann man mir ruhig glauben, ich habe selbst jahrelang in einem Fanfarenzug gespielt und Zugposaunen mehrfach betätigt. Zudem war ich mal Buch- und Musikalienhändler und habe die ehemalige DDR ausgiebig mit Blasmusiknoten versorgt und dabei lernt man auch was zu den betreffenden Instrumenten.

Dann sprangen ständig irgendwelche Hupfdohlen durch die Gegend, die mit pomponähnlichen Gebilden durch die Gegend fuchtelten. Das Sahnehäubchen war aber das bei der Jamsession, wo zum Abschied ein Pärchen von Sänger und Sängerin ein Lied aus dem „Letzten Einhorn“ intonierten, obwohl jeder Plebs weiß, dass diese Viechter nie existiert haben, oder aber vor Urzeiten schon ausgestorben sind.

Wie auch immer, ich fühle mich in meinem Pazifismus bestätigt und werde auf meine alten Tage auch nicht mehr zum Militaristen. Und bei dieser Musik schon gar nicht.

Hunde kamen übrigens eindeutig zu kurz bei dieser Veranstaltung, ich habe nicht einen gesehen.