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Nachträge zur Markscheider Stadtchronik

Veröffentlicht von Anonymus I. am

Historiker der Universität Markscheid machten bei der Entrümpelung des Rathauskellers vor wenigen Wochen einen sensationellen Dachbodenfund. In mehreren Zigarrenkisten befanden sich verschollen geglaubte Teile der Chronik der Stadt Markscheid. Noch sind nicht alle der auf Steintafeln, Schilfblättern, Wolfslederpergament und mittelalterlichem Toilettenpapier niedergeschriebenen Dokumente restauriert und ausgewertet, die von Professor A. Nonymus eilig zusammengestellte Expertenkommission ist sich aber bereits sicher, dass die Geschichte Markscheids umgeschrieben werden muss. Auf einer Pressekonferenz stellte Professor Nonymus heute einen Auszug aus den ersten Forschungsergebnissen der zwölftausendjährigen Geschichte unserer Stadt der gelangweilten Öffentlichkeit vor.

Um 10.000 v.Chr.: Ein namenloser Jäger und Sammler spuckt eine eklige Pampe aus zerkauten Grassamen auf einen heissen Lagerfeuerstein und erfindet so zufällig den Flachknödel. Er entdeckt, dass eine Scheibe Mammutsteak darauf den scheusslichen Knödelgeschmack fast völlig überdeckt und macht sich mit seiner Erfindung spontan selbständig. Der Beginn einer Erfolgsgeschichte, in der Folge ziehen Nomadenstämme auf ihren Wanderzügen an seinem Lagerfeuer vorbei um eine Scheibe Mammutfleisch zwischen zwei Flachknödeln gegen Muschelschalen und getrockneten Mammutdung einzutauschen. Der erste „Treib-Rein-Schalter“ ist erfunden.

Um 9.999 v.Chr.: Das Mammut stirbt aus noch nicht völlig geklärten Gründen plötzlich und unerwartet aus, eine Gruppe kurzatmiger fetter Nomaden gibt keuchend das zu anstrengend gewordene Wanderleben auf und siedelt in der Gegend des fieberverseuchten Fickwalder Moors, in diese Zeit des Umbruchs fällt auch das fast völlige Aussterben der endemischen Art des angeblich sehr schmackhaften Fickwalder Sumpfwolfes. In den nächsten ca. 10008 Jahren passiert dann erstmal nichts mehr.

9 a.D.: Der römische Statthalter der Provinz Germanien, Publius Quinctilius Varus verirrt sich mit drei Legionen im von den einheimischen Barbaren Fickwalder Moor (Palus foresta futuere) genannten Sumpf. Die Bewohner der Schilfhüttensiedlung Maakschiet erkennen das kommerzielle Potential und bieten spontan ihre Hilfe an, sie bewirten die Fremden mit billigen Wildpilz-Flachknödeln und verkaufen den Legionären phantasievoll selbstgezeichnete und sehr teure Landkarten. In den nächsten Wochen zieht die durch Sumpffieber und Flachknödel stark dezimierte Armee des Varus noch acht mal an Maakschiet vorbei bis die letzte Sesterze ausgegeben ist und die wenigen überlebenden Legionäre erkennen müssen, dass man auf Wolfsleder hübsch gezeichnete Karten nicht essen kann. Quinctilius Varus begeht mit seinen letzten Soldaten verzweifelt Selbstmord und stürzt sich in den Sumpf, wenig später erfindet ein versoffener germanischer Deserteur die tolldreiste Geschichte einer Schlacht in den Teutoburger Wäldern und reklamiert den Untergang der Legionen allein für sich.

Nicht alle Einträge in der Markscheider Stadtchronik sind leicht zu entziffern

812 a.D.: Die durch Karl den Grossen befohlene erste Christianisierung der ´maakschieter Sümpfe´ durch den Mönch Theophrastus Legastenicus im Jahre 812 a.D. endet in einem Fiasko. Durch einen verhängnisvollen Schreibfehler erbaut der Gottesmann in dem damals noch Maakschiet genannten Weiler die grösste Kirsche des Abendlandes und wird schliesslich von den noch immer heidnischen Einwohnern im Winter 812/813 an ein Rudel unterernährter Wölfe verfüttert.

1183 a.D.: Auch der zweite Christianisierungsversuch Maakschiets unter Kaiser Friederich I. Barbarossa im Jahre 1183 a.D. ist wenig erfolgreich. Der von ihm in die heidnische Ödnis entsandte Erzbischof Donaldus Trumpatorius Bombastus errichtet zwar eine kleine Basilika mit einem 75 Meter hohen Turm, diese übersteht den ersten Kirchentag aber leider nicht und begräbt die frischbekehrte maakschieter Dorfbevölkerung, die man mit dem Versprechen auf eine gratis Flachknödelmahlzeit hineingelockt hatte, unter ihren Trümmern. Bis zur Wiederbesiedelung im Jahre 1203 a.D. durch den jungen Herzog Hirnrich den Fruchtbaren (*1182 -✝1283) und 12 seiner lieblichen Konkubinen gehört das Fickwalder Moor erst einmal wieder den Irrlichtern und einigen depressiven Wölfen.

1283 a.D.: Unter der Führung des greisen Herzogs Hirnrich dem Verwirrten (*1182 -✝1283) bricht das maakschieter Heer am 4. Februar zum Kreuzzug gegen die Ungläubigen gen Jerusalem auf. Von Anfang an hat die Streitmacht hauptsächlich mit logistischen Schwierigkeiten zu kämpfen, nur Dank mehr oder eher weniger freiwilligen Nahrungsmittel- und Geldspenden der Zivilbevölkerung in den unterwegs befreiten Landstrichen, die dem Kreuzzung ungläubig zusieht, kann die tapfere Truppe ihren Marsch fortsetzen. Kurz nach der glücklich überstandenen Überfahrt über das Meer werden Herzog Hirnrichs Kreuzritter am 24. Dezember 1283 bis auf den letzten Mann von wütenden schwedischen Bauern vor Göteborg niedergemetzelt.

1349 a.D.: Der schwarze Tod erreicht Markscheid. In diesem Jahre des Herrn, berichten laut der Stadtchronik wandernde Fladenhändler, Taschendiebe und Bettler aus Maakschiet nach ihrer Rückkehr dem Rate der Stadt, „daß yberall im Lande alsbald nach dero Ankunft eyn gar erschröcklich Pestilenz ausgebrochen sey und allerley fremden Volkes dahingeraffet habe“. Markscheider Kaufleute nutzen ihre Kontakte, um aus den umliegen Städten Pestleichen zu importieren und gegen hohe Gebühren im Fickwalder Sumpf zu entsorgen. Noch heute erinnert dort das beliebte Pestdenkmal auf dem Picknickplatz des Naherholungsgebietes Fickwalder Forst daran. Die Mönche der Abtei St. Onan bemühen sich fieberhaft um die Herstellung eines universellen Heilmittels, des sogenannten aqua vitae rectificata, um die Kranken zu heilen, aber wie die Chronik berichtet, hatte die Arznei Risiken und Nebenwirkungen. Die damit behandelten Patienten begannen sogleich mit dem Absingen unchristlicher Lieder und starben danach fröhlich an der Pest. Besonders hervorzuheben ist das Wirken des Abtes Ambrosius Laudanum, der das Rezept der Medizin von einem bei einem tragischen Scheiterhaufenunfall verstorbenen Alchimisten erhalten hatte, bei der Destillation eines erlesenen Klosterbrandes. Leider wurde das Kloster St. Onan während einer experimentellen Verkostung bei dem grossen Klosterbrand von 1349 völlig zerstört und danach nie wieder aufgebaut.

Kategorien: BildungswesenKultur