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Ostersonntagskonzert

Veröffentlicht von Phacops am

(Markscheid, aktuell gerade eben +2) Am Ostersonntag fand das 2. Konzert der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 100-jährigen Bestehen der Markscheider Universität statt, besser bekannt seit Jahr und Tag als „Last night of the E-Proms.“

John Bates rappte mit seinem neuen Titel “A Ladies Dead in Markscheid“ das Publikum von den Stühlen und mit seiner rauchigen Stimme verzückte er mit seinem Song „Fickwalder Forst“ die Herzen des anwesenden weiblichen Publikums. Durch deren kreischenden Schreie wurde, wie schon so oft, das Kleingewerbe von Herrn Glasmeister Dünnholz-Splitterer angemessen unterstützt. Nachdem sich der Death-Rapper unter dem Stapel an Feinwäsche befreit hatte, konnte er erfolgreich durch den Hinterausgang über das Dach des Konzertgebäudes entkommen und nach einer langen kühlen Nacht von der ortsansässigen Freiwilligen Feuerwehr gerettet werden. Die Kosten dieses heldenhaften Einsatzes, der gegen die Wiederstände der weiblichen Fangemeinde durchgeführt wurde, konnten durch den Verkauf der Kleidungsstücke erfolgreich ausgeglichen werden.

Als konzertantes Intermezzomix fungierte diesmal der Vorzeigeschüler der Markscheider Musikschule, Guntram Streber mit seinem eigens komponierten Stück für Violine: „radix Canalis curatio, vulgo Wurzelbehandlung.“ Dieses, in betont naturalistischem Stil gehaltene Stück Zwölfzahnmusik, traf besonders die Nerven der Zuhörer. Elektronisch verstärkt, kroch dabei der Schmerz förmlich in jede Ecke der Zuhörer. Bevor sich der Saal vollständig lichten konnte, erlöste ein plötzlich auftretender Kurzschluss das Publikum. Kurz nach dieser denkwürdigen Uraufführung, stornierte ein Großteil der anwesenden Gäste in Panik ihre nächsten Zahnarzttermine, wie der Verband in einer Eilmeldung bekannt gab. Dass man den Schüler Tage später mit der Geige im Mund und dem Bogen durch die Brust getrieben im Fickwalder Forst auffand, war ein bedauerlicher Zwischenfall, der kaum die Reflektion in der Lokalpresse fand. Ein großes künstlerisches Talent wurde damit der Ewigkeit wieder zurückgegeben, bevor es zu vollständiger Blüte gelangen konnte. Allerdings zeigten die glücklichen Gesichter der Nachbarn seines Proberaums, dass jedem Schlechten auch ein Gutes entgegenstehen kann.

In Zusammenarbeit mit der russischen Partnerstadt Gulag im nördlichen Sibirien konnte dieses Jahr zum ersten Mal ein Austausch arrangiert werden. Nachdem die Insassen der Markscheider Besserungsanstalt für 10 Jahre ein Erlebnislager im sonnigen Permafrost Sibiriens besuchen dürfen, schickte die dortige Regierung eine Delegation mittels der Transsibirischen Eisenbahn. Die lange Strecke wurde gut überwunden, nur im Bereich der Markscheider Staatsbahn kam es zu witterungsbedingten Weichenstörungen, was die Delegierten angesichts der Markscheider Wertarbeit ein wenig irritierte. Auch scheint das Problem der fehlenden Geleise in Markscheid den Verantwortlichen irgendwie entgangen zu sein. So wurde bei der letzten Wegstrecke zur Konzerthalle der berühmte Roman “Soweit die Füsse tragen” in Musik für Blaseninstrumente musikalisch umgesetzt.
Bei ihrem ersten Konzert gaben die Gulager Sinfoniker ihren Einstand mit einem der berühmtesten Vertreter der Spätromantik Sibiriens Alexander Nirvanin. Sein fünftes Sinfonisches „Gedicht der Extase“ endete in einen fulminanten sechsten Satz: „Coitus interruptus“. In die letzte pause vor dem fulminanten X-Moll Schlussakkord hinein, brandeten schon, wie zu erwarten, die ersten Beifallsstürme, was im Übrigen auch schon dem Finalsatz seinen Namen gab. Das Grinsen der Musiker bei diesem Massen-Faux-Pas war legendär und konnte der allgemeinen Heiterkeit keinen Abbruch tun. Dass sich unterdessen die erste Geige mit der Flöte ein Stelldichein hinter dem Gong mit Pauken und Trompeten gab, war dem Thema angemessen und wurde mit einem Sonderapplaus bedacht. Die Wertungsnoten waren diesmal bei 6.0 und auch in der B-Note gab es kaum Abzüge. Manch einer der Besucher blickte sich unterdessen nach Möglichkeiten im Saale um, die erste Pause für eine Improvisation des Stückes zu nutzen.

Zum ersten Mal in der Geschichte der „Last Knight oft he C-Proms“ gelang es einen der Vertreter der Zombie Metal Fraktion zu gewinnen. Diese postmortale Version des Metal entstammt tatsächlich den verlassenen Friedhöfen am Rande des Fickwalder Forsts. Die Band „Die Nacht der lebenden Abgeordneten“ ist bekannt für blutige Texte und abgrundtiefen Hass, der bei allzu feinfühligen Zuhörern zu schockähnlichen, komatösen Zuständen führen kann. Die elektronisch verstärkten E-Gitarren, handgefertigt aus den Brustkörben Verstorbener harmonierten kunstvoll mit den fünf Schlagzeugen, deren knochenförmige Form die Herkunft von einem Gottesacker nicht verbergen konnte. Die Harmonik, eine krude Mischung aus mallorcasüchtigen Zombies auf Speed beleidigte jeden denkenden Menschen, was für einen durchschnittlichen Markscheider kein wirkliches Problem darstellt. Der Leadgröhler sprang als Höhepunkt in die Menge, die auch sicherheitshalber sofort Platz machte. Der harte Aufschlag dröhnte wie ein Gong durch den Saal und steigerte die Stimmung bis zu einem Höhepunkt, knapp über dem absoluten Nullpunkt.

Hier sehen wir den Frontmann bei seinen diversen Moves

Der große Regisseur der Nano Art in Deutschland, ebenfalls ein Markscheider, Johann Josef Stochastik beehrte überraschenderweise dieses Jahr das Festival mit seiner geistigen Abwesenheit. Der ganz in düsteres Schwarz gekleidete Maestro nahm huldvoll den Beifall auf der ansonsten leeren Bühne entgegen. Der intellektuellste Beitrag des Abends startete mit einer gemütvoll in die Länge gezogener Pause, während der sich das Publikum beruhigte. Gefolgt von einem Stakkato an kürzeren Pausen, der auf die Zuhörer niederprasselte wie ein Frühjahrshagel. Die Besucher konnten kaum Atem holen, da ging es schon in atemberaubendem Tempo weiter. Das Nichts konvulsiert zu einem Crescendo der Bedeutungslosigkeit, dessen Absolutheit transzendentale Formen erreicht. Das sanfte Ausklingen in dreihundert Achtelpausen ließ das Publikum im Ungefähren verharren. Vereinzelte Schnarcher konnten durch den Einsatz von Sitzkissen innerhalb weniger Sekunden zum absoluten Verstummen gebracht werden, was sicherlich in Johann Josef Stochastiks Sinne war.

Kategorien: Kultur